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Spalt zwischen Deckel und Kistenwand zu schaffen, mit der spitzen
Seite des Lammers und dem Fahrradschlüffel daran zu wuchten
und schließlich nach Gewinnung einer kleinen Bresche von dieser
aus den ganzen Deckel stückweise in barbarischer Art zu zertrüm-
mern. 25 Minuten dauerte das, und es fielen häßliche Worte
dabei. Aber was war nun in der Kiste? Sie war ein Iulklapp —
eine zweite Kiste steckte darin: „An Frau Emma Knobel."
„Na also, essen wir erst!" schlug jetzt Lerr Knobel vor. Aber
nun wollte die Lausfrau nichts davon wissen. Oho, jetzt wollte
sie erst sehen, was denn in der für sie bestimmten Kiste wäre.
And auf die Karpfen käme es gar nicht mehr an, die wären ja
doch schon zerfallen.
Vater und Sohn gingen also an die zweite Kiste heran, das
gleiche Verfahren übend. Aber sie verstanden es jetzt schon besser;
nach 20 Minuten war der gleichfalls ungeheuer fest genagelte
und sehr dicke Deckel durch Zertrümmerung entfernt. Was war
in der zweiten Kiste? Eine dritte: „An Fräulein Klara Knobel." —
Jetzt ging man doch erst essen; sogar Fräulein Klara, wenn
sie auch sehr neugierig war, sah ein, daß sie nicht erst die Lüftung
des Geheimnisses der dritten Kiste verlangen dürfte. Vater und
Sohn mußten, während aufgetragen wurde, ihre Lände säubern,
einige Splitter ausziehen und kleine Wunden, um Infektionen
vorzubeugen, mit Jod pinseln. Die Karpfen waren natürlich ganz
zerfallen; sie waren mehr Fischsalat geworden. Das schuf eine
verdrossene Stimmung. „Sowas soll nun ein lustiger, spaßhafter
Weihnachtsbrauch sein!" sagte man.
Nach dem Essen wollte der Vater Knobel natürlich seine
Zigarre rauchen, also mußte Bruno, der Sohn, allein an die Kiste
heran. Aber wenn ein Mann an einer Kiste arbeitet, sie aufzu-
kriegen, und ein zweiter Mann ist dabei-dann wird es
ihm keine Ruhe lassen: er muß auch an die Kiste heran. Albert
Knobel legte die Zigarre fort und schuftete mit. Aber jetzt hatten
sie die Sache schon sein heraus; die Splitter flogen nur so. Was
war in der Kiste? Wieder eine Kiste: „An Fräulein Lore Knobel."
Lore sagte gleich, ihretwegen brauchte die verdammte — ja,
so drücken sich heute junge Mädchen aus! — diese verdammte
vierte Kiste gar nicht ausgemacht zu werden, es würde ja doch
nur eine fünfte darin sein. Richtig, die tauchte denn auch auf:
„An Lerrn Bruno Knobel."
Die mußte der Sohn aber doch ganz allein öffnen. Aber es
ging schnell, denn es handelte sich ja nun schon um ein viel klei-
neres Format. And nun kam noch einmal eine ganz kleine Kiste
heraus: „An Lerrn Albert Knobel."
Also doch an den Lausherrn und Vater! Die Erwartungen
waren, wie die ineinander geschachtelten Kisten, immer kleiner,
die Verwünschungen des Absenders aber immer größer geworden.
Aber jetzt war man am Ziele — in drei Minuten war auch der
letzte Behälter geöffnet. And dann sah man die Bescherung, und
es entstand jene Meinungsverschiedenheit, ob der Vetter Moritz
ein Idiot oder ein gemeiner, gerissener Lund wäre.
Denn das Geschenk für Albert Knobel, das freilich auch dem
ganzen Laushalt zugute kommen sollte, die schöne, von der Zeile:
„Ra, das hast du doch schon immer haben wollen!" begleitete
Weihnachtsgabe war ein hochfeiner, elegant vernickelter, paten-
tierter Kistenöffcr mit Gebrauchsanweisung und der Empfehlung:
„Oeffnet selbst die stärkste Kiste ohne jede Beschädigung im Land-
umdrehen!"
Ergebnis der Preisaufgabe
Die späte Mahlzeit
184 (Nr. 4445)
I.Preis Rink. HK).-. Einsender: Gretel Brendcl,
Oimiitz-Paulowitz/c S.R.
377
Spalt zwischen Deckel und Kistenwand zu schaffen, mit der spitzen
Seite des Lammers und dem Fahrradschlüffel daran zu wuchten
und schließlich nach Gewinnung einer kleinen Bresche von dieser
aus den ganzen Deckel stückweise in barbarischer Art zu zertrüm-
mern. 25 Minuten dauerte das, und es fielen häßliche Worte
dabei. Aber was war nun in der Kiste? Sie war ein Iulklapp —
eine zweite Kiste steckte darin: „An Frau Emma Knobel."
„Na also, essen wir erst!" schlug jetzt Lerr Knobel vor. Aber
nun wollte die Lausfrau nichts davon wissen. Oho, jetzt wollte
sie erst sehen, was denn in der für sie bestimmten Kiste wäre.
And auf die Karpfen käme es gar nicht mehr an, die wären ja
doch schon zerfallen.
Vater und Sohn gingen also an die zweite Kiste heran, das
gleiche Verfahren übend. Aber sie verstanden es jetzt schon besser;
nach 20 Minuten war der gleichfalls ungeheuer fest genagelte
und sehr dicke Deckel durch Zertrümmerung entfernt. Was war
in der zweiten Kiste? Eine dritte: „An Fräulein Klara Knobel." —
Jetzt ging man doch erst essen; sogar Fräulein Klara, wenn
sie auch sehr neugierig war, sah ein, daß sie nicht erst die Lüftung
des Geheimnisses der dritten Kiste verlangen dürfte. Vater und
Sohn mußten, während aufgetragen wurde, ihre Lände säubern,
einige Splitter ausziehen und kleine Wunden, um Infektionen
vorzubeugen, mit Jod pinseln. Die Karpfen waren natürlich ganz
zerfallen; sie waren mehr Fischsalat geworden. Das schuf eine
verdrossene Stimmung. „Sowas soll nun ein lustiger, spaßhafter
Weihnachtsbrauch sein!" sagte man.
Nach dem Essen wollte der Vater Knobel natürlich seine
Zigarre rauchen, also mußte Bruno, der Sohn, allein an die Kiste
heran. Aber wenn ein Mann an einer Kiste arbeitet, sie aufzu-
kriegen, und ein zweiter Mann ist dabei-dann wird es
ihm keine Ruhe lassen: er muß auch an die Kiste heran. Albert
Knobel legte die Zigarre fort und schuftete mit. Aber jetzt hatten
sie die Sache schon sein heraus; die Splitter flogen nur so. Was
war in der Kiste? Wieder eine Kiste: „An Fräulein Lore Knobel."
Lore sagte gleich, ihretwegen brauchte die verdammte — ja,
so drücken sich heute junge Mädchen aus! — diese verdammte
vierte Kiste gar nicht ausgemacht zu werden, es würde ja doch
nur eine fünfte darin sein. Richtig, die tauchte denn auch auf:
„An Lerrn Bruno Knobel."
Die mußte der Sohn aber doch ganz allein öffnen. Aber es
ging schnell, denn es handelte sich ja nun schon um ein viel klei-
neres Format. And nun kam noch einmal eine ganz kleine Kiste
heraus: „An Lerrn Albert Knobel."
Also doch an den Lausherrn und Vater! Die Erwartungen
waren, wie die ineinander geschachtelten Kisten, immer kleiner,
die Verwünschungen des Absenders aber immer größer geworden.
Aber jetzt war man am Ziele — in drei Minuten war auch der
letzte Behälter geöffnet. And dann sah man die Bescherung, und
es entstand jene Meinungsverschiedenheit, ob der Vetter Moritz
ein Idiot oder ein gemeiner, gerissener Lund wäre.
Denn das Geschenk für Albert Knobel, das freilich auch dem
ganzen Laushalt zugute kommen sollte, die schöne, von der Zeile:
„Ra, das hast du doch schon immer haben wollen!" begleitete
Weihnachtsgabe war ein hochfeiner, elegant vernickelter, paten-
tierter Kistenöffcr mit Gebrauchsanweisung und der Empfehlung:
„Oeffnet selbst die stärkste Kiste ohne jede Beschädigung im Land-
umdrehen!"
Ergebnis der Preisaufgabe
Die späte Mahlzeit
184 (Nr. 4445)
I.Preis Rink. HK).-. Einsender: Gretel Brendcl,
Oimiitz-Paulowitz/c S.R.
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