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Zwei S chlaumeier

Der Privatier Wurzbichler saß mit einem langjährigen
Freund im Lofbräuhaus. Llls die beiden, bisher ein Lerz und
eine Seele, eben mit der fünften Maß beschäftigt waren und
dabei unglücklicherweise das Gespräch auf ein dem Freund von
Wurzbichler gewährtes Darlehen kam, stieß plötzlich der lang-
jährige Freund die ungeheuerlichsten Beschimpfungen gegen
Lerrn Wurzbichler aus und entfernte sich dann rasch. Wie
ein ttbergossener Pudel, triefend von allen nur denkbaren, ihm
mit Recht oder Anrecht nachgesagten Charaktermängeln, blieb
Lerr Wurzbichler am Tisch zurück, an dem noch ein Fremder

„Tante, glaubst du, der Klavierlehrer ist in mich verliebt? Er ist mir bis
jetzt jeden Tag näher gerückt."

„Wie lange Haft du denn schon Anterricht bei ihm?" — „

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saß, der den Zusammenprall der zwei Freunde mit größter Auf-
merksamkeit verfolgt hatte.

„Das wird den narrischen Deifi ein schönes Stück Geld
kosten," meinte Lerr Wurzbichler. Der Fremde schwieg. „Denn
daß man auf eine derartige Unverschämtheit hin sofort klagt,
das ist doch selbstverständlich." Der Fremde hiillte sich weiter
in unnachgiebiges Schweigen. Aha, dachte Lerr Wurzbichler,
das ist einer von jenen Tapferen, die lieber den Nebenmenschen
in der größten Patsche sitzen lassen, als daß sie vor Gericht
als Zeugen auftreten. Wart, Brüderl, dir will ich schon
helfen von deiner Schweigsamkeit! And laut sagte
er: „Ja, so geht's in der Stadt herin zu, Lerr
Nachbar. Da haben es Sie in Ihrem Starnberg
schon ruhiger."

„Ich?" sagt der Schweiger. „Ich bin doch nöt
von Starnberg."

„Aber natürlich," behauptet der Lerr Wurzbich-
ler. „Glauben S' denn, ich kenn Sie nimmer? Wir
haben uns doch beim letzten Oktoberfest einmal so
gut bei ein paar Maß miteinander unterhalten. Sie
sind der Lerr Luder von Starnberg."

„Jetzt will ich Ihnen etwas sagen," darauf der
andere. „Das ganze letzte Oktoberfest über war ich
im Krankenhaus — verstehn S'? — und keine Stunde
außer Bett. And ich bin auch nicht der Lerr Luder
von Starnberg, sondern der Glasermeister Maier von
der Müllerstraßen hier. Langt 's Ihnen jetzt?"

„Ja," sagt der Privatier Wurzbichler, „jetzt
langt's mir, und ich dank Ihnen vielmals. Denn ich
Hab ja nur Ihren Namen erfahren wollen. Weil
ich Sie für meine Bcleidigungsklag unbedingt als
Zeugen brauch."

„Soso," darauf wieder der Lerr Maier aus der
Müllerstraße, „ein solchener sind Sie; ein ganz ein
Schlauer also; einer von hinten herum. Jetzt passe»
S' aus: Meinen Namen wissen Sie jetzt. Gut.
Wissen Sie aber auch, daß ich zeitweis — verstehn
Sie, zeitweis sag ich — auf allen zwei Ohren schwer-
hörig bin? And daß ich infolgedessen von Ihrer
Anterhaltung vorhin nichts, aber auch gar nichts
verstanden Hab? Nicht wahr, das wissen Sie nicht.
And drum sag ich's Ihnen. Damit Sie das Zeugen-
geld nicht etwa umsonst ausgeben."

Zwei Jahre?

Kieronymus Jobs
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Tante, glaubst du, der Klavierlehrer ist in mich verliebt?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Tante, glaubst du, der Klavierlehrer ist in mich verliebt? Er ist mir bis jetzt jeden Tag näher gerückt." // "Wie lange hast du denn schon Unterricht bei ihm?" - "Zwei Jahre."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Vignette
Seifenblase
Hofnarr
Minnesänger
Troubadour
Dame
Hofdame
Zwerg
Klavier
Klavierlehrer
Frau
Tante
Nichte
Gespräch
Stricken
Teegeschirr
Büste
Beethoven, Ludwig van
Schwärmerei

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 170.1929, Nr. 4354, S. 18
 
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