Das Heimkino
Es ist wohl kaum ein Mensch zu finden,
Der sich mit Weihnachtsangebinden
Me Dnkel Albert Mühe macht.
Don Herzen ist er stets bedacht,
Die größte Freude zu erregen,
Und scheut kein Grübeln und Erwägen.
Doch irrt der Mensch, solang' er strebt,
Und gute Absicht, ach, erlebt
Zum Schluffe manchmal Nasenrümpfen,
2a, Tadel und auch Groll und Schimpfen.
So ging's auch Dnkel Albert oft.
Doch diesmal hat er fest gehofft,
Daß Weihnachtsfreude er erziele
2m Kreise der Familie Schwiele.
Schon Sommers, als der Himmel lachte,
Und man den großen Ausflug machte,
Hat Dnkel Albert präpariert.
Was er zum Feste präsentiert,
Don einem Fachmann unterstützt,
Der jenen Ausflug gut benützt
Und, ohne daß es jemand spürte,
Das Nötige geschickt vollführte.
Nun spricht beim Glan; der Weihnachtskerzen
Der Dnkel mit vergnügtem Herzen:
„2hr schätzt Loch, liebe Anverwandte,
Das Packende und Amüsante,
Das uns die Filmkunst heute zeigt;
Dem Kino seid ihr sehr geneigt.
Hier habt ihr eins für euch privat
Mit dem .Heimkinoapparat',
Und für den Anfang wohl genügt
Ein Dutzend Filme, die ihr kriegt.
Vor allem kann ich euch bescheren
Den ganz privaten, familiären,
Den Schwielefilm möcht' ich ihn nennen,
Auf dem ihr alle zu erkennen.
Ganz heimlich wurde er gemacht
2m Sommex, als ihr's nicht gedacht.
2ch sage euch: er ist famos I
Gleich nach dem Esten geht es los."
Groß ist die Freude. Nicht erwarten
Kann man den Film, den so aparten,
Und als man satt geworden kaum,
Wird der Salon zum Kinoraum.
Der Dnkel dreht. Da — auf dem Bilde
Sieht man durch ländliche Gefilde
Den sogenannten Kremser kommen.
Mit dem der Ausflug unternommen.
Da hält er an, und ihm entsteigen
Sieht man jetzt den Familienreigen.
Die meisten tun das nicht graziös,
Und Tante Berta — — o, wie bös'
Hat sich ihr Kleid dabei betragen!
Es rutscht halbwegs bis an den Magen.
Der Schwager Fritz, statt fortzuschau'n,
Grinst niederträchtig wie ein Faun,
Und Kurtchen mit dem Finger gar
Zeigt auf das krumme Beinepaar.
Man gab wohl damals nicht recht acht, —
2etzt sieht man, wie der Bengel lacht.
Die Sache wirkt nun ziemlich peinlich,
Und Tante, die auch sonst sehr kleinlich,
Wünscht, an dem Schwager Wut zu löschen.
Und Kurtchen möcht' sie gern verdreschen.
Doch Dnkel Albert, gut und heiter,
Dreht flott an seinem Filme weiter.
Das Esten nimmt man ein im Freien,
Was sehr dem Filmwerk zum Gedeihen;
Der Photograph kam im Versteck
Geschickt zu dem gewünschten Zweck.
Man sieht — beinahe Großaufnahme —
Wie Detter Ernst, der niemals zahme,
Doll Gier die größten Stücke schöpft
Und schon an seiner Weste knöpft,
Und wie, was damals nicht beachtet.
Die Base nach dem Weine trachtet.
Auch sind noch sonst verschiedne Sachen,
Die manchem nicht Vergnügen machen.
Dem Publikum fehlt der Genuß,
Und mancher knurrt schon nörgelnd: „Schluß!"
Doch Dnkel Albert, gut und heiter,
Dreht flott an seinem Filme weiter.
2m Freien gibt es muntre Spiele.
Da zeigt sich die Familie Schwiele
Auf Bäumchenwechseln sehr erpicht,
Auch „Böckchen, Böckchen schiele nicht!"
Und „Husch, das letzte Paar hervor!"
Bewirken heiteren Rumor.
D, wie sie durcheinander tollen!
Doch fehlt es an den anmutsvollen
Bewegungen, die für die Linse
So nötig, daß der Mensch nicht grinse.
Das Dbjektiv ist unbestechlich:
Es zeigt, was da an Grazie schwächlich,
Und Bauch nebst andern Schönheitsfehlern
Sind Dinge, die den Eindruck schmälern.
Zudem: wer nicht auf Film trainiert,
Die Leinwand meistens wenig ziert.
Darum erregen diese Szenen
Teils bei den Damen Kummertränen,
Teils bei den Herren Zornesschnauben.
„Gemeinheit! Einfach nicht zu glauben!"
Ertönt es hier und dort beklommen.
„Mit Absicht scheußlich ausgenommen!
Nu' aber Schluß!" worauf mit Schnelle
Durch Schaltung an des Lichtes Duelle
Des Dnkel Albert Film beendigt.
Dann wird er allgemein verständigt.
Daß sich fein Werk auf Bosheit baue,
Und man die Niedertracht durchschaue,
Und, weil er nun auch hingerissen,
Wird er zum Schluß hinausgeschmissen.
Mit Apparat und Filmen schwer
Beladen nimmt ein Auto er,
Und nach dem häßlichen Erlebnis
Kommt grübelnd er zu dem Ergebnis:
Die Menschen, die wir Durchschnitt nennen,
Sind nicht gewöhnt, sich selbst zu kennen,
Und zeigt man ihnen, wie sie sind,
So macht man sie nicht wohlgesinnt.
Peter Robinson
Die Hausfrau
Polizeikommissar: „Bewundernswert tüchtige Frau! Ich nehme ihr den
Strumpf aus dem Mund, den der Einbrecher als Knebel hineingesteckt — gleich setzt
sie sich hin und stopft ihn!"
389
Es ist wohl kaum ein Mensch zu finden,
Der sich mit Weihnachtsangebinden
Me Dnkel Albert Mühe macht.
Don Herzen ist er stets bedacht,
Die größte Freude zu erregen,
Und scheut kein Grübeln und Erwägen.
Doch irrt der Mensch, solang' er strebt,
Und gute Absicht, ach, erlebt
Zum Schluffe manchmal Nasenrümpfen,
2a, Tadel und auch Groll und Schimpfen.
So ging's auch Dnkel Albert oft.
Doch diesmal hat er fest gehofft,
Daß Weihnachtsfreude er erziele
2m Kreise der Familie Schwiele.
Schon Sommers, als der Himmel lachte,
Und man den großen Ausflug machte,
Hat Dnkel Albert präpariert.
Was er zum Feste präsentiert,
Don einem Fachmann unterstützt,
Der jenen Ausflug gut benützt
Und, ohne daß es jemand spürte,
Das Nötige geschickt vollführte.
Nun spricht beim Glan; der Weihnachtskerzen
Der Dnkel mit vergnügtem Herzen:
„2hr schätzt Loch, liebe Anverwandte,
Das Packende und Amüsante,
Das uns die Filmkunst heute zeigt;
Dem Kino seid ihr sehr geneigt.
Hier habt ihr eins für euch privat
Mit dem .Heimkinoapparat',
Und für den Anfang wohl genügt
Ein Dutzend Filme, die ihr kriegt.
Vor allem kann ich euch bescheren
Den ganz privaten, familiären,
Den Schwielefilm möcht' ich ihn nennen,
Auf dem ihr alle zu erkennen.
Ganz heimlich wurde er gemacht
2m Sommex, als ihr's nicht gedacht.
2ch sage euch: er ist famos I
Gleich nach dem Esten geht es los."
Groß ist die Freude. Nicht erwarten
Kann man den Film, den so aparten,
Und als man satt geworden kaum,
Wird der Salon zum Kinoraum.
Der Dnkel dreht. Da — auf dem Bilde
Sieht man durch ländliche Gefilde
Den sogenannten Kremser kommen.
Mit dem der Ausflug unternommen.
Da hält er an, und ihm entsteigen
Sieht man jetzt den Familienreigen.
Die meisten tun das nicht graziös,
Und Tante Berta — — o, wie bös'
Hat sich ihr Kleid dabei betragen!
Es rutscht halbwegs bis an den Magen.
Der Schwager Fritz, statt fortzuschau'n,
Grinst niederträchtig wie ein Faun,
Und Kurtchen mit dem Finger gar
Zeigt auf das krumme Beinepaar.
Man gab wohl damals nicht recht acht, —
2etzt sieht man, wie der Bengel lacht.
Die Sache wirkt nun ziemlich peinlich,
Und Tante, die auch sonst sehr kleinlich,
Wünscht, an dem Schwager Wut zu löschen.
Und Kurtchen möcht' sie gern verdreschen.
Doch Dnkel Albert, gut und heiter,
Dreht flott an seinem Filme weiter.
Das Esten nimmt man ein im Freien,
Was sehr dem Filmwerk zum Gedeihen;
Der Photograph kam im Versteck
Geschickt zu dem gewünschten Zweck.
Man sieht — beinahe Großaufnahme —
Wie Detter Ernst, der niemals zahme,
Doll Gier die größten Stücke schöpft
Und schon an seiner Weste knöpft,
Und wie, was damals nicht beachtet.
Die Base nach dem Weine trachtet.
Auch sind noch sonst verschiedne Sachen,
Die manchem nicht Vergnügen machen.
Dem Publikum fehlt der Genuß,
Und mancher knurrt schon nörgelnd: „Schluß!"
Doch Dnkel Albert, gut und heiter,
Dreht flott an seinem Filme weiter.
2m Freien gibt es muntre Spiele.
Da zeigt sich die Familie Schwiele
Auf Bäumchenwechseln sehr erpicht,
Auch „Böckchen, Böckchen schiele nicht!"
Und „Husch, das letzte Paar hervor!"
Bewirken heiteren Rumor.
D, wie sie durcheinander tollen!
Doch fehlt es an den anmutsvollen
Bewegungen, die für die Linse
So nötig, daß der Mensch nicht grinse.
Das Dbjektiv ist unbestechlich:
Es zeigt, was da an Grazie schwächlich,
Und Bauch nebst andern Schönheitsfehlern
Sind Dinge, die den Eindruck schmälern.
Zudem: wer nicht auf Film trainiert,
Die Leinwand meistens wenig ziert.
Darum erregen diese Szenen
Teils bei den Damen Kummertränen,
Teils bei den Herren Zornesschnauben.
„Gemeinheit! Einfach nicht zu glauben!"
Ertönt es hier und dort beklommen.
„Mit Absicht scheußlich ausgenommen!
Nu' aber Schluß!" worauf mit Schnelle
Durch Schaltung an des Lichtes Duelle
Des Dnkel Albert Film beendigt.
Dann wird er allgemein verständigt.
Daß sich fein Werk auf Bosheit baue,
Und man die Niedertracht durchschaue,
Und, weil er nun auch hingerissen,
Wird er zum Schluß hinausgeschmissen.
Mit Apparat und Filmen schwer
Beladen nimmt ein Auto er,
Und nach dem häßlichen Erlebnis
Kommt grübelnd er zu dem Ergebnis:
Die Menschen, die wir Durchschnitt nennen,
Sind nicht gewöhnt, sich selbst zu kennen,
Und zeigt man ihnen, wie sie sind,
So macht man sie nicht wohlgesinnt.
Peter Robinson
Die Hausfrau
Polizeikommissar: „Bewundernswert tüchtige Frau! Ich nehme ihr den
Strumpf aus dem Mund, den der Einbrecher als Knebel hineingesteckt — gleich setzt
sie sich hin und stopft ihn!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ersatz"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 173.1930, Nr. 4455, S. 389
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg