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abn' ist diese Ausrede doppelt bedauerlich. Da ich mich nicht an Ihren
^^und halten kann, muh ich Sie bitten, mich ans die Gendarmeriestation

begleiten."

Wohl kaum möglich", erwiderte die Fremde und blickte prüfend über

'bren

sparsamen Badeanzug herab.

"Nun, Sie werden ja noch andere Kleider in Ihrem Fischerboot verstaut
b^ben." .3i>m warf einen Blick hinein, sah
^ber nichts.

"Nein." Sie seien von Bruckdorf im Kajak
^tzgefabren und batten beabsichtigt, ebenso
t'°rtbin zurückzukebren. Was hätte sie da noch
^"bere Kleider mitnehmen sollen? Nach seinen
Personalien befragt, gab das Mädchen an,

Groß zu heißen, ihr Bruder werde Rudolf
^"ufen. „Freund", wie ihr der Herr da un-
^ahrerWeise vorgeworsen, habe sie keinen, in
ihren Kreisen sei das nicht üblich. Ihr Vater
lei Verstcherungsbeamter und die Familie ver-
teile zur Sommerfrische in Bruckdorf.

„Eben dort ist auch die Gendarmeriestation.

^ehen wir."

Das Mädchen deutete auf das Boot. „Wollen wir nicht lieber fahren?"

„Ich du, kein Kajakmensch. Fünf Kilometer stromaufwärts im Kanu.
2<h danke gehorsamst. Im übrigen ist Ihr Faltboot von mir beschlagnahmt.
Ich hole es morgen." Damit verbarg er das Fahrzeug in einem Busch.

Elli Groß schien sich fügen zu wollen. Man trat den weiten Weg nach
Bruckdorf an. Schweigend. Das Väschen hock, in der Luft, blickte das
-Mädchen hochmütig und gekränkt geradeaus. Den Toni sah sie überhaupt
nickt mehr. Dieser betrachtete sie von der Seite. Reizendes Profil. Weich
und federnd ihr Gang. Spielend nahm sie selbst Stoppeln oder kurzgemähte
ÄZiesen, klagte nicht ein Wort darüber, daß sie barfuß war. Menschen in
ber Ferne! Elli erschrak, schritt nicht mehr so rüstig vorwärts. Plötzlich

erklärte sie, nicht mebr weiter gehen zu wollen, setzte sich kurzerhand ins
Gras. Als er ihr zuredete, begann sie zu weinen. Verlegen stand der Toni
vor dem Mädchen. Nun ertappte er sich sogar dabei, daß er ihm Mut zu-
sprach, ihm versicherte, gar so schlimm werde es nicht werden. „Glaube ich
schön", erwiderte Elli gereizt, „denn was haben wir schließlich getan? Nichts
anderes, als was jeder Bruckdorfer jeden Tag tut. Aber das Aufsehen, das

dies alles machen wird, der Spott und was
noch so dran bängt".

„Gut, ich habe das Boot, ich habe im Ruck-
sack den Hecht, dazu Ihren Namen. Ich ver-
zichte auf die Gendarmeriestation."

Ein dankbarer, e>» langer und tiefer Blick
traf ihn aus dunklem, »och tränenfeuchtem
Auge. Um den Toni war es geschehen. Dieb-
stahl und Frevel halte er vergessen, sah nur
mehr das schöne Kind. Er überlegte, machte
Vorschläge für die Heimkehr. Wie man diese
möglichst unbemerkt gestalten könnte. In den
letzten Büschen vor Bruckdorf sollte Elli war-
ten. Er würde in den Ort gehe» und ihr den
Bruder mit Kleidern schicken. Ein noch dank-
barerer Augenaufschlag. Wenn Elli beim weiteren Heimweg einmal wieder
etwas kleinlaut werden wollte, dann legte er tröstend seine breite Hand auf
ihre schmale Schulter. Nach einer ferneren Viertelstunde hatte Elli-Eva es
erreicht, daß ihr Strafe und Anzeige, Hecht und Boot geschenkt waren. Fünf
Minuten später, als sie durch eine für Elli's unbeschuhte Füße höchst beschwer-
liche Auenwildnis kamen, stützte er sie oft und kräftig. Mitten in blauen
Glockenblumen und rötlichem Türkenbund küßte der Toni feine Fischdiebin.
Nicht einmal nur. Alle paar Schritte, solange sie in der verschwiegenen Au
waren. Und diese war einen halben Kilometer lang.

Drei Tage später waren sie verlobt. . . . Eine geangelte Braut! Nicht
jedem Fischer widerfährt solches Petri Heil! . . .

DER TINTENFISCH

’Ti Füllfederhalter fiel ins Meer.

Uin Tintenfisch machte sich drüber her
Und saugte ihn aus in durstigen Zügen.
Hann ließ er ihn liegen.

Hie Tinte floß zu den anderen Tinten,

Die er schon hatte im Beutel hinten.
Die neuhinzugekommenen Säuren
Bewirkten jedoch einen ungeheuren
Chemischen Reagensprozeß.

Der Tintenfisch aber, der spürte es.

Es blähte und drückte ihn sehr im Darme.
Er wurde ganz blaß und rang die Arme.

So können wir lernen von Tintenfischen:
Man soll nie zweierlei Tinte mischen.

Balduin R e i di e n wall n e r

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die geangelte Braut"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Pfeiffer, Reinhold
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 167.1927, Nr. 4277, S. 45

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