Kindermund
Der 4jährige Reinhard löscht seiner 6jährigen
Schwester die eben gemachten Schulaufgaben
von der Tafel. Die Mutter bestraft ihn und
fragt zum Schluß, warum er denn dies getan
hätte. „War all falsch" war seine Antwort.
Der kleine Hansjörg hat zum erstenmal in
ein Konzert gedurft. Es ist ein Celloabend und
Hansjörg beobachtet mit viel Interesie den spie-
lenden Künstler.
„Nun, wie hatS dir gefallen?" fragt ihn da-
nach seine Mutter. — „Ganz gut. Aber der
Mann hat furchtbar Angst gehabt."
„Angst? Woran hast du denn das gesehen?"
„Mit der linken Hand, die er auf die Saiten
gedrückt hat, hat er die ganze Zeit schrecklich ge-
zittert."
Käthchen hat von ihren großen Brüdern
für fleißige Arbeit den studentischen Ausdruck
„ochsen" gehört. Eines Tages hat sie sich lange
mit ihren Schularbeiten abmühen müffen.
Käthchen (zureintretenden Mutter): „Heute
habe ich aber „geochst!"
Mutter (betroffen): „Aber Käthchen!"
Käthchen (verbeffernd): „geküht" - nein -
ich muß wohl sagen . . . „gekalbt!"
Das 5jährige Annerl hatte offenbar mehr
als einmal den Eltern zugehört, wenn sie sich
mit der Gerichtszeitung beschäftigten. Eines
Abends kam in ihrem Vaterunser die auffallende
Stelle vor: „ - - und führe uns nicht in
Untersuchung!"
Der dreijährige Jürgen soll vor den älteren
Geschwistern heute das Tischgebet sprechen. Er
faltet die Hände, sieht vor sich auf die dampfende
Schüssel und raspelt los: „Komm, Herr Jesu,
sei unser Gast, dann siehst du, was du uns be-
scheret hast, Amen!"
Bei Meiers ist Tante Else wieder einmal
auf Besuch gekommen und sitzt würdevoll da.
Die kleine Betty betrachtet sie schon eine ganze
Weile aufmerksam, gibt sich einen Ruck und fährt
mit der Zunge über das Kleid der Tante. All-
gemeines Entsetzen. Tante ringt nach Fassung:
„Aber Kind, was machst du denn da?" Trium-
phierend ruft Betty: „Mama hgt recht. Dein
Kleid ist wirklich geschmacklos."
Der kleine Oskar betrachtet sehr interessiert
ein Auto. Auf den Thermometer am Kühler zei-
gend fragt er den Chauffeur, was das sei. Als ihm
dieser antwortet, dies sei ein Thermometer, sagt
der Kleine: So so, hat das Auto auch Fieber?"
jTa-r%v\.+a.cis fr< cbew
HEIMGLÜCK
Sitft Ihr um den runden Tisch
Wie in guter, alter Zeit,
Draußen singt der Wind ein Lied
Und ganz still vom Himmel schneit
Wundertneicher Silberschnee . .
Steht die Lampe auf dem Tisch
Wie in guter, alter Zeit . .
Ems’ge Händlein schaffen flink,
Mild und friedlich überstreut
Warm non rotem, sanftem Licht.
Eine hohe Glockenuhr
Aus der guten, alten Zeit
Pendelnd nimmermüd erzählt:
„Also steht die Stund’, ihr Leut'. .“
Hell mit feinem vollem Schlag.
Weiß Gardinchen bauscht sich hoch
Wie in guter, alter Zeit . .
Draußen flieht das Schneegemölk . .
Ruht die Welt im Silberkleid
Unter zartem Sichelmond.
Sitst ihr um den runden Tisch,
Fern ist euch der Welthast Leid;
. . Summt der Wind . . die Lampe
Wie in guter, alter Zeit [glüht
Häuslich —frohem, reinem Glück. —
Irmgard Tischer
Kindermund
Der kleine Georg: „Mama, was ist schlim-
mer? Wenn ich unter ein Auto komme oder
mir die Hosen zerreiße?"
„Aber Kind! Natürlich ist es viel schlimmer,
wenn du von einem Auto überfahren wirst."
„Das ist aber ein großes Glück. Ich habe
mir nur die Hose zerrissen."
Mama kommt in das Kinderzimmer. Der
neunzährige Kurt und die siebenjährige Gretel
sind eifrig über ein Buch gebeugt, neben sich
mehrere beschriebene Bogen Papier. „Was
macht ihr denn da, Kinder?" — „Ach Mama,
wir haben in der Bibliothek dieses Buch über
Kindererziehung gefunden und verbessern es
gerade."
Der kleine Bernhard sieht zu, wie seine Mutter
vor dem Spiegel liebevoll einen Gesichtspickel
behandelt und bemerkt unwillig: „Aber Mama!
Pedikür' dich doch nicht immer im Gesicht!"
310
Der 4jährige Reinhard löscht seiner 6jährigen
Schwester die eben gemachten Schulaufgaben
von der Tafel. Die Mutter bestraft ihn und
fragt zum Schluß, warum er denn dies getan
hätte. „War all falsch" war seine Antwort.
Der kleine Hansjörg hat zum erstenmal in
ein Konzert gedurft. Es ist ein Celloabend und
Hansjörg beobachtet mit viel Interesie den spie-
lenden Künstler.
„Nun, wie hatS dir gefallen?" fragt ihn da-
nach seine Mutter. — „Ganz gut. Aber der
Mann hat furchtbar Angst gehabt."
„Angst? Woran hast du denn das gesehen?"
„Mit der linken Hand, die er auf die Saiten
gedrückt hat, hat er die ganze Zeit schrecklich ge-
zittert."
Käthchen hat von ihren großen Brüdern
für fleißige Arbeit den studentischen Ausdruck
„ochsen" gehört. Eines Tages hat sie sich lange
mit ihren Schularbeiten abmühen müffen.
Käthchen (zureintretenden Mutter): „Heute
habe ich aber „geochst!"
Mutter (betroffen): „Aber Käthchen!"
Käthchen (verbeffernd): „geküht" - nein -
ich muß wohl sagen . . . „gekalbt!"
Das 5jährige Annerl hatte offenbar mehr
als einmal den Eltern zugehört, wenn sie sich
mit der Gerichtszeitung beschäftigten. Eines
Abends kam in ihrem Vaterunser die auffallende
Stelle vor: „ - - und führe uns nicht in
Untersuchung!"
Der dreijährige Jürgen soll vor den älteren
Geschwistern heute das Tischgebet sprechen. Er
faltet die Hände, sieht vor sich auf die dampfende
Schüssel und raspelt los: „Komm, Herr Jesu,
sei unser Gast, dann siehst du, was du uns be-
scheret hast, Amen!"
Bei Meiers ist Tante Else wieder einmal
auf Besuch gekommen und sitzt würdevoll da.
Die kleine Betty betrachtet sie schon eine ganze
Weile aufmerksam, gibt sich einen Ruck und fährt
mit der Zunge über das Kleid der Tante. All-
gemeines Entsetzen. Tante ringt nach Fassung:
„Aber Kind, was machst du denn da?" Trium-
phierend ruft Betty: „Mama hgt recht. Dein
Kleid ist wirklich geschmacklos."
Der kleine Oskar betrachtet sehr interessiert
ein Auto. Auf den Thermometer am Kühler zei-
gend fragt er den Chauffeur, was das sei. Als ihm
dieser antwortet, dies sei ein Thermometer, sagt
der Kleine: So so, hat das Auto auch Fieber?"
jTa-r%v\.+a.cis fr< cbew
HEIMGLÜCK
Sitft Ihr um den runden Tisch
Wie in guter, alter Zeit,
Draußen singt der Wind ein Lied
Und ganz still vom Himmel schneit
Wundertneicher Silberschnee . .
Steht die Lampe auf dem Tisch
Wie in guter, alter Zeit . .
Ems’ge Händlein schaffen flink,
Mild und friedlich überstreut
Warm non rotem, sanftem Licht.
Eine hohe Glockenuhr
Aus der guten, alten Zeit
Pendelnd nimmermüd erzählt:
„Also steht die Stund’, ihr Leut'. .“
Hell mit feinem vollem Schlag.
Weiß Gardinchen bauscht sich hoch
Wie in guter, alter Zeit . .
Draußen flieht das Schneegemölk . .
Ruht die Welt im Silberkleid
Unter zartem Sichelmond.
Sitst ihr um den runden Tisch,
Fern ist euch der Welthast Leid;
. . Summt der Wind . . die Lampe
Wie in guter, alter Zeit [glüht
Häuslich —frohem, reinem Glück. —
Irmgard Tischer
Kindermund
Der kleine Georg: „Mama, was ist schlim-
mer? Wenn ich unter ein Auto komme oder
mir die Hosen zerreiße?"
„Aber Kind! Natürlich ist es viel schlimmer,
wenn du von einem Auto überfahren wirst."
„Das ist aber ein großes Glück. Ich habe
mir nur die Hose zerrissen."
Mama kommt in das Kinderzimmer. Der
neunzährige Kurt und die siebenjährige Gretel
sind eifrig über ein Buch gebeugt, neben sich
mehrere beschriebene Bogen Papier. „Was
macht ihr denn da, Kinder?" — „Ach Mama,
wir haben in der Bibliothek dieses Buch über
Kindererziehung gefunden und verbessern es
gerade."
Der kleine Bernhard sieht zu, wie seine Mutter
vor dem Spiegel liebevoll einen Gesichtspickel
behandelt und bemerkt unwillig: „Aber Mama!
Pedikür' dich doch nicht immer im Gesicht!"
310
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sonntagsfrieden"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 165.1926, Nr. 4247, S. 310
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg