Fliegende Blätter (174.1931 (Nr. 4457-4482) = 87. Jahrg.)

Zeichnung von G, Traub

Sinnend aber weiter spricht er
„Nahen darfst du ihm allein,

Doch da seine braunen Maare
Ihr gefielen, kam sie nah,
Und der Unschuld seiner Jahre
Zeigte die sonst unsichtbare
Sich in Armesnähe da.

An Arkadiens Wiesenhängen
Saß der Schäfer Cypripor,

In den wunderschönsten Gängen,
Trillern, Schleifen, Doppelklängen
Blies er auf dem Hirtenrohr.

Zeus, der hinterm Oleander
Grade wandelte mit Pan,
Unterbrach sein Lustgewander
Sah sich dieses Beieinander
Mit gefurchten Brauen an.

Rief die Sünder alle beide.
„Strafen will ich euch gelind:
Künftig kling in Berg und Heide
Mindestens aus Pfeilschußweite
Deine Stimme erst, mein Kindl"

Cypripor, an sich phantastisch,
Folgte diesen Klängen nach,
Denn er fand sie süß und plastisch,
Lief voll Sehnsucht und elastisch
Durch die Dornen, übern Bach.

Aber wie er vorwärts lenkte,
Lauschend still von Stück zu Stück,
Zog sich auch die so bedrängte
Nymphe in das dichtverhängte
Waldtal Schritt für Schritt zurück.

Echo hörte dem Schalmeien
Höchst entzückt und freundlich zu
Und ganz ohne sich zu scheuen,
Gab sie, auch was einzustreuen,
Ihm zurück sein Duiduh.

Doch unhörbar! Ich, der Richter,
Will es: Schlingel, du wirst Dichter,

Aber-ohne Echo sein I"

Dr. A. W.

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