Splitter
Einen Schmeichler bat
selbst der Dümmste; wenn
seinen andern, so sich selbst.
Das Unglück ist, daß
bie Menschen ihre Jagd
nach dem Gelde die Jagd
nach, dem Glücke nennen.
Mancher kennt sich nicht
und halt sich darum für
unverstanden.
Erfüllte Wünsche be-
deuten wenig, die uner-
füllten Wünsche halten den
Menschen ausrecht.
Schmeichelei ifteine köst-
liche Nahrung sowohl für
den, der sie bekommt, wie
für den, der sie gibt.
Manche Frauen ver-
lieren ihr Herz erst dann,
nachdem sie einen Mann
gefunden.
Mancher glaubt sich erst
dann auf dem richtigen
Platze, wenn er anderen
im Wege steht.
Steigerung. „Ein leckes Boot muß doch furchtbar gefährlich sein?"
„Lange nicht so gefährlich mie eine leckere Kusine!"
Splitter
Das Geld ist kein Übel,
sonst könnten wir es nicht
so leicht loswerden.
Der Weg zur Hölle führt
meist durch ein Paradies.
Eine Eigenschaft pflegt
zu übertreiben, wer sie nicht
besitzt. Spieglet
Willst du lieben, so laß
die Vernunft zu Haus,
Verstand bläst der Liebe
das Leben aus. W.z.
Verdientes zu erbalten
ist auch ein Glück.
Je leerer derKops, desto
leichter nisten dort fremde
Gedanken. ®i.
Mangel an Frucht wird
verborgen durch Überfülle
an Blättern — so muß
oftWortschwallGedanken-
armul verhüllen. et.
Variante
Altar schützt vor Tor-
heit nicht? r.
Ein Dichter wirft Perlen ins Meer
Eine lustige Geschichte in Dialogen von Alfred Hein
Das Ebepaar steht, wie das so üblich ist, am Meer und schaut
in die untergehende Sonne.
Gerda: „Ich möchte immer hier bleiben, die Sonne, der Abend,
das Meer - alles so still. Selbst wenn es stürmt."
Hermann: „Ach was! Du würdest bald wieder in die große Stadt
stieben mit ihren Bequemlichkeiten: „Meine Nerven, meine Nerven,
jetzt bloß ins Cafe und ins Kino, daß ich auf andere Gedanken komme!
Wir sind entwöhnt der großen Einsamkeit, Sektflaschenkinder!"
Gerda: „Du zerstörst die ganze Andacht. Ich bete die rote Kugel
an. Der Wind wandert vorüber. Ich spüre Lindenduft. Die Jugend
kehrt zurück."
Hermann:, „So wenig die Jugend dir wirklich zurückkehrt, so
sicher ist dies alles nur ein Märchen deiner Seele."
Gerda: „Seit langem habe ich dich nicht so heiß und rein geliebt
wiö in diesen Feierstunden, ünd du sprichst so abscheuliche Worte.
Laß mich allein." (Hermann geht).
Gerda: „Jetzt ist sie fort, ihr letztes Gold zerfließt auf dem Meer,
ein himmlischer Spiegel!"
Ein fremder Herr: „Schade Gnädigste, nicht wahr? Man möchte
weinen " — Gerda: „Wirklich, mir ist ganz traurig zu Mute."
Der fremde Herr: „Über den Wellen wandern die geheimsten
Träume der Menschen. Auch die Ihrigen, gnädige Frau."
Gerda: „Wie Sie das fühlen!"
Der fremde Herr: „Es ist mein Beruf." — Gerda: „Was sind Sie?"
Der fremde Herr: „Gar nichts und viel: — Dichter."
Gerda: „Ah — Sie verstehen — ? Sie sind noch nicht von der
Großstadt angekränkelt, keine Maschine."
DerDichter:„Jch binwie Atem Gottes, wie Wind überBlumen."
(Er schaut sie mit hypnotisierendem Auge an, mit den Blunien meint
er auch sie.)
Gerda (flirtig angeregt): „Sie werden mir sagen können, warum
wir die Sonne verloren haben."
Der Dichter: „Sie schauen nicht nur die Oberfläche der Dinge,
gnädige Frau. Ich werde es Ihnen sagen: Das macht das Geld."
Gerda (mit ihrer Perlenkette spielend): „Ja, ja."
Hermann gebt schmunzelnd an dem Paar vorüber: „Ich setz' mich
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Einen Schmeichler bat
selbst der Dümmste; wenn
seinen andern, so sich selbst.
Das Unglück ist, daß
bie Menschen ihre Jagd
nach dem Gelde die Jagd
nach, dem Glücke nennen.
Mancher kennt sich nicht
und halt sich darum für
unverstanden.
Erfüllte Wünsche be-
deuten wenig, die uner-
füllten Wünsche halten den
Menschen ausrecht.
Schmeichelei ifteine köst-
liche Nahrung sowohl für
den, der sie bekommt, wie
für den, der sie gibt.
Manche Frauen ver-
lieren ihr Herz erst dann,
nachdem sie einen Mann
gefunden.
Mancher glaubt sich erst
dann auf dem richtigen
Platze, wenn er anderen
im Wege steht.
Steigerung. „Ein leckes Boot muß doch furchtbar gefährlich sein?"
„Lange nicht so gefährlich mie eine leckere Kusine!"
Splitter
Das Geld ist kein Übel,
sonst könnten wir es nicht
so leicht loswerden.
Der Weg zur Hölle führt
meist durch ein Paradies.
Eine Eigenschaft pflegt
zu übertreiben, wer sie nicht
besitzt. Spieglet
Willst du lieben, so laß
die Vernunft zu Haus,
Verstand bläst der Liebe
das Leben aus. W.z.
Verdientes zu erbalten
ist auch ein Glück.
Je leerer derKops, desto
leichter nisten dort fremde
Gedanken. ®i.
Mangel an Frucht wird
verborgen durch Überfülle
an Blättern — so muß
oftWortschwallGedanken-
armul verhüllen. et.
Variante
Altar schützt vor Tor-
heit nicht? r.
Ein Dichter wirft Perlen ins Meer
Eine lustige Geschichte in Dialogen von Alfred Hein
Das Ebepaar steht, wie das so üblich ist, am Meer und schaut
in die untergehende Sonne.
Gerda: „Ich möchte immer hier bleiben, die Sonne, der Abend,
das Meer - alles so still. Selbst wenn es stürmt."
Hermann: „Ach was! Du würdest bald wieder in die große Stadt
stieben mit ihren Bequemlichkeiten: „Meine Nerven, meine Nerven,
jetzt bloß ins Cafe und ins Kino, daß ich auf andere Gedanken komme!
Wir sind entwöhnt der großen Einsamkeit, Sektflaschenkinder!"
Gerda: „Du zerstörst die ganze Andacht. Ich bete die rote Kugel
an. Der Wind wandert vorüber. Ich spüre Lindenduft. Die Jugend
kehrt zurück."
Hermann:, „So wenig die Jugend dir wirklich zurückkehrt, so
sicher ist dies alles nur ein Märchen deiner Seele."
Gerda: „Seit langem habe ich dich nicht so heiß und rein geliebt
wiö in diesen Feierstunden, ünd du sprichst so abscheuliche Worte.
Laß mich allein." (Hermann geht).
Gerda: „Jetzt ist sie fort, ihr letztes Gold zerfließt auf dem Meer,
ein himmlischer Spiegel!"
Ein fremder Herr: „Schade Gnädigste, nicht wahr? Man möchte
weinen " — Gerda: „Wirklich, mir ist ganz traurig zu Mute."
Der fremde Herr: „Über den Wellen wandern die geheimsten
Träume der Menschen. Auch die Ihrigen, gnädige Frau."
Gerda: „Wie Sie das fühlen!"
Der fremde Herr: „Es ist mein Beruf." — Gerda: „Was sind Sie?"
Der fremde Herr: „Gar nichts und viel: — Dichter."
Gerda: „Ah — Sie verstehen — ? Sie sind noch nicht von der
Großstadt angekränkelt, keine Maschine."
DerDichter:„Jch binwie Atem Gottes, wie Wind überBlumen."
(Er schaut sie mit hypnotisierendem Auge an, mit den Blunien meint
er auch sie.)
Gerda (flirtig angeregt): „Sie werden mir sagen können, warum
wir die Sonne verloren haben."
Der Dichter: „Sie schauen nicht nur die Oberfläche der Dinge,
gnädige Frau. Ich werde es Ihnen sagen: Das macht das Geld."
Gerda (mit ihrer Perlenkette spielend): „Ja, ja."
Hermann gebt schmunzelnd an dem Paar vorüber: „Ich setz' mich
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Steigerung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 167.1927, Nr. 4277, S. 41
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg