DIE MACHT DES ZUFALLS
Ha, endlich war er wieder auf seiner Spur!
David Buttle klopfte den ausgebrannten Shag aus seiner Pfeife
und schlug den Rockkragen hoch.
Drüben auf der andern Seite der Reeperbahn ging ein Mann
im blauen Regenrock anscheinend unschlüffig hin und her.
Kein Zweifel. Er war John Meffries. Jetzt galt es, die Spur,
die drei Tage verloren gewesen war, zu halten, und zwar so lange
zu halten, bis dieser berüchtigte Juwelenräuber sich an den Platz
begab, wo er den vor drei Monaten geraubten Perlenschatz der
Prinzeffin von Jgnorabien versteckt hielt. David Buttle dankte dem
Zufall, der ihn in Paris
jenen ledernen Handkoffer
finden ließ, welcher nach
Hamburg zeigte.
Der Verfolgte ging
langsam weiter, dem Mil-
lerntorbahnhof zu.
David Buttle beschloß,
John Meffries auf den
Fersen zu bleiben, und
folgte in kürzester Ent-
sernung.
An der Anschlagsäule
vor dem „Trichter" drehte
sich John Meffries plötzlich
um, als hätte er gemerkt,
daß er verfolgt werde. Zu-
fällig befand sich David
Buttle gerade im Schat-
ten eines der großen Bäu-
me, die den Mittelweg der
Reeperbahn entlang lau-
fen. Immerhin! Hier war
eine kostbare Spur zu ver-
lieren.
Jetzt schlug der Ver-
folgte einen schnelleren
Schritt an. Hatte er tat-
sächlich Witterung bekom-
men?
David Buttle war es,
der sich diese Frage stellte,
nicht ohne sie teilweise zu
verneinen.
Stundenlanges Wan-
dern durch die Straßen folgte.
Zufällig hatte David Buttle
gerade vor Erfassung der
Spur zu Abend gegessen und
hatte auch noch ein Frühstücks-
brot in der Tasche, so daß er
es bis zum Morgen aushalten
konnte. Es kam darauf an,
den Verbrecher auf keinen
Da warn a paar so Heilige.
Die ham oft räsoniert:
„Der Mklaus, der langweilige
Ghort aa modernisiert!"
Der Mklaus hats net gern getan;
Zletzt sagt er: Meinetwegn -
3 fahr halt aa Aeroplan!
- Obs mi dann liaba mögn?"
D.A.H.
Fall vorher anzugreifen, ehe er sich an den Ort des Verstecks der
Perlen begeben hatte. Die Verfolgung war schwierig, weil infolge
der vielfach alten und engen winkeligen Straßen, durch die der Ver-
folgte seinen Weg nahm, keine allzugroße Entfernung zwischen ihm
und David Buttle eintreten durfte. Jndeffen kam ein zufällig ein-
setzender Regen mit heulendem Sturm dem Detektiv in der Weise
zu Hilfe, daß er den anscheinend zwecklos durch die Straßen Irrenden
nur selten sich umschauen ließ und auch die Schritte David Buttles
fast unhörbar machte.
An einer Straßenecke war der lange Gesuchte plötzlich verschwun-
den. Zufällig wußte David
Buttle, der als lOjährigtr
Knadezufälligeinmal durch
diese Straßen gegangen
war, daß die Straße, die
hier abbog, keinen Aus-
gang hakte. John Meffries
mußte also, wofern er nicht
in einer der Tavernen vor
Anker ging, die Straße
auch wieder zurückkommen.
David Buttle beschloß,
vorerst zu warten.
In der Tat, es dauerte
nicht lange, bis der andere
zurückkam. David Buttle
verbarg sich hinter dem in-
zwischen zufällig angekom-
menen Müllwagen und
nahm die Verfolgung wie-
der auf.
Ein heftiger Windstoß
entführte ihm den Hut. Zu-
fällig hatte David Buttle
noch einen alten bei sich.
Der Verfolgte nahm
Kurs auf einen der um die
Nachtstunden wenig be-
lebten Stadtteile und
schlug hier schnelle und
schnellere Schritte an, sah
sich von Zeit zu Zeit scheu
um und setzte sich schließ-
lich, vorsichtig rückwärts
spähend, auf eine arp Wege
stehende Bank.
David Buttle, zufällig
neben einem Gebüsch sich be-
findend, versteckte sich darin
und hielt, ohne selbst darin
gesehen werden zu können,
scharf Auslug nach der Bank.
Es dauerte einige Minu-
ten. Dann erhob sich derVer-
St. Nikolaus
— Der Hansl und die Grell drunt,
Die stehn schon auf der Pah
Und druckn d' Rain und an Mund
Recht fromm ans Fensterglas.
Sie schaugn net, ob der alte Klaus
Fliagt, reit, hatscht oder hinkt -
Sie schaugn bloh nach seim Sackl aus
Und ob er - was Gscheids bringt!
282
Ha, endlich war er wieder auf seiner Spur!
David Buttle klopfte den ausgebrannten Shag aus seiner Pfeife
und schlug den Rockkragen hoch.
Drüben auf der andern Seite der Reeperbahn ging ein Mann
im blauen Regenrock anscheinend unschlüffig hin und her.
Kein Zweifel. Er war John Meffries. Jetzt galt es, die Spur,
die drei Tage verloren gewesen war, zu halten, und zwar so lange
zu halten, bis dieser berüchtigte Juwelenräuber sich an den Platz
begab, wo er den vor drei Monaten geraubten Perlenschatz der
Prinzeffin von Jgnorabien versteckt hielt. David Buttle dankte dem
Zufall, der ihn in Paris
jenen ledernen Handkoffer
finden ließ, welcher nach
Hamburg zeigte.
Der Verfolgte ging
langsam weiter, dem Mil-
lerntorbahnhof zu.
David Buttle beschloß,
John Meffries auf den
Fersen zu bleiben, und
folgte in kürzester Ent-
sernung.
An der Anschlagsäule
vor dem „Trichter" drehte
sich John Meffries plötzlich
um, als hätte er gemerkt,
daß er verfolgt werde. Zu-
fällig befand sich David
Buttle gerade im Schat-
ten eines der großen Bäu-
me, die den Mittelweg der
Reeperbahn entlang lau-
fen. Immerhin! Hier war
eine kostbare Spur zu ver-
lieren.
Jetzt schlug der Ver-
folgte einen schnelleren
Schritt an. Hatte er tat-
sächlich Witterung bekom-
men?
David Buttle war es,
der sich diese Frage stellte,
nicht ohne sie teilweise zu
verneinen.
Stundenlanges Wan-
dern durch die Straßen folgte.
Zufällig hatte David Buttle
gerade vor Erfassung der
Spur zu Abend gegessen und
hatte auch noch ein Frühstücks-
brot in der Tasche, so daß er
es bis zum Morgen aushalten
konnte. Es kam darauf an,
den Verbrecher auf keinen
Da warn a paar so Heilige.
Die ham oft räsoniert:
„Der Mklaus, der langweilige
Ghort aa modernisiert!"
Der Mklaus hats net gern getan;
Zletzt sagt er: Meinetwegn -
3 fahr halt aa Aeroplan!
- Obs mi dann liaba mögn?"
D.A.H.
Fall vorher anzugreifen, ehe er sich an den Ort des Verstecks der
Perlen begeben hatte. Die Verfolgung war schwierig, weil infolge
der vielfach alten und engen winkeligen Straßen, durch die der Ver-
folgte seinen Weg nahm, keine allzugroße Entfernung zwischen ihm
und David Buttle eintreten durfte. Jndeffen kam ein zufällig ein-
setzender Regen mit heulendem Sturm dem Detektiv in der Weise
zu Hilfe, daß er den anscheinend zwecklos durch die Straßen Irrenden
nur selten sich umschauen ließ und auch die Schritte David Buttles
fast unhörbar machte.
An einer Straßenecke war der lange Gesuchte plötzlich verschwun-
den. Zufällig wußte David
Buttle, der als lOjährigtr
Knadezufälligeinmal durch
diese Straßen gegangen
war, daß die Straße, die
hier abbog, keinen Aus-
gang hakte. John Meffries
mußte also, wofern er nicht
in einer der Tavernen vor
Anker ging, die Straße
auch wieder zurückkommen.
David Buttle beschloß,
vorerst zu warten.
In der Tat, es dauerte
nicht lange, bis der andere
zurückkam. David Buttle
verbarg sich hinter dem in-
zwischen zufällig angekom-
menen Müllwagen und
nahm die Verfolgung wie-
der auf.
Ein heftiger Windstoß
entführte ihm den Hut. Zu-
fällig hatte David Buttle
noch einen alten bei sich.
Der Verfolgte nahm
Kurs auf einen der um die
Nachtstunden wenig be-
lebten Stadtteile und
schlug hier schnelle und
schnellere Schritte an, sah
sich von Zeit zu Zeit scheu
um und setzte sich schließ-
lich, vorsichtig rückwärts
spähend, auf eine arp Wege
stehende Bank.
David Buttle, zufällig
neben einem Gebüsch sich be-
findend, versteckte sich darin
und hielt, ohne selbst darin
gesehen werden zu können,
scharf Auslug nach der Bank.
Es dauerte einige Minu-
ten. Dann erhob sich derVer-
St. Nikolaus
— Der Hansl und die Grell drunt,
Die stehn schon auf der Pah
Und druckn d' Rain und an Mund
Recht fromm ans Fensterglas.
Sie schaugn net, ob der alte Klaus
Fliagt, reit, hatscht oder hinkt -
Sie schaugn bloh nach seim Sackl aus
Und ob er - was Gscheids bringt!
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"St. Nikolaus"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 169.1928, Nr. 4349, S. 282
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg