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Der Teufel gastiert

Von A. Wießner und Jo Hanns Röster

Der Kritiker der Allgemeinen Zeitung saß an seinem Schreibtisch.
Vom benachbarten Turm schlug esMitternacht. Da klopfte es dreimal
an die Tür. „Herein!"

Die Tür öffnete sich. Ein Herr trat ein. Groß, schwarz, elegant.
Mit einem leichten Bärtchen um die Lippen.

„Mit wem habe ich die Ehre?" sprang der Kritiker aus. Keine
Antwort. Der Fremde setzte sich schweigend und über-
reichte eine Karte. „Monsieur Diable."

Der Kritiker lächelte überlegen. „Das ist ein Scherz.

Kein besonders origineller. Sie sind sicher ein kleiner
Schauspieler, der ein Anliegen hat. Oder ein Lyriker.

Außerdem ist die Mode der französischen Karten seit
Jahren vorbei. Also, was wünschen Sie?"

Der Fremde ging nicht auf diesen Ton ein. „Sie
sind Kritiker?" fragte er kurz. - „Ja."

„Haben Sie gute Beziehungen, ich meine, persönlicher
Art, zu dem hiesigen Staatstheater?"

„Aber das ist doch selbstverständlich."

„Schön. Ich möchte im „Faust" in meiner Rolle
gastieren. Das macht mir Spaß und Ihnen bringt es
Honorar."

„Und wie hoch dürfte sich das Honorar belaufen?"

„Überlaffen Sie das bitte mir, Herr." — „Bitte.

Wann wünschen Sie Ihr Debüt?"

„So bald als möglich." - „Als.Mephistopheles?"

„Ja." — „Unter welchem Namen wünschen Sie aus-
zutreten?"

„Als Satansky von der Warschauer Oper."

„Waren Sie dort engagiert?" — „Nein. Nicht
mehr, als die anderen Schauspieler, die sich vom Hof-
theater •£ oder P nennen. Also auf morgen. Gute
Nacht!" Der Teufel verschwand. Im Raum. Nicht ein-
mal die Tür bewegte sich.

Am nächsten Morgen kündeten große Plakate, liefen
Lichtreklamen, füllte die Feuilletons: „Einmaliges Gast-
spiel von Satansky von der Staatsoper Warschau!"

Die ganze Stadt sprach davon.

Der Kritiker sucht Her^n Satansky im Cafe auf.

Er ladet ihn und den Direktor zum Effen ein. Sie
trinken Champagner. Herr Satansky ist sehr unter-
haltend, sehr witzig, ungeheuer witzig. Der Direktor ist
entzückt.

Endlich wird es Abend. Sie gehen ins Theater. Das
Haus ist zum Ersticken voll. Klingelzeichen. Das Licht
verlöscht. Der Vorhang rollt auf. Totenstille. Jetzt tritt
Mephisto heraus — wütender Beifallslärm — Herr
Satansky spielt seine Rolle herrlich, unbeschreiblich, von
unzähligen Beifallsjubeln unterbrochen. Das Stück ist
aus — der Vorhang fällt — das Haus lärmt, tobt,
schreit. „Bravo! Bravo! Satansky! Satansky!"

Endlich erscheint er. Ein Regen von Blumen füllt
die Bühne. Beifallegebrüll. Satansky! Das Publikum
ist des Teufels. — Der Kritiker eilt in die Garderobe.

„Wo ist Satansky?"

„Nicht da." — Und dort wieder nicht. Und da auch nicht. Nirgend.
Verschwunden. Vielleicht im Kaffeehaus? Auch nicht. Im Hotel.
Nein. Satansky bleibt verschwunden.

Am nächsten Morgen schickt der Direktor einen Scheck über den
vereinbarten Anteil. Über zweitausend Mark. „Sie wollen diesen
Betrag Herrn Satansky übergeben." Der Kritiker deponiert die

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Kleinauto"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Geis, Josef
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 169.1928, Nr. 4350, S. 290

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