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Vor meinem Schreibtisch . .

Vor meinem Schreibtisch liegt ein Leopard,
Noch roh und Icur&chnerisch noch unbehandelt,
Ich brachte ihn mit heim von großer Fahrt
Aus Afrika, wo er im Busch gewandelt,

Durch seine leeren Augenschlitze sah
Er schwarze Menschen, Palmen, Hätten,
Ziegen —

Und als Herr Schomburgk kam („Mein
Afrika F)

Ließ er die frische Antilope liegen.

Denn sein war Afrika, sein war die Hinde
Des Kudoo-Hirschs am Fände des Karru,
Nur eines fetten Farmers feige Flinte
Vom sichern Baum schloß ihm die Augen zu.

Sie alle, die im Busche Kon ge waren,

Sie alle mordete der weiße Mann,

Nun liegen sie als Fell mit gelben Haaren
Und setzen Staub und setzen'Motten an.

Nun liegst du hier vor meinen schwachen
Fußen,

Aus deinem Fell steigt heißer, gelber Duft —
Ich hab ein miserabeles Gewissen,

Und deine leeren Augen blitzen: „Schuft F

Doch deine Seele wandert in den Buschen
Im wilden Tropenwald am großen See
Und hört die aufgeblähte Kobrc zischen
Und hört der Neger Sang: „Laho, laheF

A. W.

Vorschlag „Solange ich die Aktienmajorität in unsrer Firma habe, bekom-

men Sie die Syndikusstelle und damit die Land meiner Tochter nicht."

„Dem wäre aber doch leicht abzuhelfen, Herr Kommerzienrat: wenn
Sie Ihrer Tochter zwei Drittel Ihres Aktienbesitzes abtreten wollten."

Ersah

Der Kaufmann Rohrnagl und der Schneidermeister Gans-
ler begegnen sich.

„Guten Morgen, Lerr Rohrnagl! Sie sehen aber heut,
im Vergleich zu sonst, wirklich ausnehmend gut aus." Und
geheimnisvoll begründet Lerr Rohrnagl: „Ich Hab aber auch
heut nacht einen wunderschönen Traum gehabt, Lerr Gansler,
und so etwas bringt einen natürlich schnell ein gutes Stück
vorwärts."

„Brav, brav, Lerr Rohrnagl! And wenn man fragen
darf: was hat Ihnen denn gar so Wundervolles geträumt?
Kann mir's zwar schon denken."

„Mir, mir hat geträumt," erklärt der Lerr Rohrnagl und
geht im Gesprächseifer ein Stück Wegs mit dem Schneider-
meister wieder zurück, „ich bin vor dem Pleineder-Laus, weil
nicht gestreut war, ausgerutscht und Hab mir das linke Bein
gebrochen. Noch dazu sehr kompliziert — Oberschenkel."

„And das halten Sie für wunderschön?"

„Ja. In diesem Fall schon. Denn der Pleineder ist doch
meine schärfste Konkurrenz. And da können Sie sich dann leicht
ausrechnen, Lerr Gansler, was ihn mein komplizierter Bein-
bruch an Kurkosten und Schmerzensgeld und Zeitversäumnis
kosten wird. Unter dreitausend Mark sicher nicht. Binnen vier-
zehn Tagen zahlbar. Soo. Das bringt den Pleineder um, sag
ich Ihnen. Muß ihn umbringen. And ist vielleicht so etwas
nicht wunderschön? Sie, Lerr Gansler, ich wollt', ich hält jede
Nacht einen so erhebenden Traum. Das ging' für eine Bade-
reise; ja für sechs Wochen Sanatorium." L. 3.

Anders gemacht

Julius Lecht soll heiraten. Immer und immer wieder hat
sein umsichtiger Onkel Jakob ihn ermahnt, nicht länger zu
zögern; es sei nicht gut, daß der Mensch allein sei — es müsse
doch auch frisches Kapital in's Geschäft kommen. Aber Julius
hat dann doch nie Lust gehabt.

Jetzt ist Onkel Jakob schwer erschüttert. „Also die Selma
Schmalzer hat sich jetzt verlobt, mit Wunderlich junior, dem
Schafskopf. And dabei hat sie doch aus dich gewartet, Julius!
Am den Lals wär' sie dir gefallen, wenn du den Mund auf-
gemacht hättest. Lunderttausend Mark kriegt sie bar mit, —
die hat nu' Wunderlich junior, der Affe. Mensch, Julius, —
— was hättest du mit dem Geld im Geschäft machen können!"

„Reg' dich nicht auf, Onkel!" sagt Julius Lecht gelassen.
„Die Sache ist glänzend erledigt: Wunderlich junior tritt mit
den hunderttausend Mark bei mir als Teilhaber ein." — vn.

Jugend 1929

„Warum bist du nicht zum Fußballspiel gekommen?" —

„Ich mußte meinen Eltern 'n kleinen Vortrag halten. So
kann das nicht weitergehen, die züchten in mir lauter einge-
klemmte Affekte." *

„Gestern war ich in Frühlings Erwachen von Wedekind.
Denk dir nur, dies altmodische Stück soll vor zwanzig Jahren
mal verboten gewesen sein!"

„Siehst du, Vater, nun hast du dich mit Mutter wieder ge-
zankt. Ihr hättet mich fragen sollen: ich hätte euch zu 'ner
Kameradschaftsehe geraten." A. W.

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Werk/Gegenstand/Objekt

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Fliegende Blätter
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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 170.1929, Nr. 4374, S. 341

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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