o
Augenblicksbild aus Sumshagen
Zn der kleinen Bahnhofswirtschaft von Sumshage», der
einzigen Kneipe des Oertchens, saufen sie schrecklich. Fahrgäste,
Lokomotivführer, Schaffner, alle miteinander.
Da ging der Gutspächter Wirrmandel, der seine Frau
abholen wollte, eines Abends schwanken Schrittes an den Auto-
maten, um eine Bahnsteigkarte zu lösen. Er warf oben zehn
Pfennig ein und entnahm unten ein Paket gebrannte Mandel».
Zeichnung von M. Claus
„Sie pudern sich jetzt von Bamberg bis Corbetha, Gnädigstes
„Natürlich, ich werde doch am Bahnhof erwartet!"
„Liber bis Leipzig ist doch noch eine halbe Stunde."
„Was heißt Leipzig? Ich fahre nach Königsberg."
Verdacht
Kurt Puppel ist mit seiner jungen Frau an die
schöne Küste des Samlands gefahren. Leider ist Ellas
Mama mitgekommen; es hat sich nicht verhindern
lassen.
Kurt spaziert mit Ella am Strande und belehrt
sie: „Diese gewaltigen Dünen wandern und begraben
dabei alles unter sich."
Ella ringt die Lände. „Aber Kurt — — und
da hast du Mama ein Ruheplätzchen an der einen
Düne empfohlenl" —on.
Das hielt er dem Schaffner hi», der es unter erheblichen
Schwierigkeiten lochte.
„Unglaublich," schimpfte der Schaffner, „was die jetzt für
die Billetts für eine Sorte Pappe verwenden!" A. W.
Die Bänke
Kohlschanzer ist spazieren gegangen — am ersten Tage
seines Aufenthalts in dem billigen, laut Prospekt einer stets
steigenden Besucherzahl sich erfreuenden Kurörtchen.
Kohlschanzer hat aber nicht die Absicht gehabt, weit
zu gehen, denn er ist beleibt, und seine Beine sind
schwach. Wohl aber hat er lange draußen bleiben
wollen in der gesunden Luft; behaglich hat er in der
Sonne sitzen wollen und dösen. Diesem Projekt aber
ist ein Umstand entgegen gewesen, über den er sich
nun bei Fräulein Rübesam beschwert, die ihn und
zehn andere Leute beherbergt und beköstigt!
„Das ist doch ein Skandal!" schimpft Kohl-
schanzer. „Keine einzige Bank ist zu finden. Dage-
wesen sind welche; man sieht noch, wo sie gestanden
haben. Aber alle sind futsch."
„Ja, es ist schrecklich!" klagt auch Fräulein Rübe-
sam. „Der Gemeindevorstand hat gestern alle Bänke
wegnehmen lassen; sie sollen abgeholt, gestrichen
und mit Aufschriften versehen werden. Das hätte
doch vor der Saison gemacht werden müssen. Wir
Pensionsinhaber haben uns aber schon alle be-
schwert."
„Sehr richtig! Sowas durfte nicht gemacht
werden."
„Natürlich nicht! Nun laufen doch die Leute bloß
herum — — und dann haben sie nachher solchen
Äunger I" —on.
66
Augenblicksbild aus Sumshagen
Zn der kleinen Bahnhofswirtschaft von Sumshage», der
einzigen Kneipe des Oertchens, saufen sie schrecklich. Fahrgäste,
Lokomotivführer, Schaffner, alle miteinander.
Da ging der Gutspächter Wirrmandel, der seine Frau
abholen wollte, eines Abends schwanken Schrittes an den Auto-
maten, um eine Bahnsteigkarte zu lösen. Er warf oben zehn
Pfennig ein und entnahm unten ein Paket gebrannte Mandel».
Zeichnung von M. Claus
„Sie pudern sich jetzt von Bamberg bis Corbetha, Gnädigstes
„Natürlich, ich werde doch am Bahnhof erwartet!"
„Liber bis Leipzig ist doch noch eine halbe Stunde."
„Was heißt Leipzig? Ich fahre nach Königsberg."
Verdacht
Kurt Puppel ist mit seiner jungen Frau an die
schöne Küste des Samlands gefahren. Leider ist Ellas
Mama mitgekommen; es hat sich nicht verhindern
lassen.
Kurt spaziert mit Ella am Strande und belehrt
sie: „Diese gewaltigen Dünen wandern und begraben
dabei alles unter sich."
Ella ringt die Lände. „Aber Kurt — — und
da hast du Mama ein Ruheplätzchen an der einen
Düne empfohlenl" —on.
Das hielt er dem Schaffner hi», der es unter erheblichen
Schwierigkeiten lochte.
„Unglaublich," schimpfte der Schaffner, „was die jetzt für
die Billetts für eine Sorte Pappe verwenden!" A. W.
Die Bänke
Kohlschanzer ist spazieren gegangen — am ersten Tage
seines Aufenthalts in dem billigen, laut Prospekt einer stets
steigenden Besucherzahl sich erfreuenden Kurörtchen.
Kohlschanzer hat aber nicht die Absicht gehabt, weit
zu gehen, denn er ist beleibt, und seine Beine sind
schwach. Wohl aber hat er lange draußen bleiben
wollen in der gesunden Luft; behaglich hat er in der
Sonne sitzen wollen und dösen. Diesem Projekt aber
ist ein Umstand entgegen gewesen, über den er sich
nun bei Fräulein Rübesam beschwert, die ihn und
zehn andere Leute beherbergt und beköstigt!
„Das ist doch ein Skandal!" schimpft Kohl-
schanzer. „Keine einzige Bank ist zu finden. Dage-
wesen sind welche; man sieht noch, wo sie gestanden
haben. Aber alle sind futsch."
„Ja, es ist schrecklich!" klagt auch Fräulein Rübe-
sam. „Der Gemeindevorstand hat gestern alle Bänke
wegnehmen lassen; sie sollen abgeholt, gestrichen
und mit Aufschriften versehen werden. Das hätte
doch vor der Saison gemacht werden müssen. Wir
Pensionsinhaber haben uns aber schon alle be-
schwert."
„Sehr richtig! Sowas durfte nicht gemacht
werden."
„Natürlich nicht! Nun laufen doch die Leute bloß
herum — — und dann haben sie nachher solchen
Äunger I" —on.
66
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sie pudern sich jetzt von Bamberg bis Corbetha, Gnädigste!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 171.1929, Nr. 4383, S. 66
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg