Ping-Pong
Bedauerliche Lücke
Im Berliner Rundfunk waren neulich Papageien am
Mikrophon angekündigt, als Kunstpfeifer und Tierstimmen-
imitatoren.
Statt dessen wurde aber im letzten Moment eine Pro-
grammänderung vorgenommen und eine Reichstagssitzung
übertragen.
And niemand hat was gemerkt!
„Leute nacht Hab' ich einen merkwürdig klaren Traum
gehabt: ich war in unferm Verein, und da pumpte ich
jemand um tausend Mark an. And er gab sie mir
sofort."
„Donner-und wer war das?"
„Ja, das ist das Verfluchte: darauf kann ich mich nickt
mehr besinnen."
Die berühmte Sängerin Frieda
Lempel hat in New Kork einen
Schönheitssalon für Land- und Fuß-
pflege aufgemacht.
Sie ist wohl dahintergekommen,
daß nicht nur das Landwerk, son-
dern auch das Fußwerk einen gold
nen Boden hat.
Das Nelson-Theater kündigt eine
Nicht-Revue an.
Sollte es nicht (n o ch ehrlicher)
heißen: eine Auch-Nicht-Revue?
A. W.
Gilbert
Parker Gilbert, wundervoll
Von der Phantasie verguldet.
Sprach, daß niemand zahlen soll.
Der nicht weiß, wieviel er schuldet.
Optimisten fanden's nett.
Denn es äußerte einmal er,
Auch gewisse Rechte hätt
(Aufdie Rechnung I) selbst der Zahler.
Freund hat man ihn schon genannt,
Glaubend, daß er uns bescherme,
And man fühlte in der Land
Die gewisse Landdruckwärme.
Aber nun kam der Bericht
Von demselben Parker Gilbert:
„Zahlen könn' se!" sagt er schlicht,
„Deutschland ist direkt versilbert."
Gilbert macht nun selbst immun
Jene Optimistenknaben,
Die auf ihre Rechnung nun
Lerrlich prompt die Quittung haben.
A. W.
Der Bubikopf
„Du bist wohl die Loreley, Kindchen?"
„Quatsch, ich bin doch nicht goldblond."
„Aber du kämmst dich egalweg."
Ohne Eid und Schwur
(In seinem Eröffnungsvor'rag auf der
„Reichsscbulungswoche der Referendare"
ertlärke der frühere Reichsjustizminister
Schwer, es würde jetzt viel zu viel vor den
Gerichten geschworen; man müßte dahin
kommen, den Eid ganz abzuschaffen.)
Man schwört um jede Kleinigkeit,
Um eine Mark, um einen Groschen.
Es ist darum die Heiligkeit
Des Eides vor Gericht erloschen;
Denn wird um jeden simplen Dreck
Die Hand erhoben und geschworen,
So geht der hohe Sinn und Zweck
Durch solches Uebermah verloren.
Der Schwur, einst wenig nur geübt,
Weil man den Wert des Seltnen kannte,
Ist heute grade so beliebt
Bei vielen wie das sogenannte,
Famose kleine Ehrenwort.
Wer wird wohl solch Verfahren loben?
Das gehe nicht so weiter fort.
Hier sei ein Riegel vorgeschoben!
Man lasse einfach ganz und gar
Das Schwören vor Gericht verschwinden!
Der Richter soll, was recht und wahr.
Auch ohne dieses Mittel finden.
Und wenn er dann auch einmal irrt.
Wird das nicht solchen Schaden geben,
Als wenn zuviel beschworen wird
Und manches Falsche auch daneben.
Ein wahres Wort, das jeden freut I
Auf diese Mahnung muß man hören.
Daß viel zu viel geschworen heut', —
Das möchte man beinah' beschwören.
Doch eine Frage stellt sich ein
Bei manchen schon mit stiller Freude:
Wie wird's, läßt man das Schwören sein.
Dann mit dem Offenbarungseide?
Piro
Wenn die Herrn aus den Provinzen
Abends in Berlin
2n die Lichtreklamen linsen
Auf der Tauentzien,
Sachsen, Pommern, Hannov'raner,
Rät der kundige Thebaner:
„Sehn Se bloß nich rink
Erstens: mit ckie Nagelbeene
Wird bloß det Parkett versehet —
Unö wat hier zwischen acht und zehne
Passiert, is nich der Rede wertl"
Nicht öer Reöe wert
Früh um )0. Der Lhef der Firma
Tritt in das Büro,
Fräulein Else, Fräulein Irma
Weckt sein Klingeln roh.
Hinten auf den Auslandskisten
Manikürn sich Lageristen
(Instrumente: Fräulein Lo.)
Thermosflaschen — haste Töne! —
Werden rasch geleert:
Was hier passiert so zwischen acht und zehne,
Ist nicht der Rede wert.
Manchmal fahren Eisenbahnen
Eine Strecke lang,
Dhne daß sie etwas ahnen,
Auf demselben Strang.
Ein Signal ruft noch: „Na, komm' Se!
Plötzlich gibt es ein Gebommse,
And 0 4 ist mang uns mang.
Alles ist so kur; wie kleene.
Was man später so erfährt:
Was hier passiert ist zwischen acht und zehne.
Ist nicht der Rede wert.
80
Bedauerliche Lücke
Im Berliner Rundfunk waren neulich Papageien am
Mikrophon angekündigt, als Kunstpfeifer und Tierstimmen-
imitatoren.
Statt dessen wurde aber im letzten Moment eine Pro-
grammänderung vorgenommen und eine Reichstagssitzung
übertragen.
And niemand hat was gemerkt!
„Leute nacht Hab' ich einen merkwürdig klaren Traum
gehabt: ich war in unferm Verein, und da pumpte ich
jemand um tausend Mark an. And er gab sie mir
sofort."
„Donner-und wer war das?"
„Ja, das ist das Verfluchte: darauf kann ich mich nickt
mehr besinnen."
Die berühmte Sängerin Frieda
Lempel hat in New Kork einen
Schönheitssalon für Land- und Fuß-
pflege aufgemacht.
Sie ist wohl dahintergekommen,
daß nicht nur das Landwerk, son-
dern auch das Fußwerk einen gold
nen Boden hat.
Das Nelson-Theater kündigt eine
Nicht-Revue an.
Sollte es nicht (n o ch ehrlicher)
heißen: eine Auch-Nicht-Revue?
A. W.
Gilbert
Parker Gilbert, wundervoll
Von der Phantasie verguldet.
Sprach, daß niemand zahlen soll.
Der nicht weiß, wieviel er schuldet.
Optimisten fanden's nett.
Denn es äußerte einmal er,
Auch gewisse Rechte hätt
(Aufdie Rechnung I) selbst der Zahler.
Freund hat man ihn schon genannt,
Glaubend, daß er uns bescherme,
And man fühlte in der Land
Die gewisse Landdruckwärme.
Aber nun kam der Bericht
Von demselben Parker Gilbert:
„Zahlen könn' se!" sagt er schlicht,
„Deutschland ist direkt versilbert."
Gilbert macht nun selbst immun
Jene Optimistenknaben,
Die auf ihre Rechnung nun
Lerrlich prompt die Quittung haben.
A. W.
Der Bubikopf
„Du bist wohl die Loreley, Kindchen?"
„Quatsch, ich bin doch nicht goldblond."
„Aber du kämmst dich egalweg."
Ohne Eid und Schwur
(In seinem Eröffnungsvor'rag auf der
„Reichsscbulungswoche der Referendare"
ertlärke der frühere Reichsjustizminister
Schwer, es würde jetzt viel zu viel vor den
Gerichten geschworen; man müßte dahin
kommen, den Eid ganz abzuschaffen.)
Man schwört um jede Kleinigkeit,
Um eine Mark, um einen Groschen.
Es ist darum die Heiligkeit
Des Eides vor Gericht erloschen;
Denn wird um jeden simplen Dreck
Die Hand erhoben und geschworen,
So geht der hohe Sinn und Zweck
Durch solches Uebermah verloren.
Der Schwur, einst wenig nur geübt,
Weil man den Wert des Seltnen kannte,
Ist heute grade so beliebt
Bei vielen wie das sogenannte,
Famose kleine Ehrenwort.
Wer wird wohl solch Verfahren loben?
Das gehe nicht so weiter fort.
Hier sei ein Riegel vorgeschoben!
Man lasse einfach ganz und gar
Das Schwören vor Gericht verschwinden!
Der Richter soll, was recht und wahr.
Auch ohne dieses Mittel finden.
Und wenn er dann auch einmal irrt.
Wird das nicht solchen Schaden geben,
Als wenn zuviel beschworen wird
Und manches Falsche auch daneben.
Ein wahres Wort, das jeden freut I
Auf diese Mahnung muß man hören.
Daß viel zu viel geschworen heut', —
Das möchte man beinah' beschwören.
Doch eine Frage stellt sich ein
Bei manchen schon mit stiller Freude:
Wie wird's, läßt man das Schwören sein.
Dann mit dem Offenbarungseide?
Piro
Wenn die Herrn aus den Provinzen
Abends in Berlin
2n die Lichtreklamen linsen
Auf der Tauentzien,
Sachsen, Pommern, Hannov'raner,
Rät der kundige Thebaner:
„Sehn Se bloß nich rink
Erstens: mit ckie Nagelbeene
Wird bloß det Parkett versehet —
Unö wat hier zwischen acht und zehne
Passiert, is nich der Rede wertl"
Nicht öer Reöe wert
Früh um )0. Der Lhef der Firma
Tritt in das Büro,
Fräulein Else, Fräulein Irma
Weckt sein Klingeln roh.
Hinten auf den Auslandskisten
Manikürn sich Lageristen
(Instrumente: Fräulein Lo.)
Thermosflaschen — haste Töne! —
Werden rasch geleert:
Was hier passiert so zwischen acht und zehne,
Ist nicht der Rede wert.
Manchmal fahren Eisenbahnen
Eine Strecke lang,
Dhne daß sie etwas ahnen,
Auf demselben Strang.
Ein Signal ruft noch: „Na, komm' Se!
Plötzlich gibt es ein Gebommse,
And 0 4 ist mang uns mang.
Alles ist so kur; wie kleene.
Was man später so erfährt:
Was hier passiert ist zwischen acht und zehne.
Ist nicht der Rede wert.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Bubikopf"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 170.1929, Nr. 4356, S. 60
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg