Ich drehte mich um und krähte mir ver-
zerrten Zügen: „Popokatepetl.“ Dann ging
auch ich.
Nach Eintreffen des fünften Anzuges
taten meine Angehörigen ernste Schritte.
Ich wurde Tischnachbar des Forschungs-
reisenden. Jetzt war das Einkäufen ein
wahres Vergnügen. Die Anstalt bestellte
vor, dann ging ich in die Geschäfte und
redete Unsinn. Stets brachte ich das Ge-
wünschte nach Lause.
Leute bin ich wieder wohlauf. Den
Einkauf besorge ich noch nach dem gleichen
Rezept. An Stelle der Anstaltsleitung hilft
mir meine Frau. Wenn ich etwas brauche,
bestellt sie es erst telefonisch und sehr ge-
nau. Dann gehe ich in das Geschäft und
rede Unsinn, und schließlich bringe ich alles
richtig heim.
Meine Frau behauptet zwar, an dem
Erfolg seinur siemit ihrenTelefongesprächen
schuld. Das mit dem Unsinn sei bei mir
nichts Neues. e. a.
Zwei Menschen
E > Hirthhe/-.
„Aber Lerr Brösel, schimpfen Sie doch nicht so über die Ausgaben für den
Festzug! Wenn die Stadt fünfhundert Jahre alt ist, kann man das auch feiern."
„Ach was! In den fünfhundert Jahren hat unsere Stadt aber noch niemals
so viel Schulden gehabt wie gerade jetzt."
Die Kunst, richtig einzukaufen
Ich wehrte mich ruhig lächelnd, dann mannhaft, verzweifelt,
wild. Ich zitierte griechische, lateinische, altindische und assyrische
Bonmots. Es half durchaus nichts. Die fachmännische Beratung
war vernichtend einleuchtend. Nach einer Stunde hatte ich drei
seltene Stilstücke von Lerrenmänteln und zu jedem Mantel in
Form und Farbenstimniung raffiniert angeglichen je drei Anzüge,
drei Lüte, fünf Kravatten und sieben Kragen. Ferner vierund-
zwanzig paffende ff. Lerrenhemden, ditto Unterhosen und zehn
Kilo Socken. Zahlbar in 28 Monatsraten ä hundert Reichsmark.
3m Zustand völliger Depression übernahm ich mein Paket
erste Teillieferung. An der Tür überfiel mich die Verzweiflung.
22
Es gibt Menschen von bewundernswer-
tem Feingefühl und andere, die verletzend
sind wie Schwefelsäure. Blümel gehört
zur ersten, Stopfer zur zweiten Sorte.
Lier der Beweis.
Blümel und Stopfer sitzen beisammen.
Blümel will rauchen. Er holt seine Zigarren-
tasche heraus und hält sie liebenswürdig
zuerst Stopfer hin.
„Nee, danke!" sagt Stopfer verdrossen.
„Bin zwar leidenschaftlicher Raucher,
muß aber ein paar Tage pausieren —
kleine Bronchitis."
„O, das tut mir leid!" sagt Blümel
und steckt seine Zigarrentasche fort, ohne
sich selber bedient zu haben. „Dann rauche
ich lieber auch nicht --sonst müßten
Sie ja die Entsagung zu sehr spüren."
Das ist doch entzückend von Blümel,
nicht wahr?
Was aber äußert Stopfer darauf?
Stopfer sagt roh: „Keine Rede von! So
berühmt ist ja Ihre Sorte nicht." —on.
Ahnungsvoll
Mutter: „Was würdest du sagen,
wenn du noch ein Brüderchen kriegtest,
Alwin?"
Alwin: „Siehst du, Mama; habe ich dir nicht immer ab
geraten, den Kinderwagen zu verkaufen?"
Doppelsinnig
Viehhändler: „Zum Kuckuck, Sie haben
kehrten Ochsen auf dem Schlachthos abgeliefert —
Richtige!"
ja den ver-
Sie sind der
Das höfliche Kindermädchen
„Entschuldigen Sie, gnädige Frau, daß ich Ihnen den Rücken
von dem Kinde zudrehen mutz!"
zerrten Zügen: „Popokatepetl.“ Dann ging
auch ich.
Nach Eintreffen des fünften Anzuges
taten meine Angehörigen ernste Schritte.
Ich wurde Tischnachbar des Forschungs-
reisenden. Jetzt war das Einkäufen ein
wahres Vergnügen. Die Anstalt bestellte
vor, dann ging ich in die Geschäfte und
redete Unsinn. Stets brachte ich das Ge-
wünschte nach Lause.
Leute bin ich wieder wohlauf. Den
Einkauf besorge ich noch nach dem gleichen
Rezept. An Stelle der Anstaltsleitung hilft
mir meine Frau. Wenn ich etwas brauche,
bestellt sie es erst telefonisch und sehr ge-
nau. Dann gehe ich in das Geschäft und
rede Unsinn, und schließlich bringe ich alles
richtig heim.
Meine Frau behauptet zwar, an dem
Erfolg seinur siemit ihrenTelefongesprächen
schuld. Das mit dem Unsinn sei bei mir
nichts Neues. e. a.
Zwei Menschen
E > Hirthhe/-.
„Aber Lerr Brösel, schimpfen Sie doch nicht so über die Ausgaben für den
Festzug! Wenn die Stadt fünfhundert Jahre alt ist, kann man das auch feiern."
„Ach was! In den fünfhundert Jahren hat unsere Stadt aber noch niemals
so viel Schulden gehabt wie gerade jetzt."
Die Kunst, richtig einzukaufen
Ich wehrte mich ruhig lächelnd, dann mannhaft, verzweifelt,
wild. Ich zitierte griechische, lateinische, altindische und assyrische
Bonmots. Es half durchaus nichts. Die fachmännische Beratung
war vernichtend einleuchtend. Nach einer Stunde hatte ich drei
seltene Stilstücke von Lerrenmänteln und zu jedem Mantel in
Form und Farbenstimniung raffiniert angeglichen je drei Anzüge,
drei Lüte, fünf Kravatten und sieben Kragen. Ferner vierund-
zwanzig paffende ff. Lerrenhemden, ditto Unterhosen und zehn
Kilo Socken. Zahlbar in 28 Monatsraten ä hundert Reichsmark.
3m Zustand völliger Depression übernahm ich mein Paket
erste Teillieferung. An der Tür überfiel mich die Verzweiflung.
22
Es gibt Menschen von bewundernswer-
tem Feingefühl und andere, die verletzend
sind wie Schwefelsäure. Blümel gehört
zur ersten, Stopfer zur zweiten Sorte.
Lier der Beweis.
Blümel und Stopfer sitzen beisammen.
Blümel will rauchen. Er holt seine Zigarren-
tasche heraus und hält sie liebenswürdig
zuerst Stopfer hin.
„Nee, danke!" sagt Stopfer verdrossen.
„Bin zwar leidenschaftlicher Raucher,
muß aber ein paar Tage pausieren —
kleine Bronchitis."
„O, das tut mir leid!" sagt Blümel
und steckt seine Zigarrentasche fort, ohne
sich selber bedient zu haben. „Dann rauche
ich lieber auch nicht --sonst müßten
Sie ja die Entsagung zu sehr spüren."
Das ist doch entzückend von Blümel,
nicht wahr?
Was aber äußert Stopfer darauf?
Stopfer sagt roh: „Keine Rede von! So
berühmt ist ja Ihre Sorte nicht." —on.
Ahnungsvoll
Mutter: „Was würdest du sagen,
wenn du noch ein Brüderchen kriegtest,
Alwin?"
Alwin: „Siehst du, Mama; habe ich dir nicht immer ab
geraten, den Kinderwagen zu verkaufen?"
Doppelsinnig
Viehhändler: „Zum Kuckuck, Sie haben
kehrten Ochsen auf dem Schlachthos abgeliefert —
Richtige!"
ja den ver-
Sie sind der
Das höfliche Kindermädchen
„Entschuldigen Sie, gnädige Frau, daß ich Ihnen den Rücken
von dem Kinde zudrehen mutz!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aber Herr Brösel, schimpfen Sie doch nicht ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 173.1930, Nr. 4432, S. 22
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg