Zeichnung bon 3. L.-R.
Der Chef fand seine älteste Angestellte in Tränen.
„Ach," seufzte sie, „heute ist mein Geburtstag. Vor kurzer Zeit habe ich mir noch gar nicht vorstellen können, daß ich mal in
die Dreißig kommen würde."
„Nana," tröstete der Chef, „da regen Sie sich mal nicht auf! Sie sollen mal sehen, wie schnell Sie aus den Dreißig heraus sind!"
Die unglückselige Berechnung
Der alte Wühringer findet sich in der Städtischen Spar-
kasse ein und schaut sich, zum erstenmal an der Stelle, wo die
Tausender so gewöhnlich find wie sonstwo die Spatzen, inter-
essiert nach allen Seiten um. Was will doch der Äabenichts,
Tunichts und Gemeindcarme in dem Geldinstitut? And sein
Weib hat er auch noch dabei! Deutlich klingt die Aeber-
raschung über diese Erscheinung auch aus der Frage des
Schalterbeamten heraus: „Ja, Wühringer, was wollen Sie
bei uns?"
„I?" fragt aber der Wühringer Peter dagegen, seiner-
seits erstaunt, daß der andere erst noch zu fragen braucht, an-
statt sofort mit dem Geld herauszurücken. „Mei Sparguathaben
will i holen. Was denn sunst? And mei Alte Hab i aa mit-
bracht. Damit i das ihrige ebenfalls glei kriag."
„Ja," sagt der Beamte, „haben Sie denn bei uns eine
Einlage gemacht?"
„Was —?" fragt der Wühringer Peter und steht da mit
offenem Mund und sein Weib mit kreisrunden Augen.
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„Ob Sie bei uns etwas einbezahlt haben?"
„I? Was einzahlt? Zahl ei', wennst nirgends auszahlt
wirst! Na, einzahlt Hab i nix."
„Dann können wir an Sie selbstverständlich nichts aus-
zahlen."
„Soso," sagt der alte Wühringer voll Mißtrauen. „Nix
auszahlen könnts an mi. Jatz da schau di an! An mi können
s' nix auszahlen l Brav! sag i. Sauber! sag i. Ihr gfallts
mir, sag i, da herin! Nix auszahlen! Was steht aber nacher
da?" And damit zieht er ein kleines Zeitungsblatt aus der
Tasche und weist aus eine Stelle darin hin mit der Aeberschrift
„Das sparende Deutschland," allwo es dann heißt: „Die Spar-
guthaben pro Kopf der Bevölkerung betragen nach dem Stand
vom 30. Juni 1928 im Reiche ... in Preußen ... in Bayern
60 Mk. 59 Pfg." And der Wührer Peter bemerkt abschließend
dazu: „Also macht dös für mi und mei Alte zam hundertein-
undzwanzig Mark und achtzehn Pfennig. And dös möcht i
jetzt holen, und drum bin i da."
Der Chef fand seine älteste Angestellte in Tränen.
„Ach," seufzte sie, „heute ist mein Geburtstag. Vor kurzer Zeit habe ich mir noch gar nicht vorstellen können, daß ich mal in
die Dreißig kommen würde."
„Nana," tröstete der Chef, „da regen Sie sich mal nicht auf! Sie sollen mal sehen, wie schnell Sie aus den Dreißig heraus sind!"
Die unglückselige Berechnung
Der alte Wühringer findet sich in der Städtischen Spar-
kasse ein und schaut sich, zum erstenmal an der Stelle, wo die
Tausender so gewöhnlich find wie sonstwo die Spatzen, inter-
essiert nach allen Seiten um. Was will doch der Äabenichts,
Tunichts und Gemeindcarme in dem Geldinstitut? And sein
Weib hat er auch noch dabei! Deutlich klingt die Aeber-
raschung über diese Erscheinung auch aus der Frage des
Schalterbeamten heraus: „Ja, Wühringer, was wollen Sie
bei uns?"
„I?" fragt aber der Wühringer Peter dagegen, seiner-
seits erstaunt, daß der andere erst noch zu fragen braucht, an-
statt sofort mit dem Geld herauszurücken. „Mei Sparguathaben
will i holen. Was denn sunst? And mei Alte Hab i aa mit-
bracht. Damit i das ihrige ebenfalls glei kriag."
„Ja," sagt der Beamte, „haben Sie denn bei uns eine
Einlage gemacht?"
„Was —?" fragt der Wühringer Peter und steht da mit
offenem Mund und sein Weib mit kreisrunden Augen.
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„Ob Sie bei uns etwas einbezahlt haben?"
„I? Was einzahlt? Zahl ei', wennst nirgends auszahlt
wirst! Na, einzahlt Hab i nix."
„Dann können wir an Sie selbstverständlich nichts aus-
zahlen."
„Soso," sagt der alte Wühringer voll Mißtrauen. „Nix
auszahlen könnts an mi. Jatz da schau di an! An mi können
s' nix auszahlen l Brav! sag i. Sauber! sag i. Ihr gfallts
mir, sag i, da herin! Nix auszahlen! Was steht aber nacher
da?" And damit zieht er ein kleines Zeitungsblatt aus der
Tasche und weist aus eine Stelle darin hin mit der Aeberschrift
„Das sparende Deutschland," allwo es dann heißt: „Die Spar-
guthaben pro Kopf der Bevölkerung betragen nach dem Stand
vom 30. Juni 1928 im Reiche ... in Preußen ... in Bayern
60 Mk. 59 Pfg." And der Wührer Peter bemerkt abschließend
dazu: „Also macht dös für mi und mei Alte zam hundertein-
undzwanzig Mark und achtzehn Pfennig. And dös möcht i
jetzt holen, und drum bin i da."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Chef fand seine älteste Angestellte in Tränen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 171.1929, Nr. 4388, S. 148
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg