Zeichnung von £>. R. Pfeiffer
»Ich glaube, Felix, Mama hat gemerkt, daß wir einander gut sind."
»Aber wie denn?" — „Weil ich so oft böse mit dir bin."
Llrsache und Wirkung
Der Abc - Schütz Lans
Bernreiter hat, um sich den
Schulweg zu erleichtern, als
blinder Passagier hinten an
ein Fuhrwerk sich angehängt,
das Buchenscheitholz geladen
hat und unter der schweren
Last recht langsam dem Stadt-
platz und damit dem Schul-
haus zustrebt.
Andre Schulkinder über-
holen den Wagen und mahnen
im Vorbeieilen den kleinen
Lans an den Beginn der
Schule, den er bei dem Tempo
seiner Reisegelegenheit ver-
säumen werde. Der Lans hört
nicht darauf, und der Unter-
richt beginnt denn auch ohne
ihn.
„Der Bernreiter Lanst,"
eröffnen die Kinder dem Leh-
rer, »kommt erst nach; er hat
sich an einen Wagen ange-
hängt."
„Sooo!" sagt der Lehrer
und holt den Spanischen her-
vor und sammelt mittlerweile
Energien, wie an der Vibra-
tion des Stockes in seiner
Land deutlich zu erkennen ist.
Und »warum kommst du so
spät?" fragt er, als endlich der
blinde Passagier im Schul-
zimmer eintrifft.
„Weil der Wagen nöt
gschwinder gfahren is," ant-
wertet weinerlich der Lansi
mit einem an Kindern seiner Al-
tersstufe überraschenden Ein-
blick in Ursache und Wirkung
und somit in das Kausalge-
setz der Welt. ®. ®.
Der Besuch
Tante Adelheid ist nicht gern bei den Verwandten ge-
sehen, aufnehmen muß man sie aber doch, da man sich im
Falle notwendigen Kredites auf ihren großen Geldsack ver-
lassen kann. Sie reist herum; einen Monat ist sie hier, einen
Monat dort-keineswegs umsonst beherbergt und ver-
pflegt, denn schnorren will sie nicht; an einem diskreten Zu-
schuß für die Wirtschaftskasse der Lausfrau fehlt es nie. Es
ist aber überall die gleiche Geschichte. Am ersten Tage ist Tante
Adelheid entzückt, am zweiten findet sie schon eine Kleinigkeit
zu tadeln, am dritten bereits eine Menge, und am vierten
macht sie ein Gesicht, als könne sie es gar nicht mehr a»s-
halten-- und so bleibt es, bis sie wieder abfährt.
356
Bei dem Neffen Philipp ist Tante Adelheid noch nie
gewesen, denn der hat sich erst vor einem Vierteljahr ver-
heiratet. Aber nun kommt sie mit Koffern und Schachteln
angerückt. Philipp ist ein guter Mensch. »Famos, Tantchen,
daß du auch mal zu uns kommst!" sagt er. „Nun mußt du
aber auch bleiben, solange es dir bei uns gefällt."
Da entfährt es Tante Adelheid. „Nanu, ihr wollt mich
wohl nicht lange behalten?" — »n.
Im Trauermagazin
„Das Trauerkostüm ist fertig — gnädige Frau können
mit dem Trauern sofort beginnen!"
»Ich glaube, Felix, Mama hat gemerkt, daß wir einander gut sind."
»Aber wie denn?" — „Weil ich so oft böse mit dir bin."
Llrsache und Wirkung
Der Abc - Schütz Lans
Bernreiter hat, um sich den
Schulweg zu erleichtern, als
blinder Passagier hinten an
ein Fuhrwerk sich angehängt,
das Buchenscheitholz geladen
hat und unter der schweren
Last recht langsam dem Stadt-
platz und damit dem Schul-
haus zustrebt.
Andre Schulkinder über-
holen den Wagen und mahnen
im Vorbeieilen den kleinen
Lans an den Beginn der
Schule, den er bei dem Tempo
seiner Reisegelegenheit ver-
säumen werde. Der Lans hört
nicht darauf, und der Unter-
richt beginnt denn auch ohne
ihn.
„Der Bernreiter Lanst,"
eröffnen die Kinder dem Leh-
rer, »kommt erst nach; er hat
sich an einen Wagen ange-
hängt."
„Sooo!" sagt der Lehrer
und holt den Spanischen her-
vor und sammelt mittlerweile
Energien, wie an der Vibra-
tion des Stockes in seiner
Land deutlich zu erkennen ist.
Und »warum kommst du so
spät?" fragt er, als endlich der
blinde Passagier im Schul-
zimmer eintrifft.
„Weil der Wagen nöt
gschwinder gfahren is," ant-
wertet weinerlich der Lansi
mit einem an Kindern seiner Al-
tersstufe überraschenden Ein-
blick in Ursache und Wirkung
und somit in das Kausalge-
setz der Welt. ®. ®.
Der Besuch
Tante Adelheid ist nicht gern bei den Verwandten ge-
sehen, aufnehmen muß man sie aber doch, da man sich im
Falle notwendigen Kredites auf ihren großen Geldsack ver-
lassen kann. Sie reist herum; einen Monat ist sie hier, einen
Monat dort-keineswegs umsonst beherbergt und ver-
pflegt, denn schnorren will sie nicht; an einem diskreten Zu-
schuß für die Wirtschaftskasse der Lausfrau fehlt es nie. Es
ist aber überall die gleiche Geschichte. Am ersten Tage ist Tante
Adelheid entzückt, am zweiten findet sie schon eine Kleinigkeit
zu tadeln, am dritten bereits eine Menge, und am vierten
macht sie ein Gesicht, als könne sie es gar nicht mehr a»s-
halten-- und so bleibt es, bis sie wieder abfährt.
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Bei dem Neffen Philipp ist Tante Adelheid noch nie
gewesen, denn der hat sich erst vor einem Vierteljahr ver-
heiratet. Aber nun kommt sie mit Koffern und Schachteln
angerückt. Philipp ist ein guter Mensch. »Famos, Tantchen,
daß du auch mal zu uns kommst!" sagt er. „Nun mußt du
aber auch bleiben, solange es dir bei uns gefällt."
Da entfährt es Tante Adelheid. „Nanu, ihr wollt mich
wohl nicht lange behalten?" — »n.
Im Trauermagazin
„Das Trauerkostüm ist fertig — gnädige Frau können
mit dem Trauern sofort beginnen!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ich glaube, Felix, Mama hat gemerkt, daß wir einander gut sind"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 171.1929, Nr. 4401, S. 356
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg