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Erwerbung

Klötrig und Laberdan haben ein bißchen gepichelk und kom-
men nach Lause. Klötrig wohnt iin vierten, Laberdan im ersten
Stock. Also kehrt Klötrig noch aus ein paar Minuten bei Laber-
dan ein; er will sich verpusten, ehe er weitersteigt. Außerdem
hat Laberdan einen vorzüglichen Kirschgeist.

Laberdan findet nicht gleich die Schnapsgläser. Wo mag
seine Frau die gelassen haben? Natürlich, sie werden wieder im
Küchenschrank sein. In der Küche sieht Laberdan eine Prall ge-
füllte Mehltüte — etwa zwei Pfund mag sie halten. Er hat
einen glorreichen Einsall. Das wird eine feine Sache!

Klötrig hockt im Wohnzimmer und gähnt, als auf einmal Laber-
dan hinter ihm steht. „Mensch, 'ne Aeberraschung! Mach mal
die Augen zu!"

Klötrig läßt die schweren Augendeckel niederfallen, und nun
hält ihm Laberdan die geöffnete Mehltüte vor den Mund.
„Mensch, nu' puste mal so doll, wie du kannst!"

Großartig! Klötrig hat ein weißes Clownsgestcht bekommen,
und Laberdan brüllt vor Wonne. Da taucht Frau Laberdan
auf, durch den Spektakel angezogen. „Was ist denn hier los?"

„Nu kucke dir bloß Klötrig an! Ich Hab' ihn die Augen zu-
machen lassen, und dann Hab ich ihm die Mehltüte vor die Neese
gehalten und gesagt: Nu puste mal!"

„In das Mehl gepustet?" Frau Laberdan sagt weiter nichts
zu dem Gatten; das wird später kommen. Sie nimmt die Mehl-
tüte und legt sie Klötrig in den Arm. „So — nun kann Ihre
Frau Ihnen den Kuchen backen." Piro

Die Kunst, richtig einzukaufen

Ich saß in dem vornehmen Lerrengeschäft und wartete auf
einige Mäntel vom Lager.

Da trat ein distinguiert gekleideter, ernster Lerr herein
„Sierra dievscis" sagte ruhig und freundlich der neue Gast.
Der Verkäufer verbeugte sich höflichst und erwiderte: „Sehr
wohl, wünscht der Lerr Zephir, Seide oder Tricoline?"

Das Gespräch ging weiter.

„Guatemala transhirnalaya surrogans famoso.“

„Gewiß, davon haben wir gerade eine ganz neue, äußerst
reichhaltige Auswahl zu Diensten. Bitte, überzeugen Sie sich selbst."

Damit legte der Jünger Merkurs eine Partie feinster Lerren-
hemden auf den Tisch.

„Tunguska sajeniske jablonoi quingtiliano sibirsk quadraduto
extinganti.“

„Jawohl, mein Lerr, hier, wenn ich bitten darf." Damit griff der
Verkäufer ein paar Exemplare aus dem Stoß und breitete sie aus.
„sünguar raltseballtseballtkalorsk!!“

„Ganz wie Sie wünschen. Sie werden damit
äußerst zufrieden sein. Lat der Lerr sonst noch
Wünsche?"

„Wiang wong Konfutse langwü.“

„Ihre Zahlung 24 Mark achtzig, dort links
an der Kasse, wenn ich bitten darf."

Der vornehme Lerr erhielt sein Paket, zahlte
vorschriftsmäßig, und mit einem freundlichen
„Popokatepeti“ verließ er den Laden.

Als er draußen war, erwachte ich langsam
aus der Erstarrung. Dann wandte ich mich an
den Verkaufsjüngling:

„Verzeihen Sie, aber ich muß Ihnen sagen,
daß ich das humanistische Ghmnasium absolviert
habe, dann orientalische Sprachen studierte und
acht Jahre in Afrika und Asien herumgereist bin.
Aber sowas ist mir noch nicht vorgekommen. Und
Sie wußten sofort Bescheid. Das ist mir ein Rätsel."

„Gar nicht", meinte lächelnd der Jüngling,
„Dieser Lerr ist ein ganz vornehmes Mitglied der
benachbarten Irrenanstalt und bildet sich ein, er
sei Forschungsreisender von großem Ruf. Ver-
mutlich glaubt er mit Eingeborenen verhandeln
zu müssen. Jedenfalls legt er größten Wert auf
Selbständigkeit und darf auch allein einkaufen.
Nur telefoniert die Anstalt immer vorher ge-
nauestens, was er braucht, und sind wir so in
der Lage, ihn erstklassig zu bedienen."

Inzwischen war der Lerr zurückgekehrt, der
mich behandelte. Er war mit feinsten Kleidungs-
stücken voll beladen und hinter ihm her schwank-
ten noch drei Stifte.

„Ja, aber ich wollte doch nur einen ein-
fachen Straßenmantel für alle möglichen Jahres-
zeiten. Sie bemühen sich viel.“

„Sehr wohl, mein Lerr, aber ich darf Sie
vielleicht daraus aufmerksam machen, daß Sie im
Begriff sind, einen schweren Fehler zu begehen.
Ich spreche nur in Ihrem Interesse, wenn ich
Ihnen meinen fachmännischen Rat zur Verfügung
zu stellen die Ehre haben darf. Beachten Sie
die Vorteile."

Verschiedene Beine „Verzeihung, haben wir's noch weit bis zum

Bahnhof?"

„Tausend Schritt vielleicht, und der Kleine
zweitausend!"

20
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Verschiedene Beine"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Loukota, Josef
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 173.1930, Nr. 4432, S. 20

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Erschließung

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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