Herr MulpS: „Der Überfall" oder „ZermürbungStaklik"
ab. Küßte ihn zärtlich auf die kalte Trichrerschnauze. Und gab ibm
den Namen „Televor." Zu deutsch: Fernjodler . . .
' 11.
Wie gesagt, - es war die Liebe auf den ersten Griff! Miß Mabel
war wie ausgewechselt. Sie
entließ ihre ganze Diener-
schaft und zog sich mit Televor
in ein einsames Landhaus bei
Atlantic City zurück. Sie
richtete ihm neben ihrem Bou-
doir ein prunkvolles Schlaf-
zimmer ein und wählte dafür
eine cyklamenfarbene Seiden-
tapets, die ihm bezaubernd zu
Gesicht stand. Stundenlang
frottierte sie ihn mit zarten
Flanell- undWildledertüchern
bis jedes Schräubchen an ihm
funkelte. Stundenlangerteil-
te sie ihm mit zärtlich gur-
render Stimme die blödsin-
nigsten Befehle, und sein
grenzenloser Gehorsam erfüll-
te sie mit tiefem Glück. Er
mußte den ganzen Haushalt
besorgen, ihre Briefe schreiben
und die Hunde baden. Sie
ließ sich morgens von ihm on-
dulieren und die Zähne putzen.
Einmal ließ sie ihn sogar zum
Boxen antreten, bekam aber
schon in der ersten Runde
eine» derartigen Linksschwin-
ger von ihm ab, daß sie acht
Tage lang einseitig gelähmt
blieb. Aber diese ungeahnte
Brutalität steigerte nur ihr
Entzücken.Ihr originalameri-
kanisches Frauenherz entzündete sich an der pikanten Vorstellung,
daß diese gefeffelte Elementargewalt jedem Laut, jedem Hauch ihres
Mundes gehorchen mußte. Mußte!! Sie brauchte zum Beispiel bloß
in den Trichter zu rufen: „Ge - he - ra!" was in der Telcvoxsprache
etwa soviel bedeutet wie:
„Komm zu mir!" 'sind schon
kam prompt die Antwort:
„Du - mi - «!!" Wodurch
der Automat seine unbegrenz.
te Bereitschaft auszudrücken
pflegte . . .
Eines Tages aber verwei-
gerte der Sklave urplötzlich
den Gehorsam. Seine Her-
rin hatte ihm einen Befehl
erteilt . . . Einen Befehl —
den er nicht verstand — nicht
begriff - - - nicht auSzu-
führen vermochte. Weil in
seinem ganzen Mechanismus
nickt ein Knöpfchen, Dräht-
chen oder Hämmerchen für die-
sen unerhörten Fall vorge-
sehen war. Die wahnsinnige
Zumutung, die ihm Miß
Mabel gestellt hatte, war —
— Liebe! Und Liebe stand nicht
auf seinem Repertoir . . .
Vergebens mühte sich Miß
Rappelspleen bis zur Er-
schöpfung, alle Saiten seiner
Empsindungsskala inSchwin-
gung zu versetzen. Maschinen,
öl und Tränen träufelten
ihm bitter in den metallenen
Schlund. Televor verschluckte
sich. Ein Huftenkramps er-
schütterte sein Gestell. Auf
Im Dusel
Hausfrau: „Ja was tuns denn da oben auf'm Kleiderschrank?"
Zimmerherr: „Ich Hab' heut nacht — den Knopf nicht gesunden mit
dem der Schrank in ein Bett verwandelt wird!"
ab. Küßte ihn zärtlich auf die kalte Trichrerschnauze. Und gab ibm
den Namen „Televor." Zu deutsch: Fernjodler . . .
' 11.
Wie gesagt, - es war die Liebe auf den ersten Griff! Miß Mabel
war wie ausgewechselt. Sie
entließ ihre ganze Diener-
schaft und zog sich mit Televor
in ein einsames Landhaus bei
Atlantic City zurück. Sie
richtete ihm neben ihrem Bou-
doir ein prunkvolles Schlaf-
zimmer ein und wählte dafür
eine cyklamenfarbene Seiden-
tapets, die ihm bezaubernd zu
Gesicht stand. Stundenlang
frottierte sie ihn mit zarten
Flanell- undWildledertüchern
bis jedes Schräubchen an ihm
funkelte. Stundenlangerteil-
te sie ihm mit zärtlich gur-
render Stimme die blödsin-
nigsten Befehle, und sein
grenzenloser Gehorsam erfüll-
te sie mit tiefem Glück. Er
mußte den ganzen Haushalt
besorgen, ihre Briefe schreiben
und die Hunde baden. Sie
ließ sich morgens von ihm on-
dulieren und die Zähne putzen.
Einmal ließ sie ihn sogar zum
Boxen antreten, bekam aber
schon in der ersten Runde
eine» derartigen Linksschwin-
ger von ihm ab, daß sie acht
Tage lang einseitig gelähmt
blieb. Aber diese ungeahnte
Brutalität steigerte nur ihr
Entzücken.Ihr originalameri-
kanisches Frauenherz entzündete sich an der pikanten Vorstellung,
daß diese gefeffelte Elementargewalt jedem Laut, jedem Hauch ihres
Mundes gehorchen mußte. Mußte!! Sie brauchte zum Beispiel bloß
in den Trichter zu rufen: „Ge - he - ra!" was in der Telcvoxsprache
etwa soviel bedeutet wie:
„Komm zu mir!" 'sind schon
kam prompt die Antwort:
„Du - mi - «!!" Wodurch
der Automat seine unbegrenz.
te Bereitschaft auszudrücken
pflegte . . .
Eines Tages aber verwei-
gerte der Sklave urplötzlich
den Gehorsam. Seine Her-
rin hatte ihm einen Befehl
erteilt . . . Einen Befehl —
den er nicht verstand — nicht
begriff - - - nicht auSzu-
führen vermochte. Weil in
seinem ganzen Mechanismus
nickt ein Knöpfchen, Dräht-
chen oder Hämmerchen für die-
sen unerhörten Fall vorge-
sehen war. Die wahnsinnige
Zumutung, die ihm Miß
Mabel gestellt hatte, war —
— Liebe! Und Liebe stand nicht
auf seinem Repertoir . . .
Vergebens mühte sich Miß
Rappelspleen bis zur Er-
schöpfung, alle Saiten seiner
Empsindungsskala inSchwin-
gung zu versetzen. Maschinen,
öl und Tränen träufelten
ihm bitter in den metallenen
Schlund. Televor verschluckte
sich. Ein Huftenkramps er-
schütterte sein Gestell. Auf
Im Dusel
Hausfrau: „Ja was tuns denn da oben auf'm Kleiderschrank?"
Zimmerherr: „Ich Hab' heut nacht — den Knopf nicht gesunden mit
dem der Schrank in ein Bett verwandelt wird!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Herr Mulps: 'Der Überfall' oder 'Zermürbungstaktik'" "Im Dusel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 169.1928, Nr. 4332, S. 75
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg