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privat. Gemacht. Am nächsten
Ersten kaufte ich mir neue
Schreibfedern, neue Tinte und
einen Karton echtes Pergament-
leinen mit Büttenrand und dito
Kuverts. Nachdem ich drei Feder-
halter zu einem lächerlichen Häuf-
chen Holz zerkaut hatte, da ich erst
nicht recht wußte, was ich eigent-
lich schreiben sollte, begann ich:

Hochverehrter Herr Direktor!

Zwar weiß ich nicht, ob Sie
sich noch auf meine Kleinigkeit
besinnen können, denn ich bin ja
nur ein Sandkorn inmitten
Ihrer zahlreichen Untergebenen,
mit 120 Mark Monatsgehalt,
aber nichts trohdestoweniger sage
ich mir immer: Menschen sind wir
einmal alle, ganz gleich, ob Direk-
tor wie Sie oder Angestellter wie
ich. Hab ich recht? Mein Unter-
offizier sagte früher immer zu mir: „Dienst
ist Dienst, und Suff ist Suff." Und da fühle
ich nun heute den unwiderstehlichen Drang
in mir, mich einmal mit meinem hohen Ge-
bieter außerdienstlich zu unkerbalten. Ich
bin überzeugt, daß Sie, verehrter Herr,
meine Aufsaffung gewiß anerkennen werden.

— Zuvörderst erlaube ich mir, mich nach dem
Befinden der gnädigen Frau Gemahlin zu
erkundigen. Alles wohl, wie? Kenne sie sehr
wohl, Ihre Frau Gattin, kauft immer ihre
Korsetts bei meiner Cousine ein, die ein der-
artiges Geschäft besitzt. Unter uns gesagt,
Direktorchen, ist ja ein bischen korpulent,
die sehr geschätzte Frau Gemahlin, - aber
darüber geht natürlich ein Kavalier still-
schweigend hinweg. Ich bemerke das ja auch
nur so nebenbei.— Im übrigen habe ich Sie
da vor kurzem mit der kleinen Tillv Müller
im Strandbad gesehen, stimmt 's? Kenne
sie auch, keffe Marke! Huch, Sie kleiner
Schäker! Du, du!—Aber ich bin verschwie-
gen,Direktorchen, keine Bange. Der Kavalier
siebt und schweigt. -

Apropos, da fällt mir noch etwas ein.

Wie wäre es, wenn Sie mir mal so per Gelegenheit
meinen Gehalt um 50 Mark aufbeffern würden,
wie? Ich würde das alseinen kleinen Freundschafts-
beweis Ihrerseits anfehen, denn ich bin überzeugt,
daß wir zwei uns ganz gut miteinander verstehen
würden. Was meinen Sie dazu? Na, es braucht ja
nicht gleich zu sein, überlegen Sie sich die Sache in
Ruhe einmal und denken Sie an den schonen Spruch:
Es ist so schön zu sorgen für Menschen, die man
liebt. Natürlich nichr wörtlich zu nehmen, bitte sehr,

's war anno siebazehni rum,

Da hat der Lehra gredt.

Daß aa der Kriag, wia jede Sach'.
Sei guate Seitn hätt.

Zum Beispiel lernt ma, hat er gsagt.
In dera schlimmen Zeit
Mit Wandler andern Tugend aa
Die der Genügsamkeit.

Na hams mitnand Exempl gsuadit:
Ma is jeh in der Not
Oft mit ra Wassersuppn zfriecht
Und mit seim Wapperlbrot.

Ma is sdio zfriedn mit meni Liadit
Und mit an bisserl Kohln,

Ma is um gflickte Stiefi froh
Mit Pappadecklsohtn.

Da meldt si zetstl oon seiner Bank
Der sddaue Franzi no:

„Ma is mit jedn Wetter zfriedn."
Der Lehra fragt: „ Wieso
„Am Sonntag is ma sonst bloß fort
Beim bestn Wetterstand —

Jet? fahrt mei Vatta jede Wodi
Beim größtn Dreck aufs Land!“

D. A. Hastas

nicht wörtlich! Aber in diesem
Sinne schließe ich mein heutiges
Schreiben und hoffe, daß Sie
recht bald mal etwas Günstiges
von sich hören lasien. Mit den
herzlichsten Grüßen an die sehr
verehrte Frau Gemahlin, sowie
an die kleine reizende Freundin
verbleibe mit den besten Wün-
schen aus ein weiteres beider-
seitiges Verstehen

Ihr

Mar Schwalbe.

NB. Wie steht 's mit dem
Nachwuchs? Immer noch nichts?
Na, nur nicht die Geduld ver-
lieren, es kommt schon nochmal.

D. 0.

Am nächsten Tage batte ich
meine Kündigung weg! — Jetzt
frage ich einen Menschen: Wie soll manö
machen, um . . .?

Leidensgenossen

Maria Stuart (I. Aufzug, 6. Scene): „0
dieses unglücksvolle Recht! Es ist die einzige
Quelle aller meiner Leiden." — 8tuct jur (im
Zuschauerraum) seufzend: „Ganz wie bei mir!"

Verhör

„Hast du nicht an deine Mutter gedacht,
Nichtsnutz, als du die wertvolle Bronzefigur
stahlst?"

„Nee, Herr Richter,gar keine Ähnlichkeit!"

Die noble Firma

Der Geschäftsreisende cinerBerliner Firma
war genötigt, in einem kleinen Nest Aufent-
halt zu nehmen, da infolge des in der letzten
Zeit sehr heftigen Schneesaües und der damit
verbundenen Schneeverwehungen der Eisen-
bahnverkehr auf unbestimmte Zeit unterbun-
den war. Da er sich keinen Rat wußte, tele-
grapbierte er seiner Firma (die Leitung war intakt
geblieben) und verlangte Weisungen, was er an-
fangen solle. Am nächsten Tage schon erhielt er ein
Telegramm seiner Firma, das folgenden Wortlaut
hatte: „Beginn ihres Sommerurlaubs ab gestern!"

Zeugnis

Franziska Huber erwarb sich während ihrer an-
derthalbmonatigen Dienstzeit unsere volle Zufrieden-
heit. Sie war treu, fleißig und zu allem fähig.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Genügsamkeit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 169.1928, Nr. 4350, S. 297

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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