DIE ÜBERRASCHUNG
EINE BALLADE A US DEM ALLTAG
Der schlaue Dienstmann. „Verlang ich jetzt von dem seinen Herrn
da fürs Koffertragen 8O Pfg., so gibt er mir sicher I Mk. Verlang ich aber
l Mk„ so wird er mir wahrscheinlich nichts draus geben. Also verlang ich
von ihm selbstverständlich 80 Pfg., so Hab ich schon wieder 20 Pfg. mehr
verdient."
Die Hauptsache
„Wollen Sie sich nicht auch einmal verjüngen lasten, Herr Wastlhuber?"
„Mir gangst', daß i nach« statt Bier wieder lauta Milli saufa dersat!"
Zu Grimmeiding beim Postmirt Anton Maier
Dort mohnt ’ ein Gast oom allerfeinsten Pli,
Der aß bereits zum ersten Frühstück Eier
Und in der Beletag' mar sein Logis.
Fein mar sein Anzug und sein Wort geschliffen,
Und sein Gehaben das oon einem Herrn,
Und selbst der Bürgermoasta hat begriffen:
Der Mann ist Städter. Der Mann ist modern.
Drum, menn er sprach, da lauscht’ mit offnen Ohren
Der Tierarzt und der Amtmann Joseph Schmal.
Der ganze Tisch der Honoratioren —
Er fühlte sich geehrt ein jedes Mal.
Denn unser Freund gehörte zu den Zahlern
Und meistens mar es Sekt, den er erkor.
Tarockte er — dann marf er mit den Talern
Und mar beliebt, da er ja stets oerlor . . .
„Den Gast, den muß ich halten“ sprach der Postmirt
., Was aber fesselt heute einen Mann?
Nun, daß ihm nicht zu fade Trunk und Kost mird
Leg ich zur Unterhaltung Radio an!”
Her die Antenne, zu der Well' Erhaschung,
Lautsprecher her, den lautsten so man hat!
„Heut abend gibt es eine Überraschung
Zu Ehren unseres Gastes aus der Stadt!“
Da gabs beim Postmirt ein Gedräng, ein tolles.
Das ganze Grimmeiding saß Hand bei Hand.
Und. . . plötzlich . . . tönte ein Geheimnisoolles,
Ein „Achtung... Achtung ...“ mitten aus cler Wand.
Stolz sah der Stammtisch auf den feinen Fremden.
Denn ihm nun dankte man den neuen Ton,
Und lauschte. Wie? Was hörte man: „Aus Kempten
Ist — Achtung!! — jüngst ein Defraudant ent Rohn.
Fein ist sein Anzug und sein Wort geschliffen
Er trinkt meist Sekt. Ausschaut er oornehm fast.
Da hat der ganze Stammtisch mas begriffen
Und alle schauten auf den fremden Gast.
Der hat darauf im Spritzenhaus genächtigt.
Die Stammtisch-Stimmung aber murd fatal.
„Mir mar er — sprach der Tierarzt — gleich ver-
dächtig“.
„Ein rieht’ger Gauner!“ trumpfte Amtmann Schmal.
Doch Maiers Kummer nahm den höchsten Grad an.
„Mein bester Zecher!“ jammerte er laut:
Das Radio nannt' er ein ,.Geschenk oom Satan“
Und hals — für künftge Fälle-abgebaut.
Ri-Ri
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EINE BALLADE A US DEM ALLTAG
Der schlaue Dienstmann. „Verlang ich jetzt von dem seinen Herrn
da fürs Koffertragen 8O Pfg., so gibt er mir sicher I Mk. Verlang ich aber
l Mk„ so wird er mir wahrscheinlich nichts draus geben. Also verlang ich
von ihm selbstverständlich 80 Pfg., so Hab ich schon wieder 20 Pfg. mehr
verdient."
Die Hauptsache
„Wollen Sie sich nicht auch einmal verjüngen lasten, Herr Wastlhuber?"
„Mir gangst', daß i nach« statt Bier wieder lauta Milli saufa dersat!"
Zu Grimmeiding beim Postmirt Anton Maier
Dort mohnt ’ ein Gast oom allerfeinsten Pli,
Der aß bereits zum ersten Frühstück Eier
Und in der Beletag' mar sein Logis.
Fein mar sein Anzug und sein Wort geschliffen,
Und sein Gehaben das oon einem Herrn,
Und selbst der Bürgermoasta hat begriffen:
Der Mann ist Städter. Der Mann ist modern.
Drum, menn er sprach, da lauscht’ mit offnen Ohren
Der Tierarzt und der Amtmann Joseph Schmal.
Der ganze Tisch der Honoratioren —
Er fühlte sich geehrt ein jedes Mal.
Denn unser Freund gehörte zu den Zahlern
Und meistens mar es Sekt, den er erkor.
Tarockte er — dann marf er mit den Talern
Und mar beliebt, da er ja stets oerlor . . .
„Den Gast, den muß ich halten“ sprach der Postmirt
., Was aber fesselt heute einen Mann?
Nun, daß ihm nicht zu fade Trunk und Kost mird
Leg ich zur Unterhaltung Radio an!”
Her die Antenne, zu der Well' Erhaschung,
Lautsprecher her, den lautsten so man hat!
„Heut abend gibt es eine Überraschung
Zu Ehren unseres Gastes aus der Stadt!“
Da gabs beim Postmirt ein Gedräng, ein tolles.
Das ganze Grimmeiding saß Hand bei Hand.
Und. . . plötzlich . . . tönte ein Geheimnisoolles,
Ein „Achtung... Achtung ...“ mitten aus cler Wand.
Stolz sah der Stammtisch auf den feinen Fremden.
Denn ihm nun dankte man den neuen Ton,
Und lauschte. Wie? Was hörte man: „Aus Kempten
Ist — Achtung!! — jüngst ein Defraudant ent Rohn.
Fein ist sein Anzug und sein Wort geschliffen
Er trinkt meist Sekt. Ausschaut er oornehm fast.
Da hat der ganze Stammtisch mas begriffen
Und alle schauten auf den fremden Gast.
Der hat darauf im Spritzenhaus genächtigt.
Die Stammtisch-Stimmung aber murd fatal.
„Mir mar er — sprach der Tierarzt — gleich ver-
dächtig“.
„Ein rieht’ger Gauner!“ trumpfte Amtmann Schmal.
Doch Maiers Kummer nahm den höchsten Grad an.
„Mein bester Zecher!“ jammerte er laut:
Das Radio nannt' er ein ,.Geschenk oom Satan“
Und hals — für künftge Fälle-abgebaut.
Ri-Ri
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der schlaue Dienstmann"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1928
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 169.1928, Nr. 4331, S. 68
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg