Bitte
Gebet
Christmette
Du sollst es manchmal dulden
Llnd frage nicht: warum?
Dah ich die Hand dir halte
In Demut, heimlich, stumm -
Ich will das Wort verschließen,
Jedoch die Hand verrät,
Was manchmal übermächtig
Mir durch die Seele geht.
Es ist ein strenger Harnisch
iltn jedes Herz gelegt
Lind wehret jeder Welle,
Die Lieb' zu Liebe trägt. -
So müht' mein Herz verdorren,
Einsam nur sich gesellt,
Käm' nicht ein Strom des Lebens
Herein aus deiner Welt.
Drum lah mir deine Hände
Llnd frage nicht: wozu? -
Was du nicht weiht, ich weih es
Lind einmal weiht 's auch du:
Es strömt in stillen Wellen
Aus solcher Hände Ruh
Zum vollen schweren Leben
Die ganze Kraft uns zu.
Strfan Denk
Du riefst mich, Herr, nach deinem heil'gen
Willen.
Daraus ein jedes Sein den Anfang nimmt.
Run bin ich, dein Geschöpf, und will er-
füllen,
Das Llnbekannte, das du mir bestimmt.
Den Weg, der zeitlos zog durch Ewigkeiten,
Den miht du jetzt nach strengen Sonnenjahren.
Dem neuen Schicksal will ich mich bereiten:
Lah mich von allem, was es gibt, erfahren.
Des Lebens ganze Wucht lah mich ertragen
Lind bleibe fest, wenn ich von Gnade spreche:
Rur gib mir starke Schultern, die nicht zagen,
Dah auch die schwerste Last mich nicht zer-
breche -
Denn fest und unbeirrbar strahlt mein Glaube
Durch alle Rächt in meines Lebens Schlünden :
Ich werde immer wieder aus dem Staube
Erstehn und einst in deine Sonne münden.
Lah mich an dieses Lebens letztem Ziel
Gesättigt vor der dunklen Pforte stehen.
Gib - Herr - o - gib! Die Lust, den Schmerz,
gleichviel,
Läh mich nicht leer von dieser Erde gehen!
Ernst v. Csala
Habet auf das Glöcklein acht!
Heut ist Weih- und Zaubernacht!
Christ erschien uns gnadenvoll
Durch die Lüfte zieht Frau Holl'.
Kommt zur Metten nicht zu spat!
Steht der Pfarrer im Ornat,
Zündt der Mehner d' Lichter an,
Wird die Kirchtür' zugetan!
Draußen droht die Geisterstund'.
Lobt den Herrn aus Herzensgrund,
Dah er euch in seinem Haus
Schützt vor Llngemach und Graus!
Durch die Wolken bricht 's Gejaid,
Mond und Sternlein fliehen weit,
In dem Bach flieht roter Wein,
Der Herr Satan schenkt ihn ein.
An der Hecken blüht der Dorn,
Aus dem Schnee wachst reifes Korn,
Ochs und Esel red't im Stall
Lind die Hex 'spukt überall.
Leut' und Kinder, schnell herein!
Betet zum Klein-Jesulein,
Dah euch Hex und Teufelsbrut
Riemals was zuleide tut!
D. A. Hastas
Glossen
Eine seltsame Form vonVerplappern führte kürzlich in Philadelphia
zur Verhaftung eines Mannes, der unbefugterweise mit Alkohol
handelte. Er trug eine erkleckliche Menge des köstlichen Naß in einem
flachen Behälter, der ihm den Brustkasten umschloß. Nun wurde er
eines Tages beim allzuschnellen Überqueren einer Fahrstraße von
einem Auto umgerannt, so daß er einige Augenblicke bewußtlos lag.
Die Menge und auch ein Schutzmann nahmen sich seiner hilfreich
an, und alles würde gut ausgegangen fein, wenn er nicht, wieder
zu Bewußfein kommend, eilig feine zerfchundenen Glieder abge-
tastet und in seiner Verwirrung gerufen hätte: „Gottseidank! es ist
nur Blut!"
Ein hübsches Geschichtchen, das so recht geeignet ist, einem den
Glauben an das liebe Leben zü stärken, hat sich jüngst in der Nähe
von Straßburg zugetragen: Eine Frau, die durchaus und ein für
allemal vom irdischen Jammertal genug zu haben meinte, sprang in
den naben Rhein. Ein Hüter der öffentlichen Ordnung, der dies sah,
geriet dadurch einen Augenblick in peinliche Verlegenheit — denn
er war des Schwimmens unkundig. Aber plötzlich kam ihm eine Er-
leuchtung und schnell gefaßt zog er seinen Revolver: „Sofort an
Land schwimmen!" rief er, „oder ich schieße!" Und was sollte man
meinen? Die gute Frau kehrte um, schwamm an Land und war
gerettet. Brcttschneider
Das Mittel
„Du verstehst aber
auch gar nicht, die Woh-
nung ein bißchen weih-
nachtlich zu machen", be-
schuldigt Satze seine
Frau. - „Beruhige dich,
ich werde gleich ein paar
Tropfen Fichtennadel-
parfüm verspritzen . . ."
Vielsagend
„Ist euer Weihnachts-
baum eine Rot- oder
Weißtanne?"
„Nee, 'ne Schwarz-
t»nne!"
„Sie behaupten, das Auto nicht gestohlen zu haben." — „Hab ick ooch nich.Ick wurde
aus en' Ieschäft rausjeworfen, flog gerade in das Auto und schon fuhr es weg."
Das altmodische
Christkind
Lieselotte hat ein Bil-
derbuch bekommen und
betrachtet aufmerksam
ein Bild, auf dem das
Christkind zu sehen ist.
Schließlich bemerkt
sie:
„Ach, Mutti, das
Christ!ind ist aber furcht-
bar altmodisch."
„Nanu? Wie kommst
du denn auf die Idee?"
„Es hat ja noch nicht
mal einen Bubikopf!"
307
Gebet
Christmette
Du sollst es manchmal dulden
Llnd frage nicht: warum?
Dah ich die Hand dir halte
In Demut, heimlich, stumm -
Ich will das Wort verschließen,
Jedoch die Hand verrät,
Was manchmal übermächtig
Mir durch die Seele geht.
Es ist ein strenger Harnisch
iltn jedes Herz gelegt
Lind wehret jeder Welle,
Die Lieb' zu Liebe trägt. -
So müht' mein Herz verdorren,
Einsam nur sich gesellt,
Käm' nicht ein Strom des Lebens
Herein aus deiner Welt.
Drum lah mir deine Hände
Llnd frage nicht: wozu? -
Was du nicht weiht, ich weih es
Lind einmal weiht 's auch du:
Es strömt in stillen Wellen
Aus solcher Hände Ruh
Zum vollen schweren Leben
Die ganze Kraft uns zu.
Strfan Denk
Du riefst mich, Herr, nach deinem heil'gen
Willen.
Daraus ein jedes Sein den Anfang nimmt.
Run bin ich, dein Geschöpf, und will er-
füllen,
Das Llnbekannte, das du mir bestimmt.
Den Weg, der zeitlos zog durch Ewigkeiten,
Den miht du jetzt nach strengen Sonnenjahren.
Dem neuen Schicksal will ich mich bereiten:
Lah mich von allem, was es gibt, erfahren.
Des Lebens ganze Wucht lah mich ertragen
Lind bleibe fest, wenn ich von Gnade spreche:
Rur gib mir starke Schultern, die nicht zagen,
Dah auch die schwerste Last mich nicht zer-
breche -
Denn fest und unbeirrbar strahlt mein Glaube
Durch alle Rächt in meines Lebens Schlünden :
Ich werde immer wieder aus dem Staube
Erstehn und einst in deine Sonne münden.
Lah mich an dieses Lebens letztem Ziel
Gesättigt vor der dunklen Pforte stehen.
Gib - Herr - o - gib! Die Lust, den Schmerz,
gleichviel,
Läh mich nicht leer von dieser Erde gehen!
Ernst v. Csala
Habet auf das Glöcklein acht!
Heut ist Weih- und Zaubernacht!
Christ erschien uns gnadenvoll
Durch die Lüfte zieht Frau Holl'.
Kommt zur Metten nicht zu spat!
Steht der Pfarrer im Ornat,
Zündt der Mehner d' Lichter an,
Wird die Kirchtür' zugetan!
Draußen droht die Geisterstund'.
Lobt den Herrn aus Herzensgrund,
Dah er euch in seinem Haus
Schützt vor Llngemach und Graus!
Durch die Wolken bricht 's Gejaid,
Mond und Sternlein fliehen weit,
In dem Bach flieht roter Wein,
Der Herr Satan schenkt ihn ein.
An der Hecken blüht der Dorn,
Aus dem Schnee wachst reifes Korn,
Ochs und Esel red't im Stall
Lind die Hex 'spukt überall.
Leut' und Kinder, schnell herein!
Betet zum Klein-Jesulein,
Dah euch Hex und Teufelsbrut
Riemals was zuleide tut!
D. A. Hastas
Glossen
Eine seltsame Form vonVerplappern führte kürzlich in Philadelphia
zur Verhaftung eines Mannes, der unbefugterweise mit Alkohol
handelte. Er trug eine erkleckliche Menge des köstlichen Naß in einem
flachen Behälter, der ihm den Brustkasten umschloß. Nun wurde er
eines Tages beim allzuschnellen Überqueren einer Fahrstraße von
einem Auto umgerannt, so daß er einige Augenblicke bewußtlos lag.
Die Menge und auch ein Schutzmann nahmen sich seiner hilfreich
an, und alles würde gut ausgegangen fein, wenn er nicht, wieder
zu Bewußfein kommend, eilig feine zerfchundenen Glieder abge-
tastet und in seiner Verwirrung gerufen hätte: „Gottseidank! es ist
nur Blut!"
Ein hübsches Geschichtchen, das so recht geeignet ist, einem den
Glauben an das liebe Leben zü stärken, hat sich jüngst in der Nähe
von Straßburg zugetragen: Eine Frau, die durchaus und ein für
allemal vom irdischen Jammertal genug zu haben meinte, sprang in
den naben Rhein. Ein Hüter der öffentlichen Ordnung, der dies sah,
geriet dadurch einen Augenblick in peinliche Verlegenheit — denn
er war des Schwimmens unkundig. Aber plötzlich kam ihm eine Er-
leuchtung und schnell gefaßt zog er seinen Revolver: „Sofort an
Land schwimmen!" rief er, „oder ich schieße!" Und was sollte man
meinen? Die gute Frau kehrte um, schwamm an Land und war
gerettet. Brcttschneider
Das Mittel
„Du verstehst aber
auch gar nicht, die Woh-
nung ein bißchen weih-
nachtlich zu machen", be-
schuldigt Satze seine
Frau. - „Beruhige dich,
ich werde gleich ein paar
Tropfen Fichtennadel-
parfüm verspritzen . . ."
Vielsagend
„Ist euer Weihnachts-
baum eine Rot- oder
Weißtanne?"
„Nee, 'ne Schwarz-
t»nne!"
„Sie behaupten, das Auto nicht gestohlen zu haben." — „Hab ick ooch nich.Ick wurde
aus en' Ieschäft rausjeworfen, flog gerade in das Auto und schon fuhr es weg."
Das altmodische
Christkind
Lieselotte hat ein Bil-
derbuch bekommen und
betrachtet aufmerksam
ein Bild, auf dem das
Christkind zu sehen ist.
Schließlich bemerkt
sie:
„Ach, Mutti, das
Christ!ind ist aber furcht-
bar altmodisch."
„Nanu? Wie kommst
du denn auf die Idee?"
„Es hat ja noch nicht
mal einen Bubikopf!"
307
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sie behaupten, das Auto nicht gestohlen zu haben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1926
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1931
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 165.1926, Nr. 4247, S. 307
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg