Biesenherz freut sich
In dem gleichen Laus auf einem Gange,
Gartenstraße 10 im ersten Stock,
Wohne» (davon letztre noch nicht lange)
Die Parteien Biesenherz und Bock.
Biescnherz ist mager und gehässig,
Bock ist harmlos, rundlich von Statur —
Das stört Biesenherz, und unablässig
Geht ihm Bock ganz gegen die Natur.
Biesenherz ist Rentner und mit allen
Leuten fängt er Stänkereien an:
Wonne ist ihm dies und Wohlgefallen!
Nur an Bock kann er so leicht nicht ran.
Nichts bringt diesen Leiteren in Rage —
Biesenherz läßt kleine Minen los:
Bocks gelassen-fröhliche Visage
Regt ihn auf und stachelt seinen Boß.
Biesenherz ist innerlich am Sieden,
Doch er findet schließlich einen Rat,
AufKerrn Bocks behäbgen Seelenfrieden
Macht er ein gerissnes Attentat:
Mittags, wenn Lerr Bock aus dem
Büro kommt,
Biesenherz sieht ihn vom Fenster schon.
Sieht, daß er gemächlich, pfeifend,
froh kommt,
Und begibt sich rasch an's Telephon.
Alles ist auf's schlauste vorbereitet.
So daß kein Versager kommen kann:
Wenn Bock ruhig durch den Lausflur
schreitet,
Dann ruft Biesenherz, der Schuft, ihn an.
Auf der Treppe hört schon Bock das
Läutwerk,
And er fliegt hinauf in einem Saus,
Biesenherz — ein Jäger bei dem
Weidwerk —
Linst durchs Guckloch in das
Treppenhaus.
Kaum daß Bock die Türe auf-
gesperrt hat.
Voller Emotion und mit Geschnauf,
Glaubt er, daß er sich nun doch
verhört hat,
Biesenherz legt seinen Lörer auf.
And bis Bock dann nachmittags
um viere
Ins Büro will, bleibt auch alles stumm.
Doch nun öffnet er des Laufes Türe —
Oben läutets — Bock kehrt eilends um.
Wochenlang und zu verschiedncn Zeiten
Biesenherz ist auf dem Posten stramm:
Sieht Lerrn Bock an Angewißheit
leiden —
Der wird fahrig, magert Gramm
um Gramm.
Schließlich, um die Bosheit noch
zu krönen,
(Bock hat längst schoir keinen Anschluß
mehr).
Schreibt er ihm in vorwurfsvollen
Tönen,
Warum er denn nie zuhause kvär?
Telephonisch habe er zum Essen
Tausendmal ihn bitten lvollen ja.
Leider sei Lerr Nachbar Bock indessen
(Wohl der Apparat kaputt?) nie dal
And er lächelt dazu sehr sardonisch.
Jedes Wörtchen überlegt er fein.
Bringt deir Brief zur Lauptpost,
und dämonisch
Grinst er: „Bitte, schreiben Sie das ein!"
„Eilbrief!" fügt er bei mit innern
Freuden,
Denn er weiß, das geht mit Frühbetrieb,
And er hört im Bett den Boten läuten,
Lört Bock fluchen, und das ist ihm lieb.
Bock, der gute Mensch, liest das
Brimborium,
And es packt ihn jäher Menschheitsgraus,
Er entflieht zunächst ins Sanatorium
And nach seiner Rückkehr zieht er aus.
Curriander
t! ttt fcfc
Bock schließt aus. Wer ruft denn
immer grade
Am die Zeit an? Es ist
zu vertrackt!
Widerlegung
„Sie scheinen mir der Spiritus rsctor
der ganzen Sache zu fein?"
„Rein, ich bin Abstinent,Lerr Richter!"
Letzter Versuch
„Wenn dir dieses Gericht auch wieder
nicht schmeckt, kann ich dir nicht helfen. —
Das ist nach sechs verschiedenen Koch-
büchern gekocht!"
Aergerlich saust er zum Apparate,
Dock er hört nur grad noch, wie
es knackt.
Fünf Minuten gehn, und kaum
bezähmen
Kann sich Biesenherz vor Schadensreud,
Denn Bock muß nun eine Taxe nehme».
Zum Büro hat er es ziemlich weit. '
Der kleine Fachmann
„Aufgepaßt, Ernst! Wenn eine
Wiese von drei Personen in fünf
Tagen gemäht wird, wie lange würde
dann ein Man» dazu brauchen?"
„Den muß ich mir erst ansehen,
Lerr Lehrer!"
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In dem gleichen Laus auf einem Gange,
Gartenstraße 10 im ersten Stock,
Wohne» (davon letztre noch nicht lange)
Die Parteien Biesenherz und Bock.
Biescnherz ist mager und gehässig,
Bock ist harmlos, rundlich von Statur —
Das stört Biesenherz, und unablässig
Geht ihm Bock ganz gegen die Natur.
Biesenherz ist Rentner und mit allen
Leuten fängt er Stänkereien an:
Wonne ist ihm dies und Wohlgefallen!
Nur an Bock kann er so leicht nicht ran.
Nichts bringt diesen Leiteren in Rage —
Biesenherz läßt kleine Minen los:
Bocks gelassen-fröhliche Visage
Regt ihn auf und stachelt seinen Boß.
Biesenherz ist innerlich am Sieden,
Doch er findet schließlich einen Rat,
AufKerrn Bocks behäbgen Seelenfrieden
Macht er ein gerissnes Attentat:
Mittags, wenn Lerr Bock aus dem
Büro kommt,
Biesenherz sieht ihn vom Fenster schon.
Sieht, daß er gemächlich, pfeifend,
froh kommt,
Und begibt sich rasch an's Telephon.
Alles ist auf's schlauste vorbereitet.
So daß kein Versager kommen kann:
Wenn Bock ruhig durch den Lausflur
schreitet,
Dann ruft Biesenherz, der Schuft, ihn an.
Auf der Treppe hört schon Bock das
Läutwerk,
And er fliegt hinauf in einem Saus,
Biesenherz — ein Jäger bei dem
Weidwerk —
Linst durchs Guckloch in das
Treppenhaus.
Kaum daß Bock die Türe auf-
gesperrt hat.
Voller Emotion und mit Geschnauf,
Glaubt er, daß er sich nun doch
verhört hat,
Biesenherz legt seinen Lörer auf.
And bis Bock dann nachmittags
um viere
Ins Büro will, bleibt auch alles stumm.
Doch nun öffnet er des Laufes Türe —
Oben läutets — Bock kehrt eilends um.
Wochenlang und zu verschiedncn Zeiten
Biesenherz ist auf dem Posten stramm:
Sieht Lerrn Bock an Angewißheit
leiden —
Der wird fahrig, magert Gramm
um Gramm.
Schließlich, um die Bosheit noch
zu krönen,
(Bock hat längst schoir keinen Anschluß
mehr).
Schreibt er ihm in vorwurfsvollen
Tönen,
Warum er denn nie zuhause kvär?
Telephonisch habe er zum Essen
Tausendmal ihn bitten lvollen ja.
Leider sei Lerr Nachbar Bock indessen
(Wohl der Apparat kaputt?) nie dal
And er lächelt dazu sehr sardonisch.
Jedes Wörtchen überlegt er fein.
Bringt deir Brief zur Lauptpost,
und dämonisch
Grinst er: „Bitte, schreiben Sie das ein!"
„Eilbrief!" fügt er bei mit innern
Freuden,
Denn er weiß, das geht mit Frühbetrieb,
And er hört im Bett den Boten läuten,
Lört Bock fluchen, und das ist ihm lieb.
Bock, der gute Mensch, liest das
Brimborium,
And es packt ihn jäher Menschheitsgraus,
Er entflieht zunächst ins Sanatorium
And nach seiner Rückkehr zieht er aus.
Curriander
t! ttt fcfc
Bock schließt aus. Wer ruft denn
immer grade
Am die Zeit an? Es ist
zu vertrackt!
Widerlegung
„Sie scheinen mir der Spiritus rsctor
der ganzen Sache zu fein?"
„Rein, ich bin Abstinent,Lerr Richter!"
Letzter Versuch
„Wenn dir dieses Gericht auch wieder
nicht schmeckt, kann ich dir nicht helfen. —
Das ist nach sechs verschiedenen Koch-
büchern gekocht!"
Aergerlich saust er zum Apparate,
Dock er hört nur grad noch, wie
es knackt.
Fünf Minuten gehn, und kaum
bezähmen
Kann sich Biesenherz vor Schadensreud,
Denn Bock muß nun eine Taxe nehme».
Zum Büro hat er es ziemlich weit. '
Der kleine Fachmann
„Aufgepaßt, Ernst! Wenn eine
Wiese von drei Personen in fünf
Tagen gemäht wird, wie lange würde
dann ein Man» dazu brauchen?"
„Den muß ich mir erst ansehen,
Lerr Lehrer!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Biesenherz freut sich"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 173.1930, Nr. 4432, S. 23
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg