MISS MABELS LETZTER EHRT
G R O TE SK E VO N E. CAR EN
Miß Maböl Rapplespleen, Erbin eines Oltrusts, des Riesen-
diamanten „klur- llnüll" diverser Radiumbergwerke auf dem Mars
und des größten Vogels von ganz Amerika, — Miß Mabel war in
allem und jedem die up-to-ckateste Lady der U. S. A. Sie bestand
überbaupt nur aus Superlativen, vom Wafferstoffsuperorid-Eton-
scheitel bis zu de» „Superior"-Seidengumniistrumpfhaltern. Sie
besaß den kürzesten Rock, den stärksten Biceps und die längste Leitung
von ganz New Pork. Ihre Leistungen auf sämtlichen Sporlgebieten
- vom Ozeanflug angefangen bis zu den schwierigsten Tanz- und
Lächelkonkurrenzen — grenzten ans Märchenhafte. Mit ihren netto
fünfundzwanzig Jahren hatte sie bereits vierundvicrzig Rekord-, sieben
Schenkel-, zwci Nasenbein- und andere gemischte Brüche binter sich.
Das einzige, was noch nicht von ihr gebrochen wurde, war die Ehe.
Denn Miß Mabel war noch unvermählt. Und sie besaß nicht bloß
den Titel eines Ehrenhäuptlings der Wak - Wak - Indianer, den
„Schlupfböschenorden" und den „Fliegenden Hund l. Klaffe," -
sondern auch das kälteste Herz von ganz U. S. A. und Umgebung.
So kalt war ibr Herz, daß von einem einzigen Blick ihrer blitzblauen
Augen sämtliche Thermometer auf den Nullpunkt
sanken und die harmloseste Limonade sofort zu
Eiscreme gefror. Ihre Tanzpartner bekamen
Schüttelfrost: und wenn sie ihren Flirt eröffnet«,
siechten die Verehrer dutzendweise an Gallen-
schrumpfung, Skorbut und anderen antarktischen
Krankheitserscheinungen dahin. Trotzdem wagten
immer wieder beherzte junge Männer den Vor-
stoß in die gefährliche Eiszone . . . Eines Tages
äußerte sich Miß Rapplespleen in einem Inter-
view über ihren männlichen Jdealtyp wie folgt:
„Der Mann der Zukunft ist ein nützlicher Ge-
brauchsgegenstand. Ohne Herz, Hirn und Nerven.
Anspruchslos in der Bedienung. Einfach und
zweckmäßig in der Konstruktion. Fleißig, aus-
dauernd, von unbegrenzter Haltbarkeit. Ein
Apparat — der alle Befehle der Frau wider-
spruchslos und mit größter Eraktheit ausführt.
Erst mit diesem Männertyp wird die Jdealebe
erreicht werde» . . ."
Diese lichtvollen Äußerungen erschütterten erd-
bebengleich ganz Amerika, von Frisco bis hinauf
in die Eiswüften Alaskas. Sämtliche Gentlemen
begannen fieberhaft an sich zu arbeiten, um sich
dem Männerideal des modernen Weibes anzu-
paffen. Sie trainierten sich auf „unbegrenzte Halt-
barkeit. Wetteiferten in ..business.“ Und ließen
sich systematisch verblöden. Aber keinem gelang
es, Miß Mabels Interesse zu feffeln. Bis eines
Morgens sich ei» junger Ingenieur bei der Lady
meldete mit der glatte» Behauptung, ihren T»p
gefunden zu haben. Und er stellte ihr einen von
ihm selbst konstruierten Elektroaulomaten vor:
— einfach in der Konstruktion. Anspruchslos in
der Bedienung. Erakt zuverläßig. Und ohne ein«
Spur von Hirn. Eine nüchterne Maschine aus
Holz und Metall, die auf jeden Ton der weib-
lichen Stimme reagierte und in blindem Gehor-
sam sofort alle Hebel in Bewegung setzte, um den
erhaltenen Befehl auszuführen . . .
Beim Anblick dieses technischen Wunders fühlte
Miß Mabel zum erstenmal in ihrem Leben ihr Herz erbeben. Ver-
zückt weidete sich ihr modernes Auge an der sachlichen Schönheit
seiner Formen: — zwei schlichte Holzftäbe mit mattblinkendem Telefon-
trichter, zartgebauten Orgelpfeifen, melodisch raffelnden Alarmglocken,
sanft federnden Hebeln . . . Miß Mabel Rappelsplee» kaufte den
elektrischen Sklaven seinem Erfinder um rund drei Millionen Dollars
Boshaft
„Zehn Jahre bin ich schon verheiratet und werde immer noch als ,Fräulein^ angeredet."
„So? Wo bedienen Sie denn?"
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G R O TE SK E VO N E. CAR EN
Miß Maböl Rapplespleen, Erbin eines Oltrusts, des Riesen-
diamanten „klur- llnüll" diverser Radiumbergwerke auf dem Mars
und des größten Vogels von ganz Amerika, — Miß Mabel war in
allem und jedem die up-to-ckateste Lady der U. S. A. Sie bestand
überbaupt nur aus Superlativen, vom Wafferstoffsuperorid-Eton-
scheitel bis zu de» „Superior"-Seidengumniistrumpfhaltern. Sie
besaß den kürzesten Rock, den stärksten Biceps und die längste Leitung
von ganz New Pork. Ihre Leistungen auf sämtlichen Sporlgebieten
- vom Ozeanflug angefangen bis zu den schwierigsten Tanz- und
Lächelkonkurrenzen — grenzten ans Märchenhafte. Mit ihren netto
fünfundzwanzig Jahren hatte sie bereits vierundvicrzig Rekord-, sieben
Schenkel-, zwci Nasenbein- und andere gemischte Brüche binter sich.
Das einzige, was noch nicht von ihr gebrochen wurde, war die Ehe.
Denn Miß Mabel war noch unvermählt. Und sie besaß nicht bloß
den Titel eines Ehrenhäuptlings der Wak - Wak - Indianer, den
„Schlupfböschenorden" und den „Fliegenden Hund l. Klaffe," -
sondern auch das kälteste Herz von ganz U. S. A. und Umgebung.
So kalt war ibr Herz, daß von einem einzigen Blick ihrer blitzblauen
Augen sämtliche Thermometer auf den Nullpunkt
sanken und die harmloseste Limonade sofort zu
Eiscreme gefror. Ihre Tanzpartner bekamen
Schüttelfrost: und wenn sie ihren Flirt eröffnet«,
siechten die Verehrer dutzendweise an Gallen-
schrumpfung, Skorbut und anderen antarktischen
Krankheitserscheinungen dahin. Trotzdem wagten
immer wieder beherzte junge Männer den Vor-
stoß in die gefährliche Eiszone . . . Eines Tages
äußerte sich Miß Rapplespleen in einem Inter-
view über ihren männlichen Jdealtyp wie folgt:
„Der Mann der Zukunft ist ein nützlicher Ge-
brauchsgegenstand. Ohne Herz, Hirn und Nerven.
Anspruchslos in der Bedienung. Einfach und
zweckmäßig in der Konstruktion. Fleißig, aus-
dauernd, von unbegrenzter Haltbarkeit. Ein
Apparat — der alle Befehle der Frau wider-
spruchslos und mit größter Eraktheit ausführt.
Erst mit diesem Männertyp wird die Jdealebe
erreicht werde» . . ."
Diese lichtvollen Äußerungen erschütterten erd-
bebengleich ganz Amerika, von Frisco bis hinauf
in die Eiswüften Alaskas. Sämtliche Gentlemen
begannen fieberhaft an sich zu arbeiten, um sich
dem Männerideal des modernen Weibes anzu-
paffen. Sie trainierten sich auf „unbegrenzte Halt-
barkeit. Wetteiferten in ..business.“ Und ließen
sich systematisch verblöden. Aber keinem gelang
es, Miß Mabels Interesse zu feffeln. Bis eines
Morgens sich ei» junger Ingenieur bei der Lady
meldete mit der glatte» Behauptung, ihren T»p
gefunden zu haben. Und er stellte ihr einen von
ihm selbst konstruierten Elektroaulomaten vor:
— einfach in der Konstruktion. Anspruchslos in
der Bedienung. Erakt zuverläßig. Und ohne ein«
Spur von Hirn. Eine nüchterne Maschine aus
Holz und Metall, die auf jeden Ton der weib-
lichen Stimme reagierte und in blindem Gehor-
sam sofort alle Hebel in Bewegung setzte, um den
erhaltenen Befehl auszuführen . . .
Beim Anblick dieses technischen Wunders fühlte
Miß Mabel zum erstenmal in ihrem Leben ihr Herz erbeben. Ver-
zückt weidete sich ihr modernes Auge an der sachlichen Schönheit
seiner Formen: — zwei schlichte Holzftäbe mit mattblinkendem Telefon-
trichter, zartgebauten Orgelpfeifen, melodisch raffelnden Alarmglocken,
sanft federnden Hebeln . . . Miß Mabel Rappelsplee» kaufte den
elektrischen Sklaven seinem Erfinder um rund drei Millionen Dollars
Boshaft
„Zehn Jahre bin ich schon verheiratet und werde immer noch als ,Fräulein^ angeredet."
„So? Wo bedienen Sie denn?"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Boshaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 169.1928, Nr. 4332, S. 74
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg