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ins Kurhaus. Laß dich nicht stören." Der Dichter: „Ihr Gatte?"

Gerda: „Ja. Er ist so furchtbar prosaisch. Herzensgut, aber -

Der Dichter: „Wir leiseren Männer können gewiß keine Perlen-
ketten schenken,aber die Träume des Lebens, der Welt,des Alls-

Ich bin arm. Ich baue nur Luftschlöffer. Aber —

Ein Pfiff von der See ertönt, über die sich die Nacht breitet.

Gerda: „Was war das?"

Der Dichter: „Vielleicht — der Vogel der Sehnsucht."

Gerda: „Der Vogel der Sehnsucht - — Ein zweiter Pfiff.

Der Dichter: „Ich reiche Ihnen die Krone aus Traumgold, ent-
zückende Königin der Meeresnacht. Sie schenken mir die Perlenkette
(Gerda tut alles, was er sugge-
stiv auöspricht), ich aber Haffe
allen Tand der reichen, ach, so
armseligen Leute und werfe sie
weit hinaus ins Meer — — "

(Der Dichter schleudert die
Perlenkette insMeer hinaus).

Gerda: „Ah! Oh! Groß-
artig! Sie find ein Held der
Armut, reich an Geist und all-
umfaffender Liebe!"

Ein dritter Pfiff.

Der Dichter: „Der Vogel
der Sehnsucht — schöne Frau

— ich möchte gehen — —."

Gerda: „Noch — nicht —

lieber Dichter — —."

Der Dichter: „Doch — doch

— ich möchte diese reine zarte
Liebe - sie soll um uns blei-
ben — — auf Nimmerwieder-
sehn - ich bin ein ewiger
Wanderer — —."

Gerda: „Ach, sehen Sie
doch! Jetzt badet noch einer.

Da steigt er an den Strand.

Mein Gott, ganz dunkel, wir
sind ja ganz allein!"

Der Dichter: „Leichtsinn,
jetzt ins Waffer zu gehen."

Der Badende ruft herüber:

„Ja,es war ein bischen lang."

Der Dichter lächelt spitzbübisch in sich hinein.

Gerda: „Führen Sie mich ins - Kurhaus - ach, warum nicht
in die Sternennacht hinaus."

Der Dichter: „Ja, ich fliehe die Kasernen der Menschen. Ein
Baum ist mein Dach. Eine Nachtigall meineKöchin, der Mond mein
Portier." — Gerda: „Welch inniger Witz."

(Gerda nimmt seinen Arm. Sie gehen stumm verzückt zum Kurhaus).

Gerda:„Was wird mein Mann nur zu der weggeworfenen Perlen-
kette sagen? Sein Hochzeitsgeschenk."

Der Dichter: „Ist Ihne» das Opfer zu groß gewesen für unsere
heilige Stunde, gnädige Frau?" - Gerda: „O, nicht so förmlich."

Der Dichter: „Ich liebe dich, darum stiebe ich."

Gerda: „Ja, ja, gehen Sie, Sie Unwiederbringlicher — Du
Einziger — lieber, lieber Dichter — —."

Hermann kommt vom Strande her mit dem Mann, der gebadet hat.
Der Mann, der gebadet hat zum Dichter: „Idiot! Was ftehste
hier solange! Ich wäre fast erfroren."

Hermann: Ich würde Ihnen beiden raten, mit der Perlenkette
meiner Frau nicht Wafferball zu spielen. Geben Sie mir doch die
Kette heraus, ehe ich fremde Hilfe ruzen muß. Und dann: Gute Nacht,
meine Herren!"

Der Mann, der gebadet hat, zieht die Kette aus seiner Tasche und
gibt sie mit niedergeschlagenen Augen Hermann. Die „Herren" eilen

mit Geschwindschritt in die
Dunkelheit. Hermann hängt
seiner Frau die Perlenkette
um, die sprachlos ihrem „Dich-
ter" nachschaut.

Gerda: „Er war doch ein
Dichter?!?!"

Hermann: „Ich sah von der
Düne, wie er mit dem pfei-
fenden Badenden die Dieberei
dichtete.

Gerda: „Der Vögel der
Sehnsucht - nein - nein -
Pfui, du spionierst."

Hermann: „Wenn man da-
bei eine Perlenkette und eine
PerlevonFrauenseele rettet?"

Gerda: „Hermann,verzeih,
ich bin dumm."

Hermann: „Nur ein bis-
chen elegisch, das macht der
Abend am Meer."

Gerda: „Wie kann man
die Stimmung durch solchen
Diebstahl entweihen!"

Hermann: „Ja, nicht wahr?
Wenn ich das schon tue mit
abscheulichen Worten! Aber
„Er"! Er tat es doch so sehr
im Einklang mit der Natur
und deinen Gefühlen."
Gerda: „Pfui, Hermann,
du willst mich ärgern. Ich wußte nicht, daß heut selbst die Sonne
und die Natur benutzt werden, um zu lügen und zu betrügen."
Hermann: „Vielleicht werden sie am Gewinn beteiligt."

Gerda: „Warum du nur immer so prasaisch bist — —
Hermann: „Und nicht so schön poetisch stehlen kannst, nicht
wahr?"

Eine Kleinigteit

Betty will ihre Freundin Klara zum Spaziergang abholen und
ruft zu deren Fenster hinauf: „Kommst du gleich mit?" Klara ant-
wortet: „Ich babe nichts anzuziehen und muß mir erst ein neues
Kleid machen." „Gut, die paar Augenblicke warte ich unten."

An verbotener Stelle
..Oh — ein Mann!“
..Schdimmt! Aiver zu Ihrem
dicke geen Schutzmann /"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"An verbotener Stelle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Geis, Josef
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 167.1927, Nr. 4277, S. 42

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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