DOI Heft:
Nr. 4375
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6498#0367
Der bekehrte Spiritist
Sie glauben gar nicht, wie schnell oft ein Mensch seine Anschauung
wechselt, ja das, was er vorher begeistert verehrt hat, nachher tödlich haßt.
Ich hab's unlängst bei meinem Freund Limmler erlebt. Sie müssen wissen,
Limmler ist, das heißt: war fanatischer Spiritist, mit Leib und Seele und
einem Bekehrungs- und Aeberzeugungseifer, kaum zum glauben. Er ist aber
auch liebevollster Familienvater. Wie? Sie glauben, beides könnte sich mitein-
ander vertragen? Eben nicht! Sie werden gleich sehen. Also bei Limmlers
haben sie kürzlich ein kleines Mädel bekommen. Der Vater war entzückt.
Andern Tags traf ich ihn auf der Straße, gratuliere und so, worauf er mich
bat, ich möchte doch heute abend zu ihnen zu einer Spiritistensitzung
kommen.
„Nanu", sag ich, „ich glaubte, du wärst als Familienvater zu sehr in
Anspruch genommen."
„Ja eben", sagte er, spiritistisch lächelnd, „gerade eben deswegen!" Er
nannte noch die Namen der übrigen Teilnehmer, und fort war er.
Ich war neugierig und ging hin. Im verdunkelten Wohnzimmer war
schon alles versammelt; absichtlich hatte Limmler wie stets eine Reihe
„Ungläubiger" eingeladen. Eben aus Bekehrungseifer. Nun, der Lausherr
verkündete dann, daß die heutige Spiritistensitzung den Zweck habe, den
Vornamen, den sein kleines Mädel bekommen solle, auf spiritistische Weise
festzustellen: durch den Klopfgeist mittels Tischrückens. Damit sein Kind
von vornherein mit der Geisterwelt in besonderem Kontakt stehe, sagte der
Lausherr.
„Ah," staunte alles und setzte sich um den Tisch, Land an Land, Finger
an Finger. Na, Sie werden ja selbst wissen, wie das geht. Der Tisch be-
gann zu klopfen, man vereinbarte das Alphabet; ein Lerr nahm Bleistift
und Papier, um zu notieren. Der Lausherr fragte mit zitternder Stimme
in die atemlose Stille: „Sage uns, Geist des Tisches, wie soll meine
Tochter heißen?" Der Tisch klopfte heftig, der notierende Lerr meldete
das Resultat: „Petroleum!" Brüllendes Gelächter der Ungläubigen, hämi-
sches Grinsen der Lalbbekehrte», tödlich getroffener Vaterstolz Limmlers.
L. Jobs.
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Ist stets Grund zu Jubiläen,
Sei’s im Institut für Bummel
Oder sei’s in Silberehen.
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Wippt in Karusselipferds Bügel,
Leben wird zum Wurstelprater,
Caliban sieht sich im Spiegel.
Hexenschaukel, Niagara,
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Berg- und Talbahn mit der Klara,
Jazzmaschine—Kreischen—Wonne.
Laßt das Kind im Manne tollen,
Wo die Narrheit kunterbuntert!
Weiser Krittler, nur nicht grollen!
Denn des Kinds ist dies Jahrhundert.
Graue Miene, Doktorkittel
Sind zu billig, kriegt man flugs —
Doch des Lebens schönster Titel
Ist und bleibt der Dr. jux.
Begreiflich
„Diese Nachkriegsware taugt doch wirklich nichts," ärgert sich Schnick.
„Nach kaum drei Monaten sind die Federn in meinem Sorgenstuhl schon
kaputt!"
„Vor dem Kriege hattest du auch nicht so schwere Sorgen," meinte
Schnack.
Graphologie
„Wissen Sie," erläuterte der Graphologe, „jeder Mensch zeichnet seine
Zukunft selbst in seiner Schrift auf. Er enthüllt seine geheimsten Gedanken.
Ein Mensch, der seinem Leben durch eine Kugel ein Ende macht, schreibt
die großen Buchstaben alle wie Pistolen. Ein andrer hat große Seereise»
im Kopf und unterstreicht wellenförmig."
„Soso, dann muß ich meinein Prokuristen mal mehr auf die Finger
sehe,,': der macht unter seinem Namen immer so '»e Unterschleife." A.W.
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