lich ..." Abends um acht
Ubr traf sich Sechser ge-
wöhnlich im Hinterstüb-
chen eines Brauhauses
mit seinem Kollegen Dr.
Quartel. Das war seil
vielen Jahren liebe Ge-
wohnheit geworden. Sie
tauschten Gedanken aus,
besprachen ihre Arbeiten
und schimpften auf die
Theater-Direktoren, die
ihre Stücke viel zu selten
spielten . . .
An diesem Abend schien
Dr. Quartel ganz be-
sonders erregt. Er woll-
te lange nicht mit der
Sprache heraus, schließ-
lich aber gestand er: „Mir
ist heute dieIdee zu einem
neuen Drama gekom-
men! .... Die Sache
läßt mich nicht mehr
loe..." — Sechser saßre
den Freund an der Hand:
„Ist das möglich?! Auch
ich habe beute einen fabel-
haften Einfall gehabt!
Auch mich läßt das Schick-
sal meiner handelnden
Personen nicht mehr los!
Erzähle mir deinen Stoff,
ich werde dir dann meine
Idee auseinandersehen."
Dr. Quartel begann
— und seine Erzählung
gestaltete sich schon von
Anfang an leidenschaft-
lich und begeistert: „Also
höre: In einer Kleinstadt
lebt ein Mann mit seiner
um fünf Jahre älteren
Gattin. Zehn Jahre le-
den sie so in ungestörtem
Glück, als plötzlich . .."
Sechser war von sei-
nem Stuhl aufgesprun-
gen. Mit festem Griff
langte er nach Quartels
Hand und hielt sie, wie
-""3 ***-■>
Auf meinem H eg in harter Lehensfron,
Das Herz von ruheloser Pein bedrängt,
Ersihau ich vor mir einen dunklen Bau,
Ernst mie ein mittelalterlicher Dom.
Ich trat hinein, die weihevolle Ruhe,
Die hohen Säulen, stillen frommen Bilder
Beruhigten mein aufgewühlt' Gemüt.
Durch bunte Scheiben drang der Sonne Licht
Gedämpft herein, zwei stumme Frauen knieten
Vor'm Altar im Gebet; ich seht’ mich still,
End Gottesfrieden senkt' sich mir ins Herz.
Als ich mich dann erhob, gestärkt, beruhigt.
Da huschten kleine Mädchen mir vorbei.
Was mochte sie in diese Kirche führen P
Beim Ausgang tauchten sie, mie ’s Brauch,
die Finger
ln das geweihte Wasser, um, kaum draufien.
Voll Übermut sich's ins Gesicht zu spriben.
Dann tanzten sie mit andern um die Säule,
Auf der ein alter Heil'ger würdig stand.
Ich lächelte sie an und ging vorbei.
Glückliche Kinder, die des Lebens Ernst
Nicht ahnen, denen das Geweihte selbst
Zum frohen Spiele dient - mie neid ich's euch!
Heinrich Molenaar
einemEinlagekapitalvo»
zweihundert Mark ...
Schließlich istein Drain»
auf zwei Autoren aufge-
teilt, bester als garkeine»
Und dieIdee war zuve»'
lockend!!
Etwas später erschie»
dann Doktor Elfenbein
Er kam nicht oft an de»'
Stammtisch, deshalb er
regte fein Erscheinen be>
Sechser und Quarte!
einiges Staune». Ma»
kannte ihn. Er karN
eigentlich nur, wenn et
den andern einig« klein«
Bosheiten zu versetze»
batte.
Aber diesmal beschlos'
sen sie, ihm zuvorzukom'
men. Er sollte nur de»
Stoff ihres neuen Dra>
mas kennen lernen! Da»
würde ihn schon zur«
Schweigen bringen!!
Quartel begann tri-'
umpbierend: „Hören Sie
Doktor, den Stoff zu
einem Drama, das wir
gemeinsam schreiben wol-!
len! Sie werden platl
sein! — In einer Klein-
stadt lebt ein Mann mit
seiner um fünf Iabre äl-j
keren Frau . . ."
Elfenbein hörte aufmerk-
sam zu. Sechser konnte
es sich nicht verkneifen,
selbst fortzusahren:
„Zehn Jahr« ..."
Und nun setzte Doktor
Elfenbein zum allgemei-
nen Erstaunen fort: „..
leben sie so in ungestör-
tem Glück, als plötzlich."
Weiter kam er nicht.
Sechser und Quartel fie-
len über ihn her und be-
stürmten ihn: „Ja, wo-
her kennen Sie unsere
Do>
beiz,
ftefd
<4
>ch 1
2de
beol
wir!
baß
Wal
blei
<5
wie!
luft
sestc
Pati
die
wei
T
die
acht
wen
kurl
Prc
unv
die'
ersü
stru
vüll
1
Aus
Kor
ein
dem
beschwörend, fest:
„Mensch, Quartel! — woher hast du dies« Idee . . .?" Und da mußte
Quartel gestehen, daß heute ein armer Teufel bei ihm vorgesprochen etze-
tera ctzetera. — Und hieraus mußte Sechser gestehen, daß derselbe Mann
auch bei ihm vorgesprochen und dieselbe Geschichte erzählt hatte . . . Und
daß er gleichfalls die Idee zu einem neuen Drama mit dieser Handlung
gefaßt habe . . . Seltsam war nur, daß sie ihm beide je hundert Mark ge-
geben hatten! . . . Aber schließlich einigten sie sich darauf, das Drama ge-
meinsam zu schreiben. Sie gründeten gewistermaßen eine Gesellschaft mit
Idee...?!" - „Ihre
Idee?" fragte Elfenbein verwundert, „Sie irren sich, meine Herrn! Es
ist der Stoff zu meinem neuen Drama! Der erste Akt ist schon fertig
Wollen Sie ihn hören? . . ."
Quartel und Sechser sahen sich bedeutungsvoll an. Und dann sagte
Sechser mit gebrochener Stimme: „Hat Sie der Schwindler also auch
beimgesucht?" Und Quartel setzte hinzu: „Na, dann rare ich Ihnen nur,
Ihren ersten Akt zu vernichten. Der Kerl scheint alle hiesigen Schriftsteller
der Reibe nach ausgesucht zu haben. Wahrscheinlich arbeiten jetzt alle zu-
um.
Che
sein
scho
Sp
wie!
sinn
gan
Ubr traf sich Sechser ge-
wöhnlich im Hinterstüb-
chen eines Brauhauses
mit seinem Kollegen Dr.
Quartel. Das war seil
vielen Jahren liebe Ge-
wohnheit geworden. Sie
tauschten Gedanken aus,
besprachen ihre Arbeiten
und schimpften auf die
Theater-Direktoren, die
ihre Stücke viel zu selten
spielten . . .
An diesem Abend schien
Dr. Quartel ganz be-
sonders erregt. Er woll-
te lange nicht mit der
Sprache heraus, schließ-
lich aber gestand er: „Mir
ist heute dieIdee zu einem
neuen Drama gekom-
men! .... Die Sache
läßt mich nicht mehr
loe..." — Sechser saßre
den Freund an der Hand:
„Ist das möglich?! Auch
ich habe beute einen fabel-
haften Einfall gehabt!
Auch mich läßt das Schick-
sal meiner handelnden
Personen nicht mehr los!
Erzähle mir deinen Stoff,
ich werde dir dann meine
Idee auseinandersehen."
Dr. Quartel begann
— und seine Erzählung
gestaltete sich schon von
Anfang an leidenschaft-
lich und begeistert: „Also
höre: In einer Kleinstadt
lebt ein Mann mit seiner
um fünf Jahre älteren
Gattin. Zehn Jahre le-
den sie so in ungestörtem
Glück, als plötzlich . .."
Sechser war von sei-
nem Stuhl aufgesprun-
gen. Mit festem Griff
langte er nach Quartels
Hand und hielt sie, wie
-""3 ***-■>
Auf meinem H eg in harter Lehensfron,
Das Herz von ruheloser Pein bedrängt,
Ersihau ich vor mir einen dunklen Bau,
Ernst mie ein mittelalterlicher Dom.
Ich trat hinein, die weihevolle Ruhe,
Die hohen Säulen, stillen frommen Bilder
Beruhigten mein aufgewühlt' Gemüt.
Durch bunte Scheiben drang der Sonne Licht
Gedämpft herein, zwei stumme Frauen knieten
Vor'm Altar im Gebet; ich seht’ mich still,
End Gottesfrieden senkt' sich mir ins Herz.
Als ich mich dann erhob, gestärkt, beruhigt.
Da huschten kleine Mädchen mir vorbei.
Was mochte sie in diese Kirche führen P
Beim Ausgang tauchten sie, mie ’s Brauch,
die Finger
ln das geweihte Wasser, um, kaum draufien.
Voll Übermut sich's ins Gesicht zu spriben.
Dann tanzten sie mit andern um die Säule,
Auf der ein alter Heil'ger würdig stand.
Ich lächelte sie an und ging vorbei.
Glückliche Kinder, die des Lebens Ernst
Nicht ahnen, denen das Geweihte selbst
Zum frohen Spiele dient - mie neid ich's euch!
Heinrich Molenaar
einemEinlagekapitalvo»
zweihundert Mark ...
Schließlich istein Drain»
auf zwei Autoren aufge-
teilt, bester als garkeine»
Und dieIdee war zuve»'
lockend!!
Etwas später erschie»
dann Doktor Elfenbein
Er kam nicht oft an de»'
Stammtisch, deshalb er
regte fein Erscheinen be>
Sechser und Quarte!
einiges Staune». Ma»
kannte ihn. Er karN
eigentlich nur, wenn et
den andern einig« klein«
Bosheiten zu versetze»
batte.
Aber diesmal beschlos'
sen sie, ihm zuvorzukom'
men. Er sollte nur de»
Stoff ihres neuen Dra>
mas kennen lernen! Da»
würde ihn schon zur«
Schweigen bringen!!
Quartel begann tri-'
umpbierend: „Hören Sie
Doktor, den Stoff zu
einem Drama, das wir
gemeinsam schreiben wol-!
len! Sie werden platl
sein! — In einer Klein-
stadt lebt ein Mann mit
seiner um fünf Iabre äl-j
keren Frau . . ."
Elfenbein hörte aufmerk-
sam zu. Sechser konnte
es sich nicht verkneifen,
selbst fortzusahren:
„Zehn Jahr« ..."
Und nun setzte Doktor
Elfenbein zum allgemei-
nen Erstaunen fort: „..
leben sie so in ungestör-
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Weiter kam er nicht.
Sechser und Quartel fie-
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stürmten ihn: „Ja, wo-
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beschwörend, fest:
„Mensch, Quartel! — woher hast du dies« Idee . . .?" Und da mußte
Quartel gestehen, daß heute ein armer Teufel bei ihm vorgesprochen etze-
tera ctzetera. — Und hieraus mußte Sechser gestehen, daß derselbe Mann
auch bei ihm vorgesprochen und dieselbe Geschichte erzählt hatte . . . Und
daß er gleichfalls die Idee zu einem neuen Drama mit dieser Handlung
gefaßt habe . . . Seltsam war nur, daß sie ihm beide je hundert Mark ge-
geben hatten! . . . Aber schließlich einigten sie sich darauf, das Drama ge-
meinsam zu schreiben. Sie gründeten gewistermaßen eine Gesellschaft mit
Idee...?!" - „Ihre
Idee?" fragte Elfenbein verwundert, „Sie irren sich, meine Herrn! Es
ist der Stoff zu meinem neuen Drama! Der erste Akt ist schon fertig
Wollen Sie ihn hören? . . ."
Quartel und Sechser sahen sich bedeutungsvoll an. Und dann sagte
Sechser mit gebrochener Stimme: „Hat Sie der Schwindler also auch
beimgesucht?" Und Quartel setzte hinzu: „Na, dann rare ich Ihnen nur,
Ihren ersten Akt zu vernichten. Der Kerl scheint alle hiesigen Schriftsteller
der Reibe nach ausgesucht zu haben. Wahrscheinlich arbeiten jetzt alle zu-
um.
Che
sein
scho
Sp
wie!
sinn
gan
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kirche und Kinder"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 169.1928, Nr. 4338, S. 152
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg