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prompt auf 6 Uhr 14 stellt . . . Da — an einem regnerischen Iuli-
morgen - ereignete sich etwas Furchtbares ...! Als der Herr Schwarz
Punkts Uhr 14 das Haustor aufsperren wollte, brach ihm der Schlüffe!
ab und fein Bart (vom Schlüssel natürlich!) blieb im Schloß stecken.
Infolgedessen konnte natürlich der Herr Schwarz nicht um 6 Uhr 14
das Haus verlaffeu. Und der Schlupferl infolgewiederdeffen um 6 Uhr
14 bellen ...Er konnte auch nicht seinen altvertrauten Laternenpfahl
anp .. rosten. Sondern war gezwungen, trotz tiefsten seelischen Protestes
sein unaufschiebares Morgengeschäft in einem Winkel des Hausflurs
zu erledigen. Umsonst betteln seine braunen Hundeaugen vorwurfsvoll
und in ratlosem Staunen zu seinem gleichfalls ratlosen Herr! empor.
Umsonst ringelte sich sein Schweifcrl zu dem ängstlichen Fragezeichen:
„Was nun??!" Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit einge-
klemmter Rute und unter den heftigsten Bissen seines geknebelten
Pflichtbewußtseins, hinter seinem Gebieter die zwei Treppen wieder
Kinaufzusteigen. Und mit sozusagen gebundenen Vorderpfoten den
Katastrophen gefaßt entgegenzusehen . . .

Und die Katastrophen blieben nicht aus.-Es wurde halb sieben.

Es wurde Sieben. Und noch immer schlief der Schillerplatz wie im
Dornröschen. Vom nahen Kirchturm läuteten energisch die Klocken.
Eine Fabriksirene heulte drohend in der Ferne. Kopfschüttelnd schulterte
der Straßenkehrer seinen Besen, um sich in eine andere Gegend zu ver-
ziehen ... Da geht auf Nummer 11 zögernd ein Rolladen hoch und
der unfrisierte Kopf der Frau Siebcntod stößt witternd in die Morgen-
luft. „Sie - Herr Muchtl-," pispert sie mit belegter Stimme,

„bat denn der Schlupferl no gar net bellt?" Und der Straßenreinigungs-
beamt: gibt mit allen Zeichen der Verstörtheit die Antwort in gleicher
Tonlage zurück: „Na, g'wiß net. Aber - Sieb'ne is fcho'!" - -
„Haha! Sö san heit g'spaßi'!" Frau Siebentod will sich schieflachen
über den guten Witz und läßt
vorsichtig den Rolladen wieder
herunter. Soll ihr Tari nur noch
ein wengerl schlafe»! Wo er dock,
die Nacht bis um Zwei hat Dienst
machen müssen. Soll er schlafen.

Der Schlupferl wird schon wecken!

Aber dem Schlupserl waren,
wiegesagt, die Vorderpfoten ...

Und die Folge davon war, daß
der Verkehrsschutzmann Sieben-
tod, statt um 6 Uhr 30, erst um
bald neun auf seinem Posten am
Bahnhofsplatzeintraf-Inzwischen
ging dort natürlich alles drunter
und drüber.Einige DutzendAutos
hatten sich zu einem unentwirr-
baren Knäuel ineinander verbis-
sen und mußten mit Schweiß-
apparaten auseinander geklaubt
werden. Hunderte von Fuß-
gängern warteten a» den Stra-
ßenkreuzungen beharrlich auf das
gewohnte Zeichen zum Überschrei-
ten der Fahrbahn. Und dieses
Zeichen - dieses unentbehrliche,
geliebte Zeichen - - blieb aus!

Infolgedessen kamen Hunderte

von Angestellten zu
spät ins Geschäft.

Rechtsanwälte ver-
säumten ihre Ter-
mine und mußten
händeringend zuse-
hen, wie ihre Klien-
ten in coutumatiam
verurteilt wurden.

Sämtliche Elektri-
schen des Stadtnet-
zes gerieten in eine
schierunentwirrbare
Stockung, weil der
Trambahnführer Beißzang seinen Dienst auf Linie 30 nicht fahrplan-
mäßig angetreten hatte. Und ein ganzes Stadtviertel blieb an jenem
denkwürdigen Morgen ohne Frühstücksemmel. . . Aber das war noch
nicht alles. Die Konsequenzen wuchsen ins Uferlose!

Die Kozlerowa verschlief um anderthalb Stunden und mußte ihre
Morgengymnastik ausfallen lassen. Die Folge wareineGewichtSzunabme
von weiteren 21 Gramm und der Verlust eines schon „so gut wie per-
fetten" Filmengagements nach Hollywood, das sich aber, infolge dieser
plötzlich auftretenden Korpulenz, noch in letzter Minute zerschlug. In
ihrer furchtbaren Aufregung vergaß die Diva sogar ihr ganzes Russisch
und schrie mit auffallendem Schwanthaler Akzent: „Mi könnt s öS fei'
oillsamt ....!" Sprach'« — und machte sich noch selbigen Tages mit
Unterstützung des Herrn Bankier Sichelmagen selbständig . . .

Und auch Herr Sally Sichelmagen war in die allgemeine Katastrophe
hineingerissen worden. Nämlich insofern, als sein Masseur nicht erschien.

Seine Verdauung somit unge-
regelt'war. Und ihm eine schwere
Quadratur, die sein Horoskop
an diesem Tag aufwies, verbor-
gen blieb. Die Quadratur im 2.
Haufe der Venus, über die noch
dazu unglücklicherweise gerade der
Merkur kam — war ohne Zweifel
die Kozlerowa. Das fiel ihm aber
erst viel später auf. . .

Durch das Versäumnis des
Herrn Studienrats mußte eine
ganze Schulklasse auf die erste
Unterrichtsstunde verzichten. Die
strebsamen Schüler weigerten sich
jedoch solidarisch, am Mittag
eher nach Hause zu gehen, als bis
nicht das ihnen entgangene Pen-
sum durch Nachsitzen wieder ein-
geholt war. Vier unglückliche
Pensionäre bekamen dafür eine
Tracht Prügel und keinen Mor-
genkaffee . . .

Nur Frau Oberst Schlan-
ker! stellte an jenem Iulimor-
gen mit Genugtuung eine er-
freuliche Veränderung im Lebens-
wandel ihres Galten fest. Noch

Starke Wirkung

Hausherr (dem die Köchin aufträgt): »Ja, — ich wollte doch harte
Eier?"

Köchin: »Ach, - die gnädige Frau hat gerade Klavier gespielt, das
war so rührend, da habe ich in Gedanken Rühreier gemacht. —

S7
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Starke Wirkung"
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Fliegende Blätter, 169.1928, Nr. 4330, S. 57

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