Radio über Bord
Aus irgend einer Luxusjacht
Fiel überm zwölften Grad
— Der Maschinist gab grad nicht Acht —
Der Radioapparat.
Und fiel, wie es der Zufall will,
in König Neptuns Schloß,
Dort war sofort das Plätschern still
Und die Verwunderung groß!
Es tönte aus des Trichters Rand
So eigentümlich frei.
Der Rhythmus war hier unbekannt
Und auch die Melodei.
Die Nixen turnten kreuz und quer.
Weil die Musik gefiel.
Kein Meeresreigen klappte mehr
Und auch kein Weilenspiel!
Rex Neptun guckte fröhlich zu
Und freut’ sich, wie ein Gott,
Wie schmissig durch die Meeresruh
Es rauscht von Jazz und Trott.
Und weil am Grund nach neuem Brauch
Man plötzlich tanzt und werkt,
Ward an der Oberfläche auch
Schon bald etwas bemerkt.
Die Dame auf der Luxusjacht
Sprach gleich am Vormittag:
„Es hat das Meer, Wenn ich's betracht’
Heut eignen Wellenschlag!
Das hüpft und springt so überquer
Und quirlt in einem fort!“
— Da klang ein Ruf vom Steuer her:
„Hoi — Radio über Bord!“
F. K.
Dann allerdings
Lerr Irrsigler ist von seiner Erholungsreise, der ersten
seit Jahrzehnten, die er sich gönnte, äußerst unbefriedigt zu-
rückgekehrt. Er habe, so klagt er einem Freund, aus seiner
ganzen Tour alles, aber auch rein alles anders gefunden, als
er erwartet habe: Museen und Gemäldegalerien geschlossen,
wenn sie hätten geöffnet sein sollen, Aussichtspunkte verbaut.
Straßen verlegt und als gut und billig bezeichnete Gasthöfe,
wenn sie überhaupt noch existierten, schlecht und sündteuer.
And so fort und immer fort, kurz, von Anfang bis zum Schluß
nichts als Schwindel.
Man reise eben, entgegnet der Freund, nach einem Reise-
handbuch. nicht bloß so aufs Geratewohl und ins Blaue
hinein.
Zeichnung von W. Kraln
Auskunft
„Wohnt nicht hier Lerr Professor Schnurrfink?“
„Naaaaa-" '
„Aber er soll doch in dieser Villenkolonie wohnen?"
„Iaaaaa — —"
„Wissen Sie vielleicht, welche Straße?"
„Naaaaa-
„Ich hörte, es soll doch diese Straße sein, aber welche Nummer?"
„Io mei — die werd scho am Türl stehn!"
„Reisehandbuch, gewiß, Hab ich ge-
macht," versichert Lerr Zrrsigler, „von
der ersten bis zur letzten Station. Mit
diesem Bädeker hier." Er übergibt dem
Freund das Buch. „And genau nach
ihm Hab ich mich gerichtet."
Der Freund nimmt die Schwarte nnd
blättert darin. „Ja," ruft er dann, „da
ist es nur ein Wunder, daß Sie über-
haupt wieder heimgekommen sind. Das
ist ja eine Ausgabe von 1869!"
„Natürlich," bestätigt Lerr Irrsigler
mit Ton und Miene der Selbstverständ-
lichkeit, „unter der Äand gekauft. Oder
sind Sie vielleicht der Meinung, daß
ein kleiner Beamter so wie andre Leute,
wie die Neureichen etwa, reisen kann?
Quod non, mein Äerr! Ich für meine
Person, ich reise nur antiquarisch."
G «.
Im Zweifel
„Ich gebe Ihnen einen guten Rat.
Wenn Sie sich im Freien auf den
Boden setzen, so legen Sie eine Zeitung
unter."
„Danke sehr! Welches Blatt würden
Sie mir da empfehlen?"
Chirurgie
Gurken-Emil mußte am Blinddarm
operiert werden. Man fuhr ihn in den
Operalionssaal. Den Jnstrumententisch
musterte er aufmerksam. Eine merk-
würdige, platte Drahtspirale, mit der
sich der Operateur die Aermel seines
Chirurgenkittels aufbinden wollte, er-
regte Gurken-Emil Bedenken.
„Am Iottes Willen, ÄerrProfessor,"
sagte er. „Sie wollen mir dock) keen’
Reißverschluß am Bauch anbringen?"
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Aus irgend einer Luxusjacht
Fiel überm zwölften Grad
— Der Maschinist gab grad nicht Acht —
Der Radioapparat.
Und fiel, wie es der Zufall will,
in König Neptuns Schloß,
Dort war sofort das Plätschern still
Und die Verwunderung groß!
Es tönte aus des Trichters Rand
So eigentümlich frei.
Der Rhythmus war hier unbekannt
Und auch die Melodei.
Die Nixen turnten kreuz und quer.
Weil die Musik gefiel.
Kein Meeresreigen klappte mehr
Und auch kein Weilenspiel!
Rex Neptun guckte fröhlich zu
Und freut’ sich, wie ein Gott,
Wie schmissig durch die Meeresruh
Es rauscht von Jazz und Trott.
Und weil am Grund nach neuem Brauch
Man plötzlich tanzt und werkt,
Ward an der Oberfläche auch
Schon bald etwas bemerkt.
Die Dame auf der Luxusjacht
Sprach gleich am Vormittag:
„Es hat das Meer, Wenn ich's betracht’
Heut eignen Wellenschlag!
Das hüpft und springt so überquer
Und quirlt in einem fort!“
— Da klang ein Ruf vom Steuer her:
„Hoi — Radio über Bord!“
F. K.
Dann allerdings
Lerr Irrsigler ist von seiner Erholungsreise, der ersten
seit Jahrzehnten, die er sich gönnte, äußerst unbefriedigt zu-
rückgekehrt. Er habe, so klagt er einem Freund, aus seiner
ganzen Tour alles, aber auch rein alles anders gefunden, als
er erwartet habe: Museen und Gemäldegalerien geschlossen,
wenn sie hätten geöffnet sein sollen, Aussichtspunkte verbaut.
Straßen verlegt und als gut und billig bezeichnete Gasthöfe,
wenn sie überhaupt noch existierten, schlecht und sündteuer.
And so fort und immer fort, kurz, von Anfang bis zum Schluß
nichts als Schwindel.
Man reise eben, entgegnet der Freund, nach einem Reise-
handbuch. nicht bloß so aufs Geratewohl und ins Blaue
hinein.
Zeichnung von W. Kraln
Auskunft
„Wohnt nicht hier Lerr Professor Schnurrfink?“
„Naaaaa-" '
„Aber er soll doch in dieser Villenkolonie wohnen?"
„Iaaaaa — —"
„Wissen Sie vielleicht, welche Straße?"
„Naaaaa-
„Ich hörte, es soll doch diese Straße sein, aber welche Nummer?"
„Io mei — die werd scho am Türl stehn!"
„Reisehandbuch, gewiß, Hab ich ge-
macht," versichert Lerr Zrrsigler, „von
der ersten bis zur letzten Station. Mit
diesem Bädeker hier." Er übergibt dem
Freund das Buch. „And genau nach
ihm Hab ich mich gerichtet."
Der Freund nimmt die Schwarte nnd
blättert darin. „Ja," ruft er dann, „da
ist es nur ein Wunder, daß Sie über-
haupt wieder heimgekommen sind. Das
ist ja eine Ausgabe von 1869!"
„Natürlich," bestätigt Lerr Irrsigler
mit Ton und Miene der Selbstverständ-
lichkeit, „unter der Äand gekauft. Oder
sind Sie vielleicht der Meinung, daß
ein kleiner Beamter so wie andre Leute,
wie die Neureichen etwa, reisen kann?
Quod non, mein Äerr! Ich für meine
Person, ich reise nur antiquarisch."
G «.
Im Zweifel
„Ich gebe Ihnen einen guten Rat.
Wenn Sie sich im Freien auf den
Boden setzen, so legen Sie eine Zeitung
unter."
„Danke sehr! Welches Blatt würden
Sie mir da empfehlen?"
Chirurgie
Gurken-Emil mußte am Blinddarm
operiert werden. Man fuhr ihn in den
Operalionssaal. Den Jnstrumententisch
musterte er aufmerksam. Eine merk-
würdige, platte Drahtspirale, mit der
sich der Operateur die Aermel seines
Chirurgenkittels aufbinden wollte, er-
regte Gurken-Emil Bedenken.
„Am Iottes Willen, ÄerrProfessor,"
sagte er. „Sie wollen mir dock) keen’
Reißverschluß am Bauch anbringen?"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Auskunft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 172.1930, Nr. 4407, S. 36
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg