Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Er keunt sie „Wo wollen wir heute in der Stadt zu Mittag esse» ?"
„Sag doch gleich, wohin du willst und lass mich nicht erst falsch raten!"

Die Wiege

„Rach dem Dialekt zu urteilen, muß Ihre Wiege
in Sachsen gestanden haben, Fräulein?"

„Ja, aber erst vom zehnten Jahre an!"

Der gute Platz

Pochschulz ist zu etwas Kapital gekommen und
will sich etablieren - mit Manufakturwaren. Aber
nicht in der Großstadt, wo man so sehr ringen und
kämpfen und so verflucht hohe Ladenmiete zahlen muß,
— nein, in einer freundlichen kleinen Stadt, wo die
Leute noch unverwöhnt sind, und der Geschäftsmann
langsam, aber sicher, wie das schöne Wort lautet,
vorwärts kommen kann.

Der Agent Stieglitz empfiehlt ihm Mieshagen
an der Miese. „Wie für Sie gemacht ist der Ort,
Lerr Pochschulz. Einen vorzüglichen Laden hätt' ich
da an der Land, — Sie können sogar das Laus
kaufen, And was die Branche anbetrifft, — einen
bessern Platz gibt es da überhaupt nicht. Erst ein
einziges Manufakturwarengeschäft ist da. Sie werden
also nur einen Konkurrenten haben, Lerr Pochschulz."

„Liber der Mann macht vielleicht das ganze Ge-
schäft, gegen den wird ani Ende nicht aufzukommc»
sein," meint Pochschulz bedächtig. „Da müßte ich
erst Bescheid über ihn wissen."

„Wird gemacht. Sofort werd' ich mich erkundigen."

And schon am nächste» Tage kommt der Agent
Stieglitz angeschossen. „Gehn Sie nach Mieshagen,
Lerr Pochschulz, sag' ich Ihnen! Gestern hat der
andere Pleite gemacht." Piro

Die kinderreiche Familie

„Freust du dich denn garnicht über das kleine
Schwesterchen, Lugo?"

„Das ist bei uns was Alltägliches!"

Qualität!

Von Äiero.'^niuck Jobs

Beim Floßmeister Kaspar Ponkraz wohnt im ersten Stock
der Bauernprivatier Zankl, und das Privatisiere», sagt die Pon-
krazin, ist keine Kunst für eine» einschichtigen Witwer bei einem
so reichlichen Austrag. Dieses Leibgeding ist aber nicht die einzige
Einnahme. Gottbewahre! Denn der Zanklvater war nicht so
dumm, bei Aebergabe des Anwesens an seinen Sohn sich ganz
zu entblößen und jeder wirtschaftlichen Selbständigkeit zu berau-
ben; der Zanklvater hat sich vielmehr zum lebenslänglichen Nutz-
genuß die zu seinem Bauernhof gehörige Sandgrube vorbehalten-
und wer nur immer in der Gemeinde und noch weit darüber
oder auch bloß sein Laus neu herunterputzen will, der muß dem
Zanklvater nicht nur Geld, sondern auch noch gute Worte geben;
denn die Nachfrage nach dem ausgezeichneten, ausnehmend feinen
Sand ist außerordentlich.

Auch der Floßmeister Ponkraz will Heuer noch sein Laus
neu auffrischen, und dazu liegt auch schon, gerade unter den
Fenstern des Zanklvaters, der ausgezeichnete, ausnehmend feine
Sand aufgehäuft. Sie aber, die Ponkrazin, möchte den Aufwand
noch gern um ein Jahr verschieben, von wegen der ständig zu-
rückgehenden Erträgnisse der Flößerei. Aeber das Ja und Nein
dieser Lausverschönerung hat es deshalb schon genug Streit zwi-
schen den Eheleuten Ponkraz gegeben, bis doch endlich die Frau
nachgab, jedoch nur gegen das Versprechen, daß er, der Lerr
Gemahl, an allen, in diesem Jahr noch kommenden Sonn- und

Feiertagen nicht schon von nachmittags zwei Ahr an sich ins Wirts-
haus hocke, sondern erst von fünf Ahr ab, was für ein Sonntags-
räuschl auch noch ausreiche; denn es müsse nicht jedesmal gleich
ein Rausch sein. And der Floßmeister hat bis jetzt auch sein Ver-
sprechen gehalten.

Leider muß nunmehr sie, die Ponkrazin, wegen einer Tauf-
patenschaft über den nächsten Sonntag verreisen, und ihr Arg-
wohn, der Gatte könnte die seltene Gelegenheit benützen und sich viel-
leicht gar schon gleich in aller Sonntagsfrüh dem Wirtshausteufel
ergeben, ist nicht so ganz unbegründet. Sie bestellt darum den
Zanklvater als Aufsichtsorgan mit der Weisung, genau darauf
zu achte», ob etwa der Floßmeister schon vor fünf Ahr sich zum
Skiefclwirt begebe; denn ein anderes Wirtshaus komme, gottlob
derzeit nicht in Frage, weil aus den zwei übr gen der Kaspar
erst in diesem Jahr hinausgeworfen worden sei und sie deshalb
als charaktervoller Mann vor Ablauf des Kalenderjahres nicht
mehr betrete. Den Eingang zum Stiefelwirt aber, der allerdings
etwas zurückliege, könne der Zanklvater von seiner Wohnstube
aus beobachten; er brauche sich zu diesem Zweck nur ein bissel
zum Fenster hinauszubeugen. Auch solle er ja nicht glauben, daß
sie die Gefälligkeit umsonst verlange, und des zum Zeichen stellte
sie alsogleich eine Steinflasche mit selbstangeseytem Enzian vor den
Alten hin, auf daß er sich daraus während seiner sonntäglichen
Ausschau erlabe. And also reiste die Ponkrazin ab und beobach-
tete der Zanklvater, opferfreudig sich aus seinem Fenster beugend,
die Stiefelwirtstür von früh bis abends gegen fünf.

tForlsetzung Seite 8)

4
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Er keunt sie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 174.1931, Nr. 4457, S. 4

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen