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Zeichnung von 8. Kirchner

verkorkt und versiegelt wie der
edelste Wein."

„Lallo!" schrie da die Tafel-
runde zusammen. „Lerr Wirt,
her mit Ihrem besten! Der Blum-
schindel hat den Preis!"

„Gansjung auf Flaschen,"sag-
te der Wirt und wiegte dazu be-
dächtig den Kops, „ja, das ist die
Marke. Aber nur, meine Lerrn,
wenn es die Mutter schickt. Sonst
ist mir Pommery lieber. And
den trinken wir jetzt!" L. Jod«

Frühling

Die Fenster auf, die Herzen auf,

Es naht der Frühling schon.

Aus Klammern kreucht der Mensch herauf
Und wohnt auf dem Balkon.

Die Tante Meier, — Hochparterre,
Strickt ihren Strumpf im Frei’n.
Mit Pfeifenqualm verstankert wer
Gleich die Natur im Mai’n.

Den Virtuosen Geigenfroh
Aus Ixlowitz — bei Wien —
Zu Vibration und Tremolo
Lockt die Veranda ihn.

Grad vis ä vis ein Dichter schrieb
So gern ein Lenzgedicht.

Da sieht er den Balkonbetrieb
Und kann es plötzlich nicht.

Ein Bescheidener

„Ach, Albert — ich habe mir immer einen klugen Mann gewünscht!"
„Sei zufrieden, Geliebte — du wirst auch mit mir glücklich werden."

Eine neue Marke

Vier oder fünf Studenten saßen um ihren Abendtisch im
„Grauen Bären", und weil alle miteinander arme Schlucker
waren, weit weg von der Leimat, so wollte der Wirt sich
einen Spaß machen mit der in diesem Kreis recht unange-
brachten Frage: „Wer kann mir den köstlichsten Flascheninhalt
nennen? Eine Flasche von meinem besten setz ich zum Preis."

Da rieten denn die jungen Leute, ihrer Herkunft und
Erfahrung gemäß, aus nicht gar so angesehene Gewächse:
eine Flasche Gumpoltskirchner — nein, zwei Flaschen Gum°
poltskirchner — eine Flasche Tiroler spezial — eine Deides-
heimer und so fort. Als die Reihe an den Studierenden der '
Philosophie Theobald Blumschindel kam, sprach der nach
längerem Besinnen: „Allmonatlich mit der wieder instand
gesetzten Wäsche schickt mir meine Mutter zugleich auch mein
Leibgericht: Gansjung mit Knödeln. Knödel und Fleisch sein
säuberlich in Papier, die Soß aber auf Flaschen abgezogen,
310

„Die Fenster zu, die Türen zu!“

So ruft er wild und laut,
„Dieweil ansonst der Mensch im Nu
Den ganzen Lenz — versehrt!“

F. K.

Das

moderne Dienstmädchen

„Aber Anna, auf der Tisch-
platte liegt der Staub so hoch,
daß man hineinschreiben kann!"

„Nicht meine Schuld! Der
Staubsauger ist in Reparatur!"

Konsultation

„Äerr Rechtsanwalt, was kann man da machen? Jedes-
mal, wenn ich eine bestimmte Suppe koche, schüttet sie mein
Mann zum Fenster hinaus."

„Am was für eine Suppe handelt es sich? Etwa Brot-
suppe?"

„Zufällig ja. Aber das spielt doch keine Rolle."

„O doch! Wo wohnen Sie?"

„Körnerstraße 14. Aber-"

„Einen Augenblick. And um wieviel Ahr essen Sie?"

„Am halb zwei."

„Dann schicken Sie mir Ihren Mann mal her!"

„Können Sie uns daraufhin scheiden?"

„Das ist eine andre Sache. Zunächst muß mir Ihr Mann
mal drei Paletots ersetzen. Ich gehe jeden Mittag um halb
zwei durch die Körnerstraße vom Landgericht nach Lause."

Curry
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Bescheidener"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 170.1929, Nr. 4372, S. 310

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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