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Na eben. Die beiden Schieber Meier und Rechelmann besichtigen die große Automobilausstellung. Vor dem Stand der Opelwagen
bleiben sie stehen. Meier deutet auf ein Plakat, welches sich an einem der Wagen besindet mit Aufschrift „Dreimal verkauft."
„Ja", seufzt Rechelmann, „die können sich das erlauben; wenn unsereins das macht, gibt's mindestens drei Jahre."

Das Formular

Vor dem Schalter eines Wiener Post-
amtes stand ein junger Mann, um die
,Rundspruchsbezugsberechtigung' zu er-
werben. Die Postbeamtin hatte ein
mächtiges Formular vor sich, in welches
sie alles Wiffenswerte über den Rund-
fpruchteilnahmewerber gewissenhaft no-
tierte: Alter, Konfession, Name und
Beruf der Eltern, Kragenweite, Leu-
mund, Parteizugehörigkeit etc. etc.

Der neugierige Bogen war schon fast
vollgeschmiert, als sich bei der schein-
bar harmlosen Rubrik XVIII./12/B.
Monatseinkommen des Bewerbers'
ungeahnte Schwierigkeiten ergaben.
Der junge Mann behauptete nämlich
fest und steif, als abgebauter Beamter
über keinerlei Einkommen zu ver-
fügen.

„Na, hören S'," meinte die Be-
amtin vorwurfsvoll, „irgend ein Ein-
kommen müssen S' doch hab'n! Ist's
mehr als 7OO Schilling monatlich?"

Ale der verstockte Bursche aber wei-
ter von Arbeitslosigkeit' schwefelte, da
wurde das Postfräulein böse, patschte
mit ihrem zarten Händchen auf das
Formular und rief: „Kein Einkonimen?
Das gibt's doch nicht! Sowas Hab'ich
mein' Lebtag noch nicht g'hört! Ja, was

TRÄUMEN

Oft, wenn ich morgens dämmerfrüh erwacht.

Hängt noch die Welt voll alter, dunkler Träume.
Nur meine Mutter geht schon leis und sacht.
Niemand zu wecken, durch die stillen Räume.

Ein Gitter goldnen Flimmerlichtes schmückt das
Dunkel

Der blauen Zimmerwand mit zitterndem Gefunkel.
Und Sehnsucht dehnt sich dämmernd, wesenlos auf
Erden.

Da fühle ich beglückt mich neu zum Kinde werden:
Ich liege wach, indes die Schwester schläft.

Die Mutter schleicht, uns nicht zu wecken, durch die
Räume.

Das lichte Gitter an der dunklen Wand -

Wie liebt ich es! Es flimmert’, spielt’, verschwand.

Wie drin die Mutter ihre Lampe wendet.

Die durch die Fenstertür mir diesen Zauber spendet.
Wie oft war es mein Trost im früherwachten Morgen,
Da ich erregt und einsam lag in bittern Kinder-
sorgen —

Wie weh die wache Einsamkeit dem Kind auch tut.
Dort leuchtet Trost: bei Tag ist alles gut!

Wie süß ist Träumen! - Doch das Lichtgeflecht
verblaßt.

Wie es der Tag mit seinen kühlen Fingern faßt.

soll ich denn nachher in mein Formular
schreiben?"

Sie murmelte etwas, das wie „Vor-
stand fragen" klang, klappte das Schal-
terfenster zu und verschwand.

Nach einem kleinen halben Stündchen
kam sie wieder. Durchbohrte den Ar-
beitslosen mit einem feindseligen Blick
und zischte: „Also — Ihr Monatsein-
kommen beträgt weniger als 720
Schilling?"

„Ja," seufzte der Fatent, „um sie-
benhundert Schilling weniger!"

So steht es nun in der Rubrik
XV111./12/B. zu lesen: Einkommen
weniger als 722 Schilling.

Denn: Vorschrift ist Vorschrift!

Das Formular wackelte befriedigt
mit seinen Eselsohren . . .

Übrigens ist diese Geschichte wirklich
und wahrhaftig wahr! S-ip,,»

Es schadet nichts. Es kommt nicht von dem Fenster,
Durch das ins Elternzimmer fliehn die Nachtge-
spenster —

Die breiten Scheiben der Fabrik im Hof daneben.
Sie täuschen mir dies alte Morgent räume wehen.
Und daß die Mutter geht so leis und lind —
Gewohnheit ist’s der Greisin, nimmer Sorge um das
Kind.

Und alle Sehnsucht hat schon lang Gestalt
Und trägt Dein Angesicht und ich bin alt.

Anna Kupfer

Die Frage

„Hast du heute auch nur ein einziges
Mal den Finger in der Schule hoch-
gehoben?" - „O ja, in der Naturge-
schichte, Mutter!"

„Bei welcher Frage?" - „Der Lehrer
fragte, wer für das Schulmikroskop
einen Floh mitbringen könne."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Na eben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1926
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 165.1926, Nr. 4246, S. 290

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