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Der Körper

Kerbel ist oft von Schnupfen und Lüsten geplagt; er sagt,
er habe eine Neigung zu katarrhalischen Affektionen. Was
hat der Mann in den letzten zehn Jahren schon alles dagegen
versucht! In letzter Zeit hält er es mit der neuen Säure-
Therapie. Man weiß vielleicht Bescheid: da wird eine Säure
aus eine aufsaugende Masse gegossen, die sie dann in lang-
samer Verdunstung wieder von sich gibt, und der Patient sitzt
in der Nähe und atniet die solchermaßen bereicherte Luft in
tiefen Zügen ein. Aeber den Wert dieses Verfahrens soll hier
nichts gesagt werden; danach mögen die verehrten Anwesenden
ihre bewährten Lausärzte fragen, die es vielleicht übelnehmen
würden, wenn man ihrem Arteil vorgreifen wollte.

Kerbel fing nun mal wieder an zu husten und ivollte
Säure atmen. Aber die Flasche mit dem Zeug war leer, und
so schickte er Frau Gloppka. seine Wirtschafterin, um eine
neue in die Apotheke. Der Apotheker tat — aus freundlichem
Entgegenkommen und nicht etwa, weil er noch ein Geschäft
machen wollte — die sachgemäße Frage: „Laben Sie einen
Verduirstungskörper ?"

Frau Gloppka stutzte, errötete und sprach dann etwas be-
fangen : „Na ja-wenn's grade ein sehr warmer Tag ist/'

—on,

Lebensrettung

Ich ging mit dem Schwimmeister Knusprig, der ein so
fabelhaftes Personengedächtnis hatte, nachts über die Spree-
brücke. Da stand ein verdächtiges Individuum
an das Geländer gelehnt.

„Der Mann hat vor zehn Jahren mal bei
mir Unterricht gehabt," sagte Knusprig.

Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Ich drehte
mich um: der Mann, der Schwimmunterricht
genossen hatte, sprang von der Brüstung in
die klatschenden Fluten.

Gedankenschnell warf ich den Mantel und
Nock ab und wollte dem Selbstmörder nach-
springen.aberKnusprig hielt mich mit eisernem
Griff zurück. Er lehnte sich in aller Ruhe über
die Brücke und begann zu zählen: „Eiiiiiiins —
zwei, drei! Eiiiiins — zwei, drei!" Das .eins'
langgezogen, das .zwei, .drei!' immer eine
Quart höher.

„Eiiiins — zwei, drei! Eiiiins — zwei,
drei! So ifts recht! Eiiins — zwei, drei!
Tempo halten! Kräftig ausstoßen I Eiiins —
zwei, drei!"

Nach zwei Minuten stieg der Mann
triefend ans Land. Knusprig ging auf
ihn zu.

„Ich danke Ihnen." sagte der Mann,
„Ihre Kommandos haben mich gerettet."

Aber Knusprig haute ihm ein saftiges
Ding hinein und rief im höchsten Zorn: „Ich
bin Ihr alter Schwimmlehrer. Sie häßliches
Schaukelpferd! Und das kann ich Ihnen ver-
sichern: wenn Sie mich hier blamiert hätten
und ertrunken wären, dann hätten Sie es
noch ganz anders mit mir zu tun be-
kommen!" <H, W,

Verdächtig „Nun sage bloß. Emilie: was redet denn euer

Papagei jetzt?"

„Das ist Russisch, — von unserm ausgerissenen
Mieter hat er das gelernt. Wir wissen nicht, was es
heißt, aber wir haben Angst, es uns übersetzen zu lassen."


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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Verdächtig"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 170.1929, Nr. 4356, S. 50

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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