Eine kleine Anzeige
Tut es Ihnen vielleicht unten rechts im Bauch weh? Dann
rufen Sie mich sofort an! Ich komme gleich zu Ihnen, denn
Eile tut not, und Gefahr liegt im Verzüge. Aber wenn Sie
nicht säumen, läßt sich vielleicht eine Operation noch vermeiden.
Oder: Sind Sie erkältet? Lüsten Sie schon seit längerer
Zeit? Will ein hartnäckiger Katarrh nicht weichen? Dann
müffen Sie nun aber wirklich etwas tun! Der Arzt zur Zeit
erspart den Totengräber. Kommen Sie vertrauensvoll zu
Dr. Muggentien, er hilft Ihnen sicher.
Oder auch: Der Schlaf erquickt Sie nicht. Sie fühlen sich
den ganzen Tag müde. Sie können Ihre Arbeit nicht mehr
bewältigen und sind deshalb niedergeschlagen, Ihr Appetit
ist mangelhaft, die Verdauung träge. Ein schrecklicher Zustand!
Aber ich werde Ihnen raten, wenn Sie mal in meine Sprech-
stunde kommen wollen; ich werde Ihnen helfen. Sie sollen
bald wieder ganz auf der Löhe sein.-
Ja, so hätte Dr. Bruno Muggentien, der praktische Arzt,
sich am liebsten anpreisen mögen. Aber es war ihm nicht er-
laubt, und das war eigentlich auch gut, denn wenn Dr. Muggen-
tien das gedurft hätte, dann hätten es auch alle anderen Aerzte
tun können — und wo kämen wir dann hin! Dann müßten die
Patienten auch noch die Kosten all der vielen Anzeigen tragen.
Nach und nach kam hin und wieder ein Patient, mal ein
männlicher, mal ein weiblicher, in Dr. Muggentiens Sprech-
stunde, aber es waren keine besonderen Fälle, bei denen große
Ehre einzulegen war, und leider auch keine chronischen Sachen.
Einmal wurde auch ein Kindchen zu ihm gebracht, dessen Wägel-
chen auf der Straße umgekippt war, gerade vor Dr. Muggen-
tiens Lause, worauf die besorgte Mutter sofort zu ihm eilte.
Es war aber nichts geschehen; Dr. Muggentien konnte, so
große Mühe er sich auch gab, keine Beschädigung feststellen,
weder äußerlich noch innerlich. Nachher fand er eine Puppe,
die die Mutter in der Aufregung hatte liegen lassen. Sie kam
sie am nächsten Tag holen. Dr. Muggentien hatte schon über-
legt, was er mit der Puppe machen sollte. Namen und Adresse
der Mutter des unbeschädigt gebliebenen Kindchens wußte er
nicht; sie hatte die fünf Mark für die Antersuchung gleich be-
zahlt. Schade, daß ihr eingefallen war, wo die Puppe geblieben
sein mußte. Es wäre eine so schöne Gelegenheit gewesen, eine
Anzeige loszulassen: „In meinem Wartezimmer ist eine Puppe
liegen geblieben." Das hätte auf eine große Praxis in Kinder-
krankheiten gedeutet, und dann wären vielleicht andere Mütter
mit ihren Kindern gekommen — zu einem so lieben Arzt,
der sich so nett um das Spielzeug seiner kleinen Patienten
kümmert. <For«se»ung Seite 185)
"Na, Paul, du gehst also wirklich nicht mit in die Bar. Last wohl
wieder gute Vorsätze?"
„Nee, nee, rein geschäftlich: schlechte Absätze."
Zeichnung von M. Llau»
Das Schwein
In einer kleinen Vorstadt -
kneipe geht es manchmal sehr fidel
zu. Besonders dann, wenn das
Lausmädchen zum Bedienen der
Gäste heran gezogen wird. Alle
vierzehn Tage findet auch ein
Schlachtfest in der Kneipe statt.
Der 15 jährige Sohn des Wirtes
besucht die Oberschule. Sein ge-
treuer Freund ist Adolf, der Sohn
eines Obersekretärs. Adolf ist es
verboten, in die Kneipe zu gehen.
So wartet er alltäglich in der
Nähe aus den Freund. Der wird
mit Aufträgen in die Stadt ge-
schickt. Der Vater ruft ihm nach:
„Vergiß nicht, das Schwein
anzumelden."
Adolf fragt:
„Labt Ihr wieder ein neues
Mädchen?"
Kindermund
Der kleine Lelmut ist mit seiner
Tante im Zoo gewesen. Seitdem
möchte er ein kleines Känguruh
haben.
„Was denkst du dir denn,
Kind," sagt die Tante, „was so
ein Tier kostet! Das ist unmöglich
— und überdies muß es Tag für
Tag gefüttert werden..."
„Nein, das ist nicht nötig,"
erwidert Lelmut, „wir nehmen
eins von denen, wo am Gitter
steht, die dürfen nicht gefüttert
werden."
182
Tut es Ihnen vielleicht unten rechts im Bauch weh? Dann
rufen Sie mich sofort an! Ich komme gleich zu Ihnen, denn
Eile tut not, und Gefahr liegt im Verzüge. Aber wenn Sie
nicht säumen, läßt sich vielleicht eine Operation noch vermeiden.
Oder: Sind Sie erkältet? Lüsten Sie schon seit längerer
Zeit? Will ein hartnäckiger Katarrh nicht weichen? Dann
müffen Sie nun aber wirklich etwas tun! Der Arzt zur Zeit
erspart den Totengräber. Kommen Sie vertrauensvoll zu
Dr. Muggentien, er hilft Ihnen sicher.
Oder auch: Der Schlaf erquickt Sie nicht. Sie fühlen sich
den ganzen Tag müde. Sie können Ihre Arbeit nicht mehr
bewältigen und sind deshalb niedergeschlagen, Ihr Appetit
ist mangelhaft, die Verdauung träge. Ein schrecklicher Zustand!
Aber ich werde Ihnen raten, wenn Sie mal in meine Sprech-
stunde kommen wollen; ich werde Ihnen helfen. Sie sollen
bald wieder ganz auf der Löhe sein.-
Ja, so hätte Dr. Bruno Muggentien, der praktische Arzt,
sich am liebsten anpreisen mögen. Aber es war ihm nicht er-
laubt, und das war eigentlich auch gut, denn wenn Dr. Muggen-
tien das gedurft hätte, dann hätten es auch alle anderen Aerzte
tun können — und wo kämen wir dann hin! Dann müßten die
Patienten auch noch die Kosten all der vielen Anzeigen tragen.
Nach und nach kam hin und wieder ein Patient, mal ein
männlicher, mal ein weiblicher, in Dr. Muggentiens Sprech-
stunde, aber es waren keine besonderen Fälle, bei denen große
Ehre einzulegen war, und leider auch keine chronischen Sachen.
Einmal wurde auch ein Kindchen zu ihm gebracht, dessen Wägel-
chen auf der Straße umgekippt war, gerade vor Dr. Muggen-
tiens Lause, worauf die besorgte Mutter sofort zu ihm eilte.
Es war aber nichts geschehen; Dr. Muggentien konnte, so
große Mühe er sich auch gab, keine Beschädigung feststellen,
weder äußerlich noch innerlich. Nachher fand er eine Puppe,
die die Mutter in der Aufregung hatte liegen lassen. Sie kam
sie am nächsten Tag holen. Dr. Muggentien hatte schon über-
legt, was er mit der Puppe machen sollte. Namen und Adresse
der Mutter des unbeschädigt gebliebenen Kindchens wußte er
nicht; sie hatte die fünf Mark für die Antersuchung gleich be-
zahlt. Schade, daß ihr eingefallen war, wo die Puppe geblieben
sein mußte. Es wäre eine so schöne Gelegenheit gewesen, eine
Anzeige loszulassen: „In meinem Wartezimmer ist eine Puppe
liegen geblieben." Das hätte auf eine große Praxis in Kinder-
krankheiten gedeutet, und dann wären vielleicht andere Mütter
mit ihren Kindern gekommen — zu einem so lieben Arzt,
der sich so nett um das Spielzeug seiner kleinen Patienten
kümmert. <For«se»ung Seite 185)
"Na, Paul, du gehst also wirklich nicht mit in die Bar. Last wohl
wieder gute Vorsätze?"
„Nee, nee, rein geschäftlich: schlechte Absätze."
Zeichnung von M. Llau»
Das Schwein
In einer kleinen Vorstadt -
kneipe geht es manchmal sehr fidel
zu. Besonders dann, wenn das
Lausmädchen zum Bedienen der
Gäste heran gezogen wird. Alle
vierzehn Tage findet auch ein
Schlachtfest in der Kneipe statt.
Der 15 jährige Sohn des Wirtes
besucht die Oberschule. Sein ge-
treuer Freund ist Adolf, der Sohn
eines Obersekretärs. Adolf ist es
verboten, in die Kneipe zu gehen.
So wartet er alltäglich in der
Nähe aus den Freund. Der wird
mit Aufträgen in die Stadt ge-
schickt. Der Vater ruft ihm nach:
„Vergiß nicht, das Schwein
anzumelden."
Adolf fragt:
„Labt Ihr wieder ein neues
Mädchen?"
Kindermund
Der kleine Lelmut ist mit seiner
Tante im Zoo gewesen. Seitdem
möchte er ein kleines Känguruh
haben.
„Was denkst du dir denn,
Kind," sagt die Tante, „was so
ein Tier kostet! Das ist unmöglich
— und überdies muß es Tag für
Tag gefüttert werden..."
„Nein, das ist nicht nötig,"
erwidert Lelmut, „wir nehmen
eins von denen, wo am Gitter
steht, die dürfen nicht gefüttert
werden."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Na, Paul, du gehst also wirklich nicht mit in die Bar..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 172.1930, Nr. 4416, S. 182
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg