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Der Knopf

Von Peter Robinson

Knaupels wolle» zum Nachmittagskaffee in den Schützen-
hausgarten gehen, wie sie das an jedem schönen Sommersonn-
tag tun. Bei schlechtem Wetter gehen sie zwar auch nach dem
Schützenhause, aber dann setzen sie sich in die große Glas-
veranda, wo man immer über den gräßlichen Zug klagt, von
dem man bestimmt Rheumatismus kriegen werde. Knaupels
treffen dort die Ehepaare Brummer, Zielke, Druckenbrot und
Krönlein; alle diese Lerrschaften gehören zu de» besseren
Kreisen der kleinen Stadt.

Knaupels wollen eigentlich immer um halb vier abmar-
schieren, aber gewöhnlich wird es eine Viertelstunde später.
Leute ist es schon beinahe vier Ahr. Frau Knaupel hat den
Fehler begangen, zuerst das Rosakleid anzuziehen, zu dem
dann aber die lange Korallenkette nicht paßte, die der Gatte
ihr vor drei Tagen von einer Reise nach Berlin mitgebracht
hat. Da die Kette ihr sehr wichtig und heute die erste Gelegen-
heit ist, sie öffentlich zu zeigen, hat Frau Knaupel dann lieber
das blaue Kleid angezogen. And auf dem dunklen Blau macht
sich die rosafarbene Kette in der Tat vorzüglich. Da muß sie
auffallen; da knallt sie förinlich in die Augen der Beschauer.

Knaupel hat inzwischen schon vor dem Lause gewartet.
Er hat seinen neuen, dunkelgrauen Sakkoanzug an. Vor einer

Stunde hat er ihn nach dem Mittagsschläfchen angezogen;
dann hat er im Garten ein paar Rosenstöcke festgebunden,
und dabei ist ihm an seinem Rocke etwas geschehen, wovon
er noch keine Ahnung hat.

So - Frau Knaupel kommt angestürzt. Der Gatte denkt:
„Ra endlich!" —- er ist längst über die Jahre jugendlicher
Anbesonnenheit hinaus, da er solche Gedanken auch aussprach —
und nun wandert man hurtig los. Rach drei Minuten, an der
ersten Ecke, fällt Frau Knaupel etwas auf. „Lalte mal, Oskar!
Wahrhaftig — an deinem Rock fehlt ja ein Knopf! Der
zweite Knopf von oben! Warum bast du mir das nicht gesagt?"

Knaupel sieht seinen Rock an. Allerdings, da fehlt ei»
Knopf, und es handelt sich tatsächlich um den zweiten von
oben. Da bammeln noch ein paar Fäden. „Lab' ich gar nicht
gemerkt," sagt Knaupel und will die Fäden herausziehen.

„Warte — lass' mich das machen! Du reißt sonst ein Loch.
Aber das kommt davon, weil du nie in den Spiegel stehst,
ehe du aus dem Lause gehst. Das gehört sich; man muß sich
überzeugen, ob man auch ordentlich aussteht. Last du schon
mal erlebt, daß ich nicht in den Spiegel gesehen habe?"

„Nein, Emma, das habe ich nicht erlebt! Das werde ich
auch nie erleben," erklärt Knaupel. „Aber nun komm' schon!

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Immer wenn ich Wäsch' Hab', kimmst du daher, Michel!
Ja, a halbes Jahr bin i net dagewesen."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Immer wenn ich Wäsch' hab, kimmst du daher..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 172.1930, Nr. 4427, S. 358

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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