Gelegenheit
Schneitzel ist ein gewandter Kerl, der eine Gelegenheit selbst
bei einem nur spärlichen Schopfe sehr fest zu packen versieht. Er
rühmt sich dessen aber auch gerne.
Schneitzel erzählt: „Gestern fabelhaften Dusel gehabt. Latte
einen Besuch bei Lampe zu machen. Wie ich vor der Tür stehe
und eben auf den Klingelknopf drücken will-was geschieht?
Die Tür geht auf, Lampe bringt gerade jemand hinaus. Wer
aber ist dieser Jemand? Der Gerichtsvollzieher ist es, der Exe-
kutor mit Amtsmütze und Amtsmiene. Sehr peinlich für Lampe,
was? Run, ich weiß ja schon lange Bescheid: Lampe sackt klotziges
Geld ein, aber wenn er was 'rausrücken soll, da gehört alles der
Frau. And wenn zehn Gerichtsvollzieher kommen — — das kann
Lampe kalt lasten, so kalt wie 'neu Frigidaire. Aber natürlich —
Bekannte brauchen darum doch nicht Zeugen eines solchen Be-
suchs zu sein.
Lampe windet sich
denn auch. Aber ich bin
edelmütig, ich bin taktvoll;
ich tue, als hätte ich keine
Ahnung vom Gerichtsvoll-
zieher. „Immer diese Gas-
menschen!" sage ich.
Da freut sich Lampe.
„Ja, der Zähler scheint
nicht richtig zu gehen,"
schwindelt er.
Na, nun war doch
alles in Ordnung. Aber
ich mußte das Maß mei-
ner Diskretion noch voll
machen; ich mußte Lampe
den besten Beweis liefern,
daß ich wirklich und wahr-
haftig nichts vom Gerichts-
vollzieher ahnte."
„Also, Lerr Schneitzel,
was haben Sie gemacht?"
„Ich habe Lampe so-
fort um 300 Mark ange-
pumpt." Piro
^flückhahn hat ei-
nen Jugendfreund auf der
Sternwarte. Der nimmt
ihn mal mit, setzt ihn vor das Riesenteleskop und läßt ihn einen
Spiralnebel sehen.
Staunend sieht Pflückhahn in das brodelnde Werden einer
fernen Welt hinein.
Als er fertig ist, muß er noch die obligaten 50 Pfennige
Eintritt erlegen, ohne die niemand in die Sternwarte hineinkommt.
„Ich muß schon sagen," lobt Pflückhahn, „allerhand Achtung!
Wie könnt ihr sowas für 50 Pfennige eigentlich machen?"
Q3d Aufnahme der Abc-Schützen ist der Schularzt mit an-
wesend, zur Beobachtung des Gesundheitszustandes der Neulinge.
Der alte Lerr Sanitätsrat leidet an Kopfmuskelschwäche und
schüttelt infolge dessen dauernd merklich mit dem Kopfe. Er
fragt nun einen Kleinen: „Wie heißt du und wo wohnst du ?" Der ant-
wortet: „Karl Schulze, ich wohne Rudolfstraße 10". Der Lerr Sani-
tätsrat ist verwundert, als der Junge nochmals sagte: „S' ist wahr,
ich heiße Schulzenkarl". Er sieht den Jungen nochmals an, und der
schreit nun: „Na meintwegen, wenn Se 's »ich gloobn, lassen S' es
bleim; ich heeße Schulzenkarl, mei Fremd hier wees 's ooch."
340
Vergeltung „Du bist unhöflich gewesen, Klara! Paul hat uns
entzückend unterhalten, aber du hast eine eisige Miene aufgesteckt."
„Selbstverständlich! Du hast ja neulich auch nicht gelacht, als
mein Bräutigam einen Witz machte."
Die Baukosten
Ich wollte mir ein Ääuschen bauen lassen und sprach darüber
mit einem erfahrenen Architekten.
„Sind Sie mit dem Stadtbaumeister verwandt, verschwägert
oder befreundet?" fragte er.
„Ich habe nicht die Ehre!" entgegnete ich.
„Schade," sprach der Architekt, „dann müssen die blödsinnig-
sten Vorschriften der städtischen Bauordnung befolgt werden,
wodurch die Baukosten sich.verdoppeln . . .!"
Der Held
Knacke kam zum Zahnarzt. Nach kurzer Antersuchung sagte
der: „Der Zahn muß sofort heraus!"
„Also denn los!" sagte gottergeben Knacke und kramte in
seinen Taschen.
„Wir betäuben natür-
lich," fuhr der Zahnarzt
fort, „sonst ist der Schmerz
-nanu, was machen
Sie denn da?"
Knacke Propste sich die
Ohren voll Watte.
„Nichts weiter, Lerr
Doktor. Ich möchte den
Zahn ohne Betäubung ge-
zogen haben."
„And wozu die
Watte?"
„Ach, das ist nur des-
halb: Schmerzen halte ich
gut aus, nur schreien kann
ich nicht hören."
Erledigt
Vater: „Gehe recht
schonend mit der Trom-
mel um, die Tante dir
mitgebracht hat, Fritzchen,
daß du sie nicht kaputt-
schlägst!"
„Sie is schon kaputt!"
„Gott sei Dank!"
In der Verlegenheit
„Sie sollen mich gestern den Stammtischfreunden gegenüber
als Idiot bezeichnet haben?"
„Ihr Bruder war gemeint!"
„Der schlägt Sie tot, wenn er's erfährt!"
„Sagen Sie ihm, ich hätte Sie gemeint!"
Geschäftstüchtig
Anläßlich der Beisetzung meines verstorbenen Gatten, des
Zigarrenhändlers Schulze, bleibt das Geschäft morgen nachmit-
tag geschlossen, und bitte ich die verehrte Kundschaft ergebenst,
sich rechtzeitig mit Rauchmaterial zu versehen. Witwe Schulze.
Aus der Schule
„Bilde mir einen Satz, worin der Ausdruck Iris vorkommt!"
„Meine Schwester ist heute nicht in die Schule gegangen;
ihr is unwohl."
Schneitzel ist ein gewandter Kerl, der eine Gelegenheit selbst
bei einem nur spärlichen Schopfe sehr fest zu packen versieht. Er
rühmt sich dessen aber auch gerne.
Schneitzel erzählt: „Gestern fabelhaften Dusel gehabt. Latte
einen Besuch bei Lampe zu machen. Wie ich vor der Tür stehe
und eben auf den Klingelknopf drücken will-was geschieht?
Die Tür geht auf, Lampe bringt gerade jemand hinaus. Wer
aber ist dieser Jemand? Der Gerichtsvollzieher ist es, der Exe-
kutor mit Amtsmütze und Amtsmiene. Sehr peinlich für Lampe,
was? Run, ich weiß ja schon lange Bescheid: Lampe sackt klotziges
Geld ein, aber wenn er was 'rausrücken soll, da gehört alles der
Frau. And wenn zehn Gerichtsvollzieher kommen — — das kann
Lampe kalt lasten, so kalt wie 'neu Frigidaire. Aber natürlich —
Bekannte brauchen darum doch nicht Zeugen eines solchen Be-
suchs zu sein.
Lampe windet sich
denn auch. Aber ich bin
edelmütig, ich bin taktvoll;
ich tue, als hätte ich keine
Ahnung vom Gerichtsvoll-
zieher. „Immer diese Gas-
menschen!" sage ich.
Da freut sich Lampe.
„Ja, der Zähler scheint
nicht richtig zu gehen,"
schwindelt er.
Na, nun war doch
alles in Ordnung. Aber
ich mußte das Maß mei-
ner Diskretion noch voll
machen; ich mußte Lampe
den besten Beweis liefern,
daß ich wirklich und wahr-
haftig nichts vom Gerichts-
vollzieher ahnte."
„Also, Lerr Schneitzel,
was haben Sie gemacht?"
„Ich habe Lampe so-
fort um 300 Mark ange-
pumpt." Piro
^flückhahn hat ei-
nen Jugendfreund auf der
Sternwarte. Der nimmt
ihn mal mit, setzt ihn vor das Riesenteleskop und läßt ihn einen
Spiralnebel sehen.
Staunend sieht Pflückhahn in das brodelnde Werden einer
fernen Welt hinein.
Als er fertig ist, muß er noch die obligaten 50 Pfennige
Eintritt erlegen, ohne die niemand in die Sternwarte hineinkommt.
„Ich muß schon sagen," lobt Pflückhahn, „allerhand Achtung!
Wie könnt ihr sowas für 50 Pfennige eigentlich machen?"
Q3d Aufnahme der Abc-Schützen ist der Schularzt mit an-
wesend, zur Beobachtung des Gesundheitszustandes der Neulinge.
Der alte Lerr Sanitätsrat leidet an Kopfmuskelschwäche und
schüttelt infolge dessen dauernd merklich mit dem Kopfe. Er
fragt nun einen Kleinen: „Wie heißt du und wo wohnst du ?" Der ant-
wortet: „Karl Schulze, ich wohne Rudolfstraße 10". Der Lerr Sani-
tätsrat ist verwundert, als der Junge nochmals sagte: „S' ist wahr,
ich heiße Schulzenkarl". Er sieht den Jungen nochmals an, und der
schreit nun: „Na meintwegen, wenn Se 's »ich gloobn, lassen S' es
bleim; ich heeße Schulzenkarl, mei Fremd hier wees 's ooch."
340
Vergeltung „Du bist unhöflich gewesen, Klara! Paul hat uns
entzückend unterhalten, aber du hast eine eisige Miene aufgesteckt."
„Selbstverständlich! Du hast ja neulich auch nicht gelacht, als
mein Bräutigam einen Witz machte."
Die Baukosten
Ich wollte mir ein Ääuschen bauen lassen und sprach darüber
mit einem erfahrenen Architekten.
„Sind Sie mit dem Stadtbaumeister verwandt, verschwägert
oder befreundet?" fragte er.
„Ich habe nicht die Ehre!" entgegnete ich.
„Schade," sprach der Architekt, „dann müssen die blödsinnig-
sten Vorschriften der städtischen Bauordnung befolgt werden,
wodurch die Baukosten sich.verdoppeln . . .!"
Der Held
Knacke kam zum Zahnarzt. Nach kurzer Antersuchung sagte
der: „Der Zahn muß sofort heraus!"
„Also denn los!" sagte gottergeben Knacke und kramte in
seinen Taschen.
„Wir betäuben natür-
lich," fuhr der Zahnarzt
fort, „sonst ist der Schmerz
-nanu, was machen
Sie denn da?"
Knacke Propste sich die
Ohren voll Watte.
„Nichts weiter, Lerr
Doktor. Ich möchte den
Zahn ohne Betäubung ge-
zogen haben."
„And wozu die
Watte?"
„Ach, das ist nur des-
halb: Schmerzen halte ich
gut aus, nur schreien kann
ich nicht hören."
Erledigt
Vater: „Gehe recht
schonend mit der Trom-
mel um, die Tante dir
mitgebracht hat, Fritzchen,
daß du sie nicht kaputt-
schlägst!"
„Sie is schon kaputt!"
„Gott sei Dank!"
In der Verlegenheit
„Sie sollen mich gestern den Stammtischfreunden gegenüber
als Idiot bezeichnet haben?"
„Ihr Bruder war gemeint!"
„Der schlägt Sie tot, wenn er's erfährt!"
„Sagen Sie ihm, ich hätte Sie gemeint!"
Geschäftstüchtig
Anläßlich der Beisetzung meines verstorbenen Gatten, des
Zigarrenhändlers Schulze, bleibt das Geschäft morgen nachmit-
tag geschlossen, und bitte ich die verehrte Kundschaft ergebenst,
sich rechtzeitig mit Rauchmaterial zu versehen. Witwe Schulze.
Aus der Schule
„Bilde mir einen Satz, worin der Ausdruck Iris vorkommt!"
„Meine Schwester ist heute nicht in die Schule gegangen;
ihr is unwohl."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vergeltung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 173.1930, Nr. 4452, S. 340
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg