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Meißner Porzellan

Der alte Glasschrank brummte oft:
— Er galt als unbestechlich —
„Das schwört sich Treue, liebt
und hofft

Und ist doch so zerbrechlich!
Was nützt die ganze Liebelei?

Es kommt ja doch nichts raus dabei,
Kling-klang, ihr zarten Dinger!“

Doch eines Tages stand im
Schrank

Ein Ritter, stolz und prächtig.

Der arme Hanswurst seufzte bang
Und ärgerte sich mächtig:
„Warum bin ich so gar nichts wert?!
fleh, hätte ich nur auch ein Schwert,
Kling-klang, an meiner Seite!

Es kam, wie es so oft schon
kam:

Der schöne, junge Ritter
Das reizende Prinzeßchen nahm.

O Gott, wie war das bitter!

Sie war auch gar zu hold und fein,
Wie konnte es wohl anders sein,
Kling-klang, du armer Narre?

Der hat nun nicht mehr
sehnsuchtsbang
Um süßen Lohn gesungen.

Bald gab es einen leisen Klang —
Da war sein Herz zersprungen.

Der alte Schrank sprach mit Bedacht:
„Das hab’ ich mir doch gleich gedacht,

Kling-klang, nun gibt es Scherben.“
Hanna Fraenkel-Matthaes

Die Berufstracht

Kuno ist es nicht auf das Geld angekommen, umsoweniger,
als es sich nicht um sein eigenes gehandelt hat, sondern um ge-
pumptes. Er pumpt lieber Geld als Kostüme im Fasching.
Vom Geld kann man nämlich sagen: Non ölet! Bei gepumpten
Kostümen ist das nicht immer der Fall.

Kuno hat sich also für schweres Geld ein herrliches Kostüm
anfertigen lassen: ein persisches Praä)tgewand, aus schwerer
Seide mit prunkvoller Stickerei. Da hängt es im Schrank und
wartet aus den ersten Maskenball.

Ein Besucher erscheint, der schon oft bei Kuno gewesen
ist: der Gerichtsvollzieher. Gleich sieht er auch in den Schrank.
„Ein Maskenkostüm und nagelneu? Trifft sich ja sehr gut—-
ist gerade die rechte Zeit, sowas zu versteigern."

„Ausgeschlossen, Lerr Pfändungsrat!" erklärt Kuno- „Das
ist ein persisches Gewand und kein Maskenkostüm. Das dürfen «•
Sie mir nicht pfänden, weil ich es in meiner Stellung brauche."

„Nanu, Sie sind doch Büroangestellter. Korrespondent,
nicht wahr?"

„Stimmt, Lerr Oberstegelbewahrer! Aber wo? Beim
Generaldirektor Straube. And der, Verehrtester, ist persischer
Generalkonsul. Das Gewand muß ich anziehn, wenn Seine
Majestät, der Schah von Persien, Geburtstag hat." —»».

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Erschwerend

Der junge Pahlke war ziemlich angedudelt nach Lause
gekommen. Am nächsten Morgen schimpfte Pahlke senior:
„Das ist eine Schweinerei!"

Der Sohn verteidigte sich. „Ist mir ja selber ungeheuer-
unangenehm. Aber ich habe keine Ahnung gehabt, daß mir
das so schlecht bekommen würde. Bloß 'ne halbe Flasche Mosel
Hab' ich getrunken."

Da war Pahlke senior aufrichtig entsetzt und schimpfte
noch mehr: „Was, nicht mal 'ne halbe Flasche Mosel verträgst
du? Das ist erst recht eine Schweinerei!" —on.

Der Zahnarzt

Trausnitz, der vortreffliche Zahnarzt, war auf dem Fa-
schingsball ein wenig eingenickt. Er träumte von Stiftzähnen
und entzündeten Pulpen.

Da geschah es, daß eine nette Maske, eine Patientin, die
ihn erkannte, ihm einen Kuß gab. Trausnitz fuhr empor.

„Na, Doktorchen," neckte die Kleine, „ist es denn wirklich
so schlimm?"

Trausnitz sammelte sich.
„Es geht gleich vorüber,"
aus!"

sagte er, „bitte, spucken Sie
A. W.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Meissner Porzellan"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 172.1930, Nr. 4410, S. 82

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Erschließung

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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