Kleiner Nebenverdienst
Eine Woche hatte jetzt der bescheidene junge Kandidat das
freundliche, nicht ohne einigen Prunk möblierte Vorderzimmer
inne, da kam Frau Mullrich an, die Wirtin, mit einer Miene,
die einigen aufgestapelten Vorrat an Energie verriet. „Nu'
sehn Sie sich mal die Diwandecke an, Leer Doktor! Da haben
Sie ja ein Loch eingebrannt. Die Decke müssen Sie mir bezahlen."
Der Mieter staunte. „Das kann unmöglich meine Schuld
sein, Frau Mullrich."
„Nanu, wer soll's denn sonst gewesen sein? Sie sind hier
eingezogen, und jetzt ist aus einmal ein Loch in die Diwandecke
gebrannt. Ist doch klar, daß Sie dafür auskommen müssen."
Aber seine Bescheidenheit hielt den jungen Kandidaten
nicht ab, seine Unschuld zu verfechten. „Ausgeschlossen, Frau
Mullrich. Ich habe keinen Spirituskocher, ich mache mir das
Rasierwasser mit dem Tauchsieder heiß; ich habe hier auch
elektrisches Licht, außerdem rauche ich nicht und besitze deshalb
gar nicht einmal Zündhölzchen. Und Besuch habe ich bis jetzt
hier auch noch nicht gehabt."
„Sie wollen also nicht zahlen?"
„Auf keinen Fall!"
Da ging die Entrüstung mit Frau Mullrich durch. „Das
wäre ja noch schöner! Da
wären Sie ja seit drei Jahren
der erste, der mir die Decke
nicht bezahlen will." Ptr»
Der Beruf
„Laben Sie eine regel-
mäßige Beschäftigung?"
„Jawohl; ick verkoose je-
des Jahr Weihnachtsbäumei"
Wißbegierig
Großmutter muß Mär-
chen erzählen. Eben hat
sie die Geschichte von den
Siebenmeilenstiefeln beendet.
Da fragt der sechsjährige
Fritz:
„Sag doch mal, Groß-
mutter, wozu hat man denn
die Autos erfunden, wenn
es schon Siebenmeilenstiesel
gegeben hat?"
50
„Die Verdienste unseres verehrten Lerrn Gast-
gebers entsprechend zu beleuchten, verbietet seine Be-
scheidenheit — und der Gedanke an das Finanzamt!"
Fair play
Gurken-Emil und Tresor-Fritz verteilen 3 Zehnmarkscheine
unter sich. Einer bleibt natürlich übrig, und um den streiten
sie sich. Der Kamps wogt unentschieden hin und her. Gurken-
Emil ist bereits ein Auge geschlossen, Tresor-Fritz hat einen
Stiftzahn zu beklagen.
Da wird Gurken-Emil vernünftig.
„Wir sin doch Freunde!" sagt er. „Laß uns det nu ma
in Iüte rejeln!"
„Machen wa!"
„Also, paß uff, ick leje den Schein hier uff de Tischkante.
Jeder von uns hat ja »e Scheintodpistole, jetzt lejen wa an,
un uff „drei!" jeden wa Feuer un schießen uns jejenseitig schein-
tot. Wer zuerst uffwacht, dem jehört det Ield!" A. W.
In Bereitschaft
Ein halbes Jahr lang hat die Sache mit dem Ingenieur
geschwebt, jetzt ist sie glücklich zustande gekommen: Lieschen
Tiebe ist verlobt. Zwei Minuten nach dem Verlobungskuß
erklärt sie: „And nun zeigen wir es gleich allen Verwandten
und Bekannten an. Aber nicht durch die Zeitung, — Briefe
sind feiner."
Der Bräutigam ist ein
gewissenhafter Mann. „Dann
geht's nicht so schnell. Da
müssen wir erst mal alle Leute
notieren, die eine Anzeige be-
kommen sollen; das muß man
immer wieder überlegen, da-
mit auch keiner vergessen wird,
der sich sonst zurückgesetzt
fühlt."
Lieschen platzt heraus:
„Ach, die Liste habe ich schon."
Im Warenhaus
„Ich möchte diese Anti-
quität, die ich gestern kaufte,
gegen Lebensmittel Umtau-
schen."
„Das geht nicht; bei Um-
tausch müssen Sie auch wieder
Antiquitäten nehmen."
„Dann geben Sie mir
Konserven."
Eine Woche hatte jetzt der bescheidene junge Kandidat das
freundliche, nicht ohne einigen Prunk möblierte Vorderzimmer
inne, da kam Frau Mullrich an, die Wirtin, mit einer Miene,
die einigen aufgestapelten Vorrat an Energie verriet. „Nu'
sehn Sie sich mal die Diwandecke an, Leer Doktor! Da haben
Sie ja ein Loch eingebrannt. Die Decke müssen Sie mir bezahlen."
Der Mieter staunte. „Das kann unmöglich meine Schuld
sein, Frau Mullrich."
„Nanu, wer soll's denn sonst gewesen sein? Sie sind hier
eingezogen, und jetzt ist aus einmal ein Loch in die Diwandecke
gebrannt. Ist doch klar, daß Sie dafür auskommen müssen."
Aber seine Bescheidenheit hielt den jungen Kandidaten
nicht ab, seine Unschuld zu verfechten. „Ausgeschlossen, Frau
Mullrich. Ich habe keinen Spirituskocher, ich mache mir das
Rasierwasser mit dem Tauchsieder heiß; ich habe hier auch
elektrisches Licht, außerdem rauche ich nicht und besitze deshalb
gar nicht einmal Zündhölzchen. Und Besuch habe ich bis jetzt
hier auch noch nicht gehabt."
„Sie wollen also nicht zahlen?"
„Auf keinen Fall!"
Da ging die Entrüstung mit Frau Mullrich durch. „Das
wäre ja noch schöner! Da
wären Sie ja seit drei Jahren
der erste, der mir die Decke
nicht bezahlen will." Ptr»
Der Beruf
„Laben Sie eine regel-
mäßige Beschäftigung?"
„Jawohl; ick verkoose je-
des Jahr Weihnachtsbäumei"
Wißbegierig
Großmutter muß Mär-
chen erzählen. Eben hat
sie die Geschichte von den
Siebenmeilenstiefeln beendet.
Da fragt der sechsjährige
Fritz:
„Sag doch mal, Groß-
mutter, wozu hat man denn
die Autos erfunden, wenn
es schon Siebenmeilenstiesel
gegeben hat?"
50
„Die Verdienste unseres verehrten Lerrn Gast-
gebers entsprechend zu beleuchten, verbietet seine Be-
scheidenheit — und der Gedanke an das Finanzamt!"
Fair play
Gurken-Emil und Tresor-Fritz verteilen 3 Zehnmarkscheine
unter sich. Einer bleibt natürlich übrig, und um den streiten
sie sich. Der Kamps wogt unentschieden hin und her. Gurken-
Emil ist bereits ein Auge geschlossen, Tresor-Fritz hat einen
Stiftzahn zu beklagen.
Da wird Gurken-Emil vernünftig.
„Wir sin doch Freunde!" sagt er. „Laß uns det nu ma
in Iüte rejeln!"
„Machen wa!"
„Also, paß uff, ick leje den Schein hier uff de Tischkante.
Jeder von uns hat ja »e Scheintodpistole, jetzt lejen wa an,
un uff „drei!" jeden wa Feuer un schießen uns jejenseitig schein-
tot. Wer zuerst uffwacht, dem jehört det Ield!" A. W.
In Bereitschaft
Ein halbes Jahr lang hat die Sache mit dem Ingenieur
geschwebt, jetzt ist sie glücklich zustande gekommen: Lieschen
Tiebe ist verlobt. Zwei Minuten nach dem Verlobungskuß
erklärt sie: „And nun zeigen wir es gleich allen Verwandten
und Bekannten an. Aber nicht durch die Zeitung, — Briefe
sind feiner."
Der Bräutigam ist ein
gewissenhafter Mann. „Dann
geht's nicht so schnell. Da
müssen wir erst mal alle Leute
notieren, die eine Anzeige be-
kommen sollen; das muß man
immer wieder überlegen, da-
mit auch keiner vergessen wird,
der sich sonst zurückgesetzt
fühlt."
Lieschen platzt heraus:
„Ach, die Liste habe ich schon."
Im Warenhaus
„Ich möchte diese Anti-
quität, die ich gestern kaufte,
gegen Lebensmittel Umtau-
schen."
„Das geht nicht; bei Um-
tausch müssen Sie auch wieder
Antiquitäten nehmen."
„Dann geben Sie mir
Konserven."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Verdienste unseres verehrten Herrn Gastgebers entsprechend zu beleuchten,..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)