„Sie erinnern mich so an meinen Vater, Lerr Wirt."
„Schmeichelhaft, mein Lerr!"
„Der war nämlich auch immer der Ansicht, daß man mit
Essen aufhören solle, wenn's einem am besten schmeckt."
„Was san des? — Sagspähn san
des? — komm', i stups dir d' Nasen
nächer hin, daß d' besser siechst, was d'
gladen hast — no, was sagst jetzt, Han?"
„Sch — Sch — Schnee ja, w — wie
kimmt denn auf mein' Wagn der
Sch — Sch — Schnee —"
„Des zoag dir i jetz!"
Es gab an diesem Abend allerhand
Gebrüll am Streindlhof. Ohne das geht's
nie ab, wenn man zeigen will: erstens
wer Lerr im Lause ist — und zweitens,
daß man was vertragen kann.
Fernes Ziel
Der Magistratssekretär Lufnagel
debattiert mit seinem zukünftigen
Schwiegervater über die einerseits zu
verlangende und andererseits zu be-
willigende Aussteuer. Zwischen Ver.
langen und Bewilligen klaffen oft ge.
waltige Schluchten. Der Magistrats-
sekretär Lufnagel hat für seinen häus-
lichen Lerd eine Vierzimmerwohnung
in Aussicht, und deshalb soll seine Frau
ihm auch die Einrichtung für vier Zim-
mer mitbringen: er will ein Schlaf-,
ein Eß-, ein Wohn- und ein Lerren-
zimmer haben. Aber der zukünftige
Schwiegervater will das Lerrenzimmer
nicht bewilligen. „So 'n Zimmer mit 'ner
Bibliothek, nicht wahr? And mit Leder-
sesseln? And mit 'nein Schreibtisch? Ru
sagen Sie bloß: was wollen Sie mit
so'nem Zimmer? Tagsüber werden Sie
doch in Ihrem Büro auf dem Rathaus
sein, und abends können Sie im Wohn-
zimmer sitzen. Sie haben so'n Zimmer
gar nicht nötig."
„So? And wenn ich mal im Ruhe-
stände sein werde?" Piro.
Der Streindl
And stolpert weiter heimwärts: Etwas fehlt ihm irgendetwas
— wenn er nur gleich wüßte, was - „Limmiseitensaxendi, Hab
i 's dene zoagt — ja, was waar denn jetzt net des, wer hat denn
meine — meine Sagspähn furt — den soll doch gleich der Deixel
kloanweis —I"
Stehen bleibt er, umkehrt er — Gottseidank, da steht der
Plankenwagcn hochbeladen - „Lü, Fuchsen, hü kruzitürken, Hab
i 's dene — hü, sag i! - z zoagt!"
And landet glücklich im Streindlhof, wo die Streindlin ihn
erwartet: „Lang bist blieb'n, Bauer, arg lang."
„L — lang scho, a aber z — zoagt Hab i 's ihne aa: I,
der Streindl, i kunnt nix vertrag'» !"
„Z nur oans net: 's Amananderstehn und wennst net
glei —'“
„Abgladen werd!" brüllt der Streindl. Denn er ist der Lerr
im Lause.
Die oberste Sägspähnschicht ist abgetragen. Die Nacht rückt
an, durch die Dämmerung schimmert's immer weißer: „Die besten
Sagspähn Ham s' mir geben müssen — dene Hab i 's zoagt
sappra, und schwer san s', de Sagspähn, schwer —"
102
Jur Eifer
„Soso! 30 Jahre lang haben Sie schon gesessen, Angeklagter.
Sie scheinen ja eine bewegte Vergangenheit zu haben."
Durstige Kehlen
Trinker was Bier zahlend«: „Donnerwetter, ist mein Geld zu-
sammengeschmolzen!"
Genosse: „Ja, ja, die Litze!"
Die Kokette
„Warum so fremd, Fräulein? Wir hatten doch mal ein
Techtelmechtel zusammen."
„Das kann jeder sagen!"
„Ja, leider!"
Angenügende Leistung
„Wie kommt es, daß Ihre Semmel» seit einiger Zeit so klein
geworden sind?"
„Die Gesellen verlangen jetzt fünfzig Mark Wochenlohn!"
„Na, dafür können die Kerle auch größere backen!"
„Schmeichelhaft, mein Lerr!"
„Der war nämlich auch immer der Ansicht, daß man mit
Essen aufhören solle, wenn's einem am besten schmeckt."
„Was san des? — Sagspähn san
des? — komm', i stups dir d' Nasen
nächer hin, daß d' besser siechst, was d'
gladen hast — no, was sagst jetzt, Han?"
„Sch — Sch — Schnee ja, w — wie
kimmt denn auf mein' Wagn der
Sch — Sch — Schnee —"
„Des zoag dir i jetz!"
Es gab an diesem Abend allerhand
Gebrüll am Streindlhof. Ohne das geht's
nie ab, wenn man zeigen will: erstens
wer Lerr im Lause ist — und zweitens,
daß man was vertragen kann.
Fernes Ziel
Der Magistratssekretär Lufnagel
debattiert mit seinem zukünftigen
Schwiegervater über die einerseits zu
verlangende und andererseits zu be-
willigende Aussteuer. Zwischen Ver.
langen und Bewilligen klaffen oft ge.
waltige Schluchten. Der Magistrats-
sekretär Lufnagel hat für seinen häus-
lichen Lerd eine Vierzimmerwohnung
in Aussicht, und deshalb soll seine Frau
ihm auch die Einrichtung für vier Zim-
mer mitbringen: er will ein Schlaf-,
ein Eß-, ein Wohn- und ein Lerren-
zimmer haben. Aber der zukünftige
Schwiegervater will das Lerrenzimmer
nicht bewilligen. „So 'n Zimmer mit 'ner
Bibliothek, nicht wahr? And mit Leder-
sesseln? And mit 'nein Schreibtisch? Ru
sagen Sie bloß: was wollen Sie mit
so'nem Zimmer? Tagsüber werden Sie
doch in Ihrem Büro auf dem Rathaus
sein, und abends können Sie im Wohn-
zimmer sitzen. Sie haben so'n Zimmer
gar nicht nötig."
„So? And wenn ich mal im Ruhe-
stände sein werde?" Piro.
Der Streindl
And stolpert weiter heimwärts: Etwas fehlt ihm irgendetwas
— wenn er nur gleich wüßte, was - „Limmiseitensaxendi, Hab
i 's dene zoagt — ja, was waar denn jetzt net des, wer hat denn
meine — meine Sagspähn furt — den soll doch gleich der Deixel
kloanweis —I"
Stehen bleibt er, umkehrt er — Gottseidank, da steht der
Plankenwagcn hochbeladen - „Lü, Fuchsen, hü kruzitürken, Hab
i 's dene — hü, sag i! - z zoagt!"
And landet glücklich im Streindlhof, wo die Streindlin ihn
erwartet: „Lang bist blieb'n, Bauer, arg lang."
„L — lang scho, a aber z — zoagt Hab i 's ihne aa: I,
der Streindl, i kunnt nix vertrag'» !"
„Z nur oans net: 's Amananderstehn und wennst net
glei —'“
„Abgladen werd!" brüllt der Streindl. Denn er ist der Lerr
im Lause.
Die oberste Sägspähnschicht ist abgetragen. Die Nacht rückt
an, durch die Dämmerung schimmert's immer weißer: „Die besten
Sagspähn Ham s' mir geben müssen — dene Hab i 's zoagt
sappra, und schwer san s', de Sagspähn, schwer —"
102
Jur Eifer
„Soso! 30 Jahre lang haben Sie schon gesessen, Angeklagter.
Sie scheinen ja eine bewegte Vergangenheit zu haben."
Durstige Kehlen
Trinker was Bier zahlend«: „Donnerwetter, ist mein Geld zu-
sammengeschmolzen!"
Genosse: „Ja, ja, die Litze!"
Die Kokette
„Warum so fremd, Fräulein? Wir hatten doch mal ein
Techtelmechtel zusammen."
„Das kann jeder sagen!"
„Ja, leider!"
Angenügende Leistung
„Wie kommt es, daß Ihre Semmel» seit einiger Zeit so klein
geworden sind?"
„Die Gesellen verlangen jetzt fünfzig Mark Wochenlohn!"
„Na, dafür können die Kerle auch größere backen!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sie erinnern mich so an meinen Vater, Herr Wirt."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 173.1930, Nr. 4437, S. 102
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg