Fliegende Blätter (172.1930 (Nr. 4405-4430) = 86. Jahrg.)

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Die Anschuld vom Lande

Verkehrte Welt

„Sie wollen diesen Albend i» die Oper? Da werde ich Ihnen
ein Textbuch geben."

Dienstmädchen: „Muß ich da mitsingen?"

„Die ganze Welt steht auf'm Kopf! Mich wollte mein
Sohn heute belehren, wie man Kinder erzieht!"

„Und mich wollte mein Onkel anpumpen!"

„Schreiben Sie nur alles zusammen; mein Bräutigam wird dann
die Sache begleichen."

„Ist das, bitte, der Lerr vom Dienstag oder vom Samstag?"

Der Antergebene

„Wie erbärmlich klein fühlt sich doch der Mensch
inmitten dieser gewaltigen Natur — das gilt natür-
lich nur für meine Person, Lerr Amtsvorstand!"

★

„QBie hat Ihnen der Othello gefalleu> Minna?"
„Nicht so besonders! Das ist was für Kinder."
„Wieso?"

„Es war immer ein schwarzer Mann auf der
Bühne!"

Ein Wartender

Doktor Zunder, der ein flotter junger Kerl ist,
hat vor einem Monat seine ärztliche Praxis er-
öffnet. Von 4 bis 6 hat er seine Sprechstunden. Aber
bis jetzt ist während dieser Zeit noch sehr wenig
bei ihm gesprochen worden; so schnell entwickelt
sich ein medizinischer Betrieb natürlich nicht.

Leute nun kommt um vier einhalb Ahr ein
Patient und Leilungsaspirant. Er findet im Warte-
zimmer bereits einen Mann sitzen, der ein böses
Gesicht macht und von Zeit zu Zeit ungeduldig auf
seinen Knien trommelt.

Die beiden warten. Allmählich wird es fünf.
Im Zimmer nebenan, wo doch eigentlich geheilt
werden soll, rührt sich nichts. Was tut Doktor
Zunder? Warum läßt er nichts von sich hören und
sehen? (Ganz einfach: Doktor Zunder sitzt nebenan
um die Ecke im Kaffeehause.)

Der Patient und Leilungsaspirant wird nun
auch ungeduldig. Er wendet sich an den Mann mit
dem bösen Gesicht, der gerade wieder heftig trom-
melt: „Warten Sie schon lange?"

Der Mann macht ein noch viel böseres Ge-
sicht. „Beinahe 'n Jahr! Ich will's heute noch
mal versuchen, ehe ich ihm 'nen Zahlungsbefehl
schicke." —on.

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