Fliegende Blätter (171.1929 (Nr. 4379-4404) = 85. Jahrg.)

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Neppendorf

Herr Biberitz bekommt ab und zu, wenn er sich ärgert,
einen kleinen Anfall. Dann schlägt er mit den Armen um sich
und rollt die Augen. Aber es hat nichts auf sich, es sind nur
die Nerven.

Da bekam er mal am Strand im Luxusbad Neppendorf
diesen Zustand. Passanten brachten ihn in die vornehme Strand-
Bar. Biberitz rollte und fuchtelte noch immer.

Zeichnung von I L.-R.

Die lange Predigt

„Nun, was hat denn deine
Frau gesagt, weil wir so
spät nachts nach Lause
kamen?"

„Da mußt du noch einige
Tage Geduld haben. Sie ist
noch nicht fertig."

Da stürzte der Geschäftsführer herbei, nahm ihn in eine
Ecke und tuschelte:

„Regen Sie sich, bitte, nicht auf, mein Lerr, für Sie kostet
der Lummer natürlich nur 12 Mark statt 26."

„Laben Sie einen guten Tanzlehrer, Lerr Doof?"

" '2ainos! Und io zuvorkommend ist der Mann! Er sagt immer zu mir:
dern dreimal vormache, das zeige ich Ihnen zehnmall."

.Was ich den an-

Furtum balneatium

Stulpe war die Ahr gestohlen worden, seine wertvolle
goldene Präzisionsuhr. Aus der Badezelle war sie ihm ent-
wendet worden, während er,
an nichts Böses denkend, in
den Fluten plätscherte. Be-
trübt berichtete er an der Mit-
tagstafel von dieser Gemein-
heit.

Der Oberstudienrat Pott-
gießer meinte, es wäre sogar
eine Ruchlosigkeit. Für Diebe,
die sich an dem Eigentum
Badender vergingen und da-
durch das so heilsame Baden
mit Sorgen und Gefahren be-
lasteten, müßte es besondere
Paragraphen gebe». Wie im
alten Rom, wo man ja über-
haupt so sehr vernünftig ge-
wesen wäre. Ja, da wäre der
kur balnearius, der in den
öffentlichen Bädern stehlende
Dieb, viel härter bestraft wor-
den als andere Diebe.

„Ach, wie interessant!"
meinte dazu Fräulein Kreisel.
„Sagen Sie doch, Lerr Ober-
studienrat: wie wäre denn da
so ein Ahrdiebstahl wohl be-
straft worden?" —on.

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