(Text zum Titelbild)
POETEN
Wir haben unsern Durst gestillt
Mit jenem Trank der Hippokrene,
Der nur für die Erwählten quillt,
Daß sie Apoll mit Gunst belehne.
Er schenkt erhabne Trunkenheit
Und gibt dem Geiste
Flatterschwingen;
Die Wirkung bleibt für alle Zeit
Und ist nicht wieder umzubringen.
Schätzt auch die Welt die Norm, —
Wir sind nicht umzukneten
In eine andre Form:
Wir sind nun mal Poeten.
Die Welt läßt lieber von Merkur
Als von Apollo sich regieren;
Die Durchschnittsmenschenkreatur
Denkt darum stets ans Profitieren.
Wer aber sich Apoll gew. iht.
Steht abseits von der großen
Masse,
Und Nebenangelegenheit
Schein ihm die Sorge für die Kasse.
Wir zeigen öffentlich
Verachtung der Moneten,
Denn so gehört es sich:
Wir sind nun mal Poeten.
Jedoch, weil sie so klein an Schar,
Die für Apollos Dienst entzündet,
So ist es nützlich offenbar,
Wenn sie einander eng verbündet.
Du bist mein Bruder in Apoll,
Lind selbst wenn klein die
Sympathie sei.
So mußt du dennoch laut und voll
Erklären, daß ich ein Genie sei,
Sogar bei Neid und Zwist
Sei stets der Bund vertreten,
Was selbstverständlich ist:
Wir sind nun mal Poeten.
Und ebenso bin ich bereit,
Auch deine Gaben zu verhimmeln
So wirken wir in Einigkeit,
Daß unsre Kränze nicht
verschimmeln.
Ich mache dich, du mich publik.
So wird es gegenseitig gehen;
Die Welt sagt sich zu der Kritik:
Nun ja, die müssen es verstehen; —
Und blasen wir zu stark
Auch mal in die Trompeten
Um irgend einen Quark:
Wir sind nun mal Poeten.
Peter Robinson
zum Andenken schenke»/'
„Zum Andenken ? Nanu, willst du auswandern ?"
„I wo - aber die Bude wird subhastiert."
Warum nicht?
Die Frau Feicht hat der Frau Zistler gelegent-
lich einer geringfügigen Erörterung widersprochen,
immer wieder; hat ihren Widerspruch nur mangel-
haft begründet und ist zuletzt soaar in Bezug auf
Lebenswandel ausfällig geworden. Der Frau Zistler ist
darüber die Geduld ausgegangen und die Land ausge-
rutftbt, und zwar so unzweifelhaft, daß die Frau Feicht
acht Tage lang mit einem Mordszahnbund herumging
und ihr Gatte von einer lebensgefährlichen Watschen
und schon von einer lebenslänglichen Rente sprach.
Frau Zistler hielt es daher für geratenem „Tumb-
linger Wochenblatt" folgendes zu veröffentlichen:
Widerruf
Nehme die beleidigende Landbewegung gegen
Frau Kreszenz Feicht hiemit zurück und erkläre selbe für
eine durchaus anständige Frau. Franziska Zistler.
G. G.
Geladen
Willy Wickel ist ein eminent tüchtiger Mensch,
eine große Kanone unter den Geschäftsreisenden.
Aber geladen ist er manchmal auch und gehörig.
Diesmal kann er um drei Uhr nachts gerade noch
ein Auto erklimmen und den Chauffeur lallend ver-
ständigen, daß er nach dem „Preußischen Los" wolle.
Große Schwierigkeit: derNachtportier im„Preu
ßischen Los" kennt keinen Lerrn Willy Wickel. Nein,
ein Lerr Willy Wickel ist heute früh nicht im Lotel
abgestiegen.
„Ist ja Blödsinn!" lallt Willy Wickel. „Seit
zehn Jahren steige ich im ,Preußischen Lost ab, wenn
ich nach Lannover komme."
„Verzeihen der Lerr," bemerkt der Nachtportier,
„der Lerr ist ja in Frankfurt."
„Verflucht noch mal!" lallt Willy Wickel. „Sie,
Chauffeur-also dann Kaiserhof." —on.
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POETEN
Wir haben unsern Durst gestillt
Mit jenem Trank der Hippokrene,
Der nur für die Erwählten quillt,
Daß sie Apoll mit Gunst belehne.
Er schenkt erhabne Trunkenheit
Und gibt dem Geiste
Flatterschwingen;
Die Wirkung bleibt für alle Zeit
Und ist nicht wieder umzubringen.
Schätzt auch die Welt die Norm, —
Wir sind nicht umzukneten
In eine andre Form:
Wir sind nun mal Poeten.
Die Welt läßt lieber von Merkur
Als von Apollo sich regieren;
Die Durchschnittsmenschenkreatur
Denkt darum stets ans Profitieren.
Wer aber sich Apoll gew. iht.
Steht abseits von der großen
Masse,
Und Nebenangelegenheit
Schein ihm die Sorge für die Kasse.
Wir zeigen öffentlich
Verachtung der Moneten,
Denn so gehört es sich:
Wir sind nun mal Poeten.
Jedoch, weil sie so klein an Schar,
Die für Apollos Dienst entzündet,
So ist es nützlich offenbar,
Wenn sie einander eng verbündet.
Du bist mein Bruder in Apoll,
Lind selbst wenn klein die
Sympathie sei.
So mußt du dennoch laut und voll
Erklären, daß ich ein Genie sei,
Sogar bei Neid und Zwist
Sei stets der Bund vertreten,
Was selbstverständlich ist:
Wir sind nun mal Poeten.
Und ebenso bin ich bereit,
Auch deine Gaben zu verhimmeln
So wirken wir in Einigkeit,
Daß unsre Kränze nicht
verschimmeln.
Ich mache dich, du mich publik.
So wird es gegenseitig gehen;
Die Welt sagt sich zu der Kritik:
Nun ja, die müssen es verstehen; —
Und blasen wir zu stark
Auch mal in die Trompeten
Um irgend einen Quark:
Wir sind nun mal Poeten.
Peter Robinson
zum Andenken schenke»/'
„Zum Andenken ? Nanu, willst du auswandern ?"
„I wo - aber die Bude wird subhastiert."
Warum nicht?
Die Frau Feicht hat der Frau Zistler gelegent-
lich einer geringfügigen Erörterung widersprochen,
immer wieder; hat ihren Widerspruch nur mangel-
haft begründet und ist zuletzt soaar in Bezug auf
Lebenswandel ausfällig geworden. Der Frau Zistler ist
darüber die Geduld ausgegangen und die Land ausge-
rutftbt, und zwar so unzweifelhaft, daß die Frau Feicht
acht Tage lang mit einem Mordszahnbund herumging
und ihr Gatte von einer lebensgefährlichen Watschen
und schon von einer lebenslänglichen Rente sprach.
Frau Zistler hielt es daher für geratenem „Tumb-
linger Wochenblatt" folgendes zu veröffentlichen:
Widerruf
Nehme die beleidigende Landbewegung gegen
Frau Kreszenz Feicht hiemit zurück und erkläre selbe für
eine durchaus anständige Frau. Franziska Zistler.
G. G.
Geladen
Willy Wickel ist ein eminent tüchtiger Mensch,
eine große Kanone unter den Geschäftsreisenden.
Aber geladen ist er manchmal auch und gehörig.
Diesmal kann er um drei Uhr nachts gerade noch
ein Auto erklimmen und den Chauffeur lallend ver-
ständigen, daß er nach dem „Preußischen Los" wolle.
Große Schwierigkeit: derNachtportier im„Preu
ßischen Los" kennt keinen Lerrn Willy Wickel. Nein,
ein Lerr Willy Wickel ist heute früh nicht im Lotel
abgestiegen.
„Ist ja Blödsinn!" lallt Willy Wickel. „Seit
zehn Jahren steige ich im ,Preußischen Lost ab, wenn
ich nach Lannover komme."
„Verzeihen der Lerr," bemerkt der Nachtportier,
„der Lerr ist ja in Frankfurt."
„Verflucht noch mal!" lallt Willy Wickel. „Sie,
Chauffeur-also dann Kaiserhof." —on.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Andenken"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)