Er giebt guthen Rath vor den Carnevall
Haftu eyne Maid gefunden/
Lihber Bruhder/' fey nit tumb!
Streyche nit vor vile Stunden
Umb das Engels=Bildt herumb/
Räkk dich kekk wie eyne Kertze/
hechle wie der Lentz/
Faß dir ohn^verzugs ein Hertze
Mach ihr Rewerentz!
Ist sie dann eyn forscher Bäfen/
Sey alsdann kein Thor/
Aber ist sie fpröd von Wäfen/
Sag ihr diffes vor:
Alle Aeugleyn können reifen
Jetzo ohne Paß/
Alls Mädgen können heißen
Diffes oder das/
Alle Züngleyn können zappeln
Doch im Jahr ein Mal/'
Alle Füßgen können drappeln/
Was/ ift ganz egal
Alle Lippen können brennen
Als wie fpanfcher Lauch/ •
Und was alle lärnen können/
Kannftu auch!
Bald fo haftu fie am Bendel/
Sieh/ fie lechlet schon!
Süß wie düfltender Lawendel
Scheynt ihr differ Tohn.
Kükkt fie erft mal von der Seiten,/
Kichret fie ne Kleynigkeit;
Dann ifts klar: fie kann dich leyden/
Und du weißt Befcheyd.
Aber trützdem/ lihber Bruhder/
Rat ich/ lieh dich für/
Mann'ges Mädgen ift ein Luhder
Und bleybt nit bey dir.
Alle Aeugleyn können reifen
Jetzo ohne Paß/
Alle Mädgen können heißen
Diffes oder das
Alle Züngleyn können zappeln
Doch im Jahr eyn Mal/
Alle Füßgen können drappeln/
Was/ ift gantz egal/
Alle Lippen können brennen
Altz wie fpanfcher Lauch/
Und was alle lärnen können/
Kann fie auch!
fl. w,
Getreue Nachbarn
„Es kann der Frömmste nicht
in Frieden leben!" zitierte Eduard
Schneiye, als er mit der Gattin
vom Balle Heimwärts strebte,
und er zitierte es deshalb, weil
ihm Iosephine Vorhaltungen
machte, er habe unerhört geflirtet.
Das Zitat stimmte allerdings
nicht, denn Eduard war keines-
wegs der frömmste.
Am nächsten Mittag traf er
auf der Treppe den Äausgenossen
Strudlig.
„Waren Sie nicht gestern mit
Ihrer Gattin auf dem Buchdruk-
kerball?" erkundigte sich Strud-
lig.
„Buchdruckerball? Nein! Wie
kommen Sie darauf?"
„War nur so eine Idee von
mir, weil Ihre Frau heute früh
noch Fraktur mit Ihnen geredet
hat." W.
Zeichnung von E. Croissanr
Kleinstadt-Karneval „Sie staunen mich ja so an, Frau Pulicke, — gefalle ich Ihnen nicht als Beduinenhäuptling?"
„Ja, Lerr Kreiskaffenrendant, Sie sind doch seit zwanzig Jahren immer als Troubadour
gekommen. Warum denn jetzt nicht mehr?"
„Zu dick geworden, Frau Pulicke. Den Troubadour hat jetzt mein Sohn gekriegt."
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Haftu eyne Maid gefunden/
Lihber Bruhder/' fey nit tumb!
Streyche nit vor vile Stunden
Umb das Engels=Bildt herumb/
Räkk dich kekk wie eyne Kertze/
hechle wie der Lentz/
Faß dir ohn^verzugs ein Hertze
Mach ihr Rewerentz!
Ist sie dann eyn forscher Bäfen/
Sey alsdann kein Thor/
Aber ist sie fpröd von Wäfen/
Sag ihr diffes vor:
Alle Aeugleyn können reifen
Jetzo ohne Paß/
Alls Mädgen können heißen
Diffes oder das/
Alle Züngleyn können zappeln
Doch im Jahr ein Mal/'
Alle Füßgen können drappeln/
Was/ ift ganz egal
Alle Lippen können brennen
Als wie fpanfcher Lauch/ •
Und was alle lärnen können/
Kannftu auch!
Bald fo haftu fie am Bendel/
Sieh/ fie lechlet schon!
Süß wie düfltender Lawendel
Scheynt ihr differ Tohn.
Kükkt fie erft mal von der Seiten,/
Kichret fie ne Kleynigkeit;
Dann ifts klar: fie kann dich leyden/
Und du weißt Befcheyd.
Aber trützdem/ lihber Bruhder/
Rat ich/ lieh dich für/
Mann'ges Mädgen ift ein Luhder
Und bleybt nit bey dir.
Alle Aeugleyn können reifen
Jetzo ohne Paß/
Alle Mädgen können heißen
Diffes oder das
Alle Züngleyn können zappeln
Doch im Jahr eyn Mal/
Alle Füßgen können drappeln/
Was/ ift gantz egal/
Alle Lippen können brennen
Altz wie fpanfcher Lauch/
Und was alle lärnen können/
Kann fie auch!
fl. w,
Getreue Nachbarn
„Es kann der Frömmste nicht
in Frieden leben!" zitierte Eduard
Schneiye, als er mit der Gattin
vom Balle Heimwärts strebte,
und er zitierte es deshalb, weil
ihm Iosephine Vorhaltungen
machte, er habe unerhört geflirtet.
Das Zitat stimmte allerdings
nicht, denn Eduard war keines-
wegs der frömmste.
Am nächsten Mittag traf er
auf der Treppe den Äausgenossen
Strudlig.
„Waren Sie nicht gestern mit
Ihrer Gattin auf dem Buchdruk-
kerball?" erkundigte sich Strud-
lig.
„Buchdruckerball? Nein! Wie
kommen Sie darauf?"
„War nur so eine Idee von
mir, weil Ihre Frau heute früh
noch Fraktur mit Ihnen geredet
hat." W.
Zeichnung von E. Croissanr
Kleinstadt-Karneval „Sie staunen mich ja so an, Frau Pulicke, — gefalle ich Ihnen nicht als Beduinenhäuptling?"
„Ja, Lerr Kreiskaffenrendant, Sie sind doch seit zwanzig Jahren immer als Troubadour
gekommen. Warum denn jetzt nicht mehr?"
„Zu dick geworden, Frau Pulicke. Den Troubadour hat jetzt mein Sohn gekriegt."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kleinstadt-Karneval"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 170.1929, Nr. 4357, S. 68
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg