Wirtschaft ist Schicksal
„Merkwürdig," sagt der Lin-
terwimmer Iakl zum Vorleitner
Peter, „hint und vorn habts nix
und doch lebts wia Gott in Frank-
reich. Wia stellts denn nur grad
dös an?"
„Wia mir dös anstellen? Ja
mei! Wia halt so was deixelt
wird: Konkurs gemacht Ham ma,
d' Schulden abbeutelt Ham ma,
neue Schulden gmacht Ham ma<
's Anwesen versichert Ham ma,
abbrennt san ma, aufbaut Ham
ma, wieder abbrennt san ma, und
iah möcht i 's nur bloß no so
weit bring«, daß 's «mal über
mei Vermögen an Rachlaßkon-
kurs gibt. Damit meine Hinter-
bliebenen versorgt san." G. <9.
seltsame Vögel sind die Brüder
Lakenbruch, die mit einer Wirt
schasterin zusammen Hausen
Knauserig und genau. Die Sala
mischeiben sind bei ihnen gezählt
EinmalreisteGustav, der jünge
re, nach Amerika. Seitdem sah
man Oskar, den zurückgebliebenen
Bruder, stets ohne Kragen herum-
laufen. Die Leute meinten, die
Trauer um den Bruder, mit dem er viele Jahre lang zusam-
mengelebt hatte, mache ihn nachlässig.
Einmal fragte ihn ein beherzter Lausgenoffe über diesen
Punkt. Lakenbruch erklärte offen:
„Trauer? Ree! Aber mein Brnder Gustav hat bei der
Abreise meine Kragenknöpfe eingepackt." Curry
Aus dem Märchenreich der Technik
„Wer benutzte das erste Kugellager?"
„Die Prinzessin aus der Erbse!"
„Wollen wir nicht alle beide am Ersten gehen?"
„Ausgeschlossen, ich geh erst übernächsten Ersten. Ich
muß erst den Roman zu Ende haben."
„Eo, Doktor der Chemie sind
Sie? Sagen Sie mal, kann man
bei Ihnen vielleicht 'ne Lose
chemisch reinigen lassen?"
Ueber seine Kraft
„Warum hast du mir nicht zu
meiner Verlobung mit Lans gra-
tuliert, Onkel?"
„Mein liebes Kind, ich Hab'
mehr zu tun, als dir zu jeder Ver-
lobung zu gratulieren . . .!"
Im Zeitalter der Rekorde
Meier ist einem Sportverein
beigetreten. Täglich trainiert er
fleißig. Eines Rachts rannte er
die Straße in sausendem Tempo
entlang. Ein Freund Meiers
fragte ihn: „Warum rennst du
denn zu so später Stunde?" —
„Bei mir ist eingebrochen und ich
verfolge den Dieb!" keuchte Meier.
— „Einen Dieb? Wo ist er denn?
Ich sehe keinen." — „Da hinter
mir kommt er doch an," rief
Meier stolz „ich habe ihn längst
überholt!"
Die unwahrscheinliche Zahl
Von PeterRobinson
Labermanns waren sich einig gewesen, daß es im neuen
Jahre so nicht weiter gehen dürfte, zwischen ihrem Dienstmäd-
chen Katharina nämlich und der Lausmeisterin Füllsack. Denn
sonst würde man doch die Katharina verabschieden und nach
einer anderen häuslichen Lilfskraft sich umsehen müssen, ein
Schritt, der aber das Risiko großer Enttäuschungen durch die
Nachfolgerin mit sich bringen mochte. Die Lausmeisterin Füll-
sack zu verabschieden, steht leider nicht in Labermanns Macht,
denn sie sind nur Mieter im Lause Der Lauseigentümer aber
ist, wie das heutzutage ja fast überall so ist, ein erbitterter
Feind seiner Mieter; er wünscht ihnen alles mögliche Schlim-
me, und da das Schlimmste die Lausmeisterin Füllsack ist, so
kann sie ihm auf diesem Posten nur recht, ja sehr schätzens-
wert sein.
Die Lausmeisterin Füllsack ist der Schrecken aller Mieter.
Sie haßt, ärgert und beschimpft alle Parteien, am meisten
aber Labermanns, denn die wohne» im Erdgeschoß und sind
ihr am nächsten. Mieter, die auch mit Lausmeisterleuten zu
tun haben, werden vielleicht glauben, sich vorstellen zu können,
was Labermanns schon alles an Gemeinheiten auszustehen
gehabt haben, aber sie irren: das geht noch über alle Vor-
stellungen hinaus. Labermanns können jetzt nichts Besseres
mehr tun, als das Dasein der Lausmeisterin Füllsack völlig
zu ignorieren; sie ist Luft für sie, aber freilich eine schlechte,
pestilenzialische Luft.
In den alten patriarchalischen Zeiten hätte natürlich das
Dienstmädchen Katharina diese Empfindungen seiner Lerr-
schaft geteilt. Aber daran dachte Katharina nicht. Sie ver-
kehrte im Gegenteil sehr gern mit Frau Füllsack und
(Fortsetzung Seite 327)
324
„Merkwürdig," sagt der Lin-
terwimmer Iakl zum Vorleitner
Peter, „hint und vorn habts nix
und doch lebts wia Gott in Frank-
reich. Wia stellts denn nur grad
dös an?"
„Wia mir dös anstellen? Ja
mei! Wia halt so was deixelt
wird: Konkurs gemacht Ham ma,
d' Schulden abbeutelt Ham ma,
neue Schulden gmacht Ham ma<
's Anwesen versichert Ham ma,
abbrennt san ma, aufbaut Ham
ma, wieder abbrennt san ma, und
iah möcht i 's nur bloß no so
weit bring«, daß 's «mal über
mei Vermögen an Rachlaßkon-
kurs gibt. Damit meine Hinter-
bliebenen versorgt san." G. <9.
seltsame Vögel sind die Brüder
Lakenbruch, die mit einer Wirt
schasterin zusammen Hausen
Knauserig und genau. Die Sala
mischeiben sind bei ihnen gezählt
EinmalreisteGustav, der jünge
re, nach Amerika. Seitdem sah
man Oskar, den zurückgebliebenen
Bruder, stets ohne Kragen herum-
laufen. Die Leute meinten, die
Trauer um den Bruder, mit dem er viele Jahre lang zusam-
mengelebt hatte, mache ihn nachlässig.
Einmal fragte ihn ein beherzter Lausgenoffe über diesen
Punkt. Lakenbruch erklärte offen:
„Trauer? Ree! Aber mein Brnder Gustav hat bei der
Abreise meine Kragenknöpfe eingepackt." Curry
Aus dem Märchenreich der Technik
„Wer benutzte das erste Kugellager?"
„Die Prinzessin aus der Erbse!"
„Wollen wir nicht alle beide am Ersten gehen?"
„Ausgeschlossen, ich geh erst übernächsten Ersten. Ich
muß erst den Roman zu Ende haben."
„Eo, Doktor der Chemie sind
Sie? Sagen Sie mal, kann man
bei Ihnen vielleicht 'ne Lose
chemisch reinigen lassen?"
Ueber seine Kraft
„Warum hast du mir nicht zu
meiner Verlobung mit Lans gra-
tuliert, Onkel?"
„Mein liebes Kind, ich Hab'
mehr zu tun, als dir zu jeder Ver-
lobung zu gratulieren . . .!"
Im Zeitalter der Rekorde
Meier ist einem Sportverein
beigetreten. Täglich trainiert er
fleißig. Eines Rachts rannte er
die Straße in sausendem Tempo
entlang. Ein Freund Meiers
fragte ihn: „Warum rennst du
denn zu so später Stunde?" —
„Bei mir ist eingebrochen und ich
verfolge den Dieb!" keuchte Meier.
— „Einen Dieb? Wo ist er denn?
Ich sehe keinen." — „Da hinter
mir kommt er doch an," rief
Meier stolz „ich habe ihn längst
überholt!"
Die unwahrscheinliche Zahl
Von PeterRobinson
Labermanns waren sich einig gewesen, daß es im neuen
Jahre so nicht weiter gehen dürfte, zwischen ihrem Dienstmäd-
chen Katharina nämlich und der Lausmeisterin Füllsack. Denn
sonst würde man doch die Katharina verabschieden und nach
einer anderen häuslichen Lilfskraft sich umsehen müssen, ein
Schritt, der aber das Risiko großer Enttäuschungen durch die
Nachfolgerin mit sich bringen mochte. Die Lausmeisterin Füll-
sack zu verabschieden, steht leider nicht in Labermanns Macht,
denn sie sind nur Mieter im Lause Der Lauseigentümer aber
ist, wie das heutzutage ja fast überall so ist, ein erbitterter
Feind seiner Mieter; er wünscht ihnen alles mögliche Schlim-
me, und da das Schlimmste die Lausmeisterin Füllsack ist, so
kann sie ihm auf diesem Posten nur recht, ja sehr schätzens-
wert sein.
Die Lausmeisterin Füllsack ist der Schrecken aller Mieter.
Sie haßt, ärgert und beschimpft alle Parteien, am meisten
aber Labermanns, denn die wohne» im Erdgeschoß und sind
ihr am nächsten. Mieter, die auch mit Lausmeisterleuten zu
tun haben, werden vielleicht glauben, sich vorstellen zu können,
was Labermanns schon alles an Gemeinheiten auszustehen
gehabt haben, aber sie irren: das geht noch über alle Vor-
stellungen hinaus. Labermanns können jetzt nichts Besseres
mehr tun, als das Dasein der Lausmeisterin Füllsack völlig
zu ignorieren; sie ist Luft für sie, aber freilich eine schlechte,
pestilenzialische Luft.
In den alten patriarchalischen Zeiten hätte natürlich das
Dienstmädchen Katharina diese Empfindungen seiner Lerr-
schaft geteilt. Aber daran dachte Katharina nicht. Sie ver-
kehrte im Gegenteil sehr gern mit Frau Füllsack und
(Fortsetzung Seite 327)
324
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wollen Sie nicht alle beide am Ersten gehen?" "Logik"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 170.1929, Nr. 4373, S. 324
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg