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„Die besten Kunststücke kommen noch, — erst gehn sie mit dem Teller sammeln "

„Na, das wird grad' das schwerste Kunststück sür die Leute sein, den Teller voll zu kriegen.

Die Reise am Freitag

Jetzt floß Köditz eine Rede über die Lippen. „Verehrteste
Frau Geheimrat, was brauche ich Beweise für eine Ueber-
zeugung, die auf Erfahrungen gegründet ist! Aus traurige
Erfahrungen! Auf schreckliche, ja gräßliche Geschichten, die
passiert sind. O, was könnte ich da alles berichten! Da ist
mein Onkel Daniel. Labe ich Ihnen von dem nicht schon ein-
mal erzählt? Nein, noch nicht? Ein lieber, guter Mann. Ist
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früher einmal sehr vermögend
gewesen, ja reich. Einmal war
er etwas kränklich, auf der Brust,
— hat sich aber inzwischen wie-
der gegeben. Da wollte er auf-
packen und in die Südschweiz
ziehen, ein für allemal, mit Lab
und Gut. Im Frühjahr 1914
war das — — beachten Sie,
Frau Geheimrat: im Frühjahr
1914. Gut, Onkel Daniel setzt
sich auf die Bahn, um mal nach
Locarno zu fahren, wo er schon
mehrere prächtige Anwesen in
Aussicht hatte; ich glaube so-
gar, er dachte daran, eine von
den kleinen Inseln da im See
zu kaufen. An einem Freitag
tritt er die Reise an. Was ge-
schieht? In Lindau trifft er
einen alten Freund, der da auch
gerade durchfährt, nach Kon-
stanz, wo er zu Lause ist. And
der redet doch richtig meinem
Onkel Daniel den schönen Plan
mit der Schweiz aus und dreht
ihm ein Grundstück in seiner
Gegend an. Nun, und wie geht
es jetzt meinem armen Onkel
Daniel? Statt daß er jetzt in Lo-
carno sitzt mit einem schönen
Kapital in Schweizer Bundes-
bahnobligationen und solchen

Papieren-da ist er jetzt

Kleinrentner und muß manch-
mal sogar aufs Wohlfahrtsamt
laufen."

Köditz weihte seinem Onkel
Daniel einen Seufzer. Dann
floß die Rede weiter. „Und dann
mein Vetter Guido, dem gerade
'her Umstand, daß manche Leute
vom Unheil einer Freitagsreise
überzeugt sind, in merkwürdiger
Verkettung einen gründlichen
Beweis geliefert hat. Eine Erb-
schaft hat er verloren, ei» präch-
tiges Gut. Das gehört einer
Tante, die schon ein Testament
zu seinen Gunsten gemacht hatte.
Die Tante erkrankt bedenklich,
und mein Vetter Guido fährt
hin. An einem Freitag, Frau
Geheimrat I Die Tante ist ent-
setzt und schwer gekränkt. „An
einem Freitag bist du gefahren?"
schreit sie. „Du hast mich wohl
schon tot vorfinden wollen?" Schluß: Guido hinausgeschmiffen,
Testament umgestoßen. Und dann mein Freund Waldemar, der
Dramatiker. Im letzten Winter hat er eine Uraufführung ge-
habt, in Kötzschenbroda. Zwei Wochen vorher ist er zu den
Proben gefahren. Nicht wahr! da hätte er sis doch den Tag
aussuchen können! Aber er ist an einem Freitag gefahren, der
Esel. Das Stück ist durchgefallen, so durchgefallen, daß es
eigentlich an der anderen Seite des Globus wieder hätte heraus-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die besten Kunststücke kommen nocht..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stirner, Karl
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 171.1929, Nr. 4379, S. 8

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