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Preisauf$abg: Preise 150 Mark

Die „Fliegenden Blätter und Meggendorfer-Blätter“ bringen jede zweite
Woche für ihre Leser eine lustige Aufgabe, deren beste Lösung mit IOO
Mark prämiiert wird; je ein Trostpreis mit 30 und 20 Mark steht für
weitere lustige Lösungen zur Verfügung. Mit der Entscheidung durch die
Schriftleitung erklärt sich jeder Teilnehmer einverstanden. Korrespondenzen
können wegen der Preisaufgaben nicht geführt, Einsendungen nicht zurück-
geschickt werden.

Preisaufgabe 170: „Wörterbuch des Stumpfsinns"

Braucht es einer Entschuldigung für die aus einem zwar alkoholischen,
aber doch schon dem Ziele der Bettschwere sich nähernden Zustande geborene
Ankerhaltung, die am Stammtisch im „Gemütlichen Igel" eine Viertelstunde
vor Eintritt der Polizeistunde noch ausbrach? Sicherlich nicht; sollte aber
doch jemand, der nie den etwas ausgetretenen Pfad normalen Verständig-
seins verlassen mag, daran Anstoß nehmen, so sei er aus den schönen alten
Vers verwiesen:

Stunipsinn, Stumpfsinn, du mein Vergnügen,

Stuinpfsinn, Stumpfsinn, du meine Lust!

Gäb's keinen Stumpfsinn, gäb's kein Vergnügen,

Gäb's keinen Stumpfsinn, gäb's keine Lust.

Das Vergnügen und die Lust begannen also im „Gemütlichen Igel"
damit, daß der Rendant Seiffrig — er hatte es heute auf acht Gläser
Grog gebracht — lange ein Zeitungsblatt anstierte, auf dem die fett ge-
druckte Aeberschrift „Einbruchsdiebstahl" seine müden Augen fesselte, deren
schwer gewordene Deckel schon ein paarmal hinuntergefallen waren. And
dann deklamierte er aus einmal vor sich hin: „Einbruchsdiebstahl — Zwei-
bruchsdiebstahl - Dreibruchsdiebstahl — Vierbruchsdiebstahl" usw.

Wer weiß, wie weit es der Rendant Seiffrig noch gebracht hätte, wenn
nicht der Doktor Cyprian mit einem donnernden „Silentium!" dazwischen
gefahren wäre. Aber keineswegs, um den Einfall des Rendanten damit
schnöde abzutun — nein, um selber einen ähnlichen zu produzieren. Er be-
gann nämlich, nach einer selbst erfundenen, munteren Melodie zu singen:
„Siedelei — Ihrdelei — Wirdelei — Erdelei — Dudelei — Ichdelei."

Das wurde allgeinein sehr hübsch gefunden. Run meldete sich der Buch-
Händler Kenkelmann: „Meinungsverschiedenheit — Deinungsverschieden-
heit — Seinungsverschiedenheit" usw.

Jetzt kam der Apotheker Taube an : „Osterfest — Westerfest — Norder-
fest — Süderfest."

Der Landschuhfabrikant Lümmel, ein großer Lundefreund, krähte:
„Dobermann — Doberfrau — Doberkind." Aber das war ihm eine zu
unbedeutende Leistung; er gab gleich noch etwas zu: „Du hast Dukaten —
ich habe Ichkaten — er hat Erkaten — wir haben Wirkaten" usw.

Ru» meldete sich wieder der Doktor Cyprian, etwas fachsimpelnd:
„Der Dermatologe — des Desmatologen — dem Dematologen" usw.

Der Apotheker Taube wollte nicht zurückbleiben: „Ichthyol — Du-
thyol — Erthyol" usw.

Aber jetzt nahte die Polizeistunde. Der Wirt des „Gemütlichen Igels"
begann schon — er tat es nicht gern, aber es mußte ja sein — hier und
dort eine Lampe auszudrehen. Da mußten noch in aller Eile ein paar
besonders schöne Funde im Wörterbuch des Stumpfsinns gemacht werden.
Sicherlich war da noch manche Perle zu entdecken.

Wollen Sie nicht auch einmal Nachdenken und überlegen, was die
Äerren wohl nod) gefunden haben mögen? Für die lustigste Einsendung
zahlen wir 100 Mark; zwei weitere Preise von 30 und 20 Mark sind vor-
gesehen. Aber eine Bedingung müssen wir stellen: mehr als 5 Versuche
können wir keinem Einsender gestatten; sonst würde die Sichtungsarbeit
doch gar zu mühsam und zeitraubend werden.

Einsendungen, denen keine anderen Mitteilungen beigefügt sein dürfen,
bis L Mai 1930 an: Schriftleitung der Fliegenden Blätter (Preisauf-
gäbe), München 27, Möhlstraße 34. - Briefumschläge müssen die Aufschrift
„Preisaufgabe" tragen. — Werden Lösungen mehrerer Prersaufgaben zu
einer Sendung vereinigt, so ist für jede ein besonderes Blatt mit k »gäbe
des Absenders zu verwenden. Entscheidung in Nummer 4426.

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