Ter Vater hört im Nebenzimmer seinen Sohn, den Gymnasiasten, die Zahlen
von 1200—1500 heruntersagen. Nervös reißt er die Tür auf: „Junge, was soll denn
das? Was treibst du da für einen Anfug?"
„Ich - ich lerne die Geschichtszahlen vom Mittelalter auswendig."
Der Liebeskranke „Sie gehen mir gar nicht mehr aus den Augen Äerr Meier!"
„Der Arzt hat mir Sonnenbäder verordnet. Fräulein Rose . .!"
Auslegung
„Welche Stimme singen Sie denn in
Ihrem Gesangverein?"
„Ich bin nur passives Mitglied."
„Verstehe: Sie müssen zuhören."
Versperrte Aussicht
Äausdiener: „Dem Äerrn mit dem
dicken Bauch brauche ich die Stiefel nicht
so sorgfältig zu putzen! Wenn er sie an-
zieht, ist's noch ziemlich dunkel und nach-
her sieht er sie überhaupt nicht mehr, bis
er sie wieder auszieht!"
Der Politiker
Kreidefleck schreit am Stammtisch:
„Also, meine Äerren keine rosigen
Phantasien und schönen Wünsche einer-
seits, aber andererseits nicht gar zu pessi-
mistisches Rabengekrächze! Nein, meine
Lerren, wir müssen die politischen und
wirtschaftlichen Aussichten nüchtern beurtei-
len, ganz nüchtern, mit unerschütterlicher
Nüchternheit."
Da kommt der Kellner und setzt Kreide-
fleck ein frisches Glas Grog hin. Kreidefleck
wirst ihm einen fragenden Zwinkerblick zu.
Der Kellner beugt sich vor und flüstert:
„Das zehnte Glas, Lerr Kreidefleck."
Pech
Den ersten Akt nahm das Publikum
sehr kühl auf. Nach dem zweiten schien es
für mehr als die Äälfte der Besucher gar
zu kühl zu sein: die Leute liefen an die
Garderoben und zogen ihre Mäntel an.
And dann verließen sie das Theater. Nun
ja, wenn man schon mal den Mantel an-
hat, nicht wahr? Nach dem dritten Akt
gingen die übrig Gebliebenen ganz still
fort; kein einziges Ländepaar wurde für
den Dichter in Bewegung gesetzt. —
Dieser Dichter erschien nachher bei sei-
nen Freunden. „Was ich für Pech habe!
Der dritte Akt hätte einen rauschenden
Erfolg bringen müssen. Aber das Theater
war ja viel zu leer-die meisten Leu-
te hatten schon vorher fortmüssen."
98
von 1200—1500 heruntersagen. Nervös reißt er die Tür auf: „Junge, was soll denn
das? Was treibst du da für einen Anfug?"
„Ich - ich lerne die Geschichtszahlen vom Mittelalter auswendig."
Der Liebeskranke „Sie gehen mir gar nicht mehr aus den Augen Äerr Meier!"
„Der Arzt hat mir Sonnenbäder verordnet. Fräulein Rose . .!"
Auslegung
„Welche Stimme singen Sie denn in
Ihrem Gesangverein?"
„Ich bin nur passives Mitglied."
„Verstehe: Sie müssen zuhören."
Versperrte Aussicht
Äausdiener: „Dem Äerrn mit dem
dicken Bauch brauche ich die Stiefel nicht
so sorgfältig zu putzen! Wenn er sie an-
zieht, ist's noch ziemlich dunkel und nach-
her sieht er sie überhaupt nicht mehr, bis
er sie wieder auszieht!"
Der Politiker
Kreidefleck schreit am Stammtisch:
„Also, meine Äerren keine rosigen
Phantasien und schönen Wünsche einer-
seits, aber andererseits nicht gar zu pessi-
mistisches Rabengekrächze! Nein, meine
Lerren, wir müssen die politischen und
wirtschaftlichen Aussichten nüchtern beurtei-
len, ganz nüchtern, mit unerschütterlicher
Nüchternheit."
Da kommt der Kellner und setzt Kreide-
fleck ein frisches Glas Grog hin. Kreidefleck
wirst ihm einen fragenden Zwinkerblick zu.
Der Kellner beugt sich vor und flüstert:
„Das zehnte Glas, Lerr Kreidefleck."
Pech
Den ersten Akt nahm das Publikum
sehr kühl auf. Nach dem zweiten schien es
für mehr als die Äälfte der Besucher gar
zu kühl zu sein: die Leute liefen an die
Garderoben und zogen ihre Mäntel an.
And dann verließen sie das Theater. Nun
ja, wenn man schon mal den Mantel an-
hat, nicht wahr? Nach dem dritten Akt
gingen die übrig Gebliebenen ganz still
fort; kein einziges Ländepaar wurde für
den Dichter in Bewegung gesetzt. —
Dieser Dichter erschien nachher bei sei-
nen Freunden. „Was ich für Pech habe!
Der dritte Akt hätte einen rauschenden
Erfolg bringen müssen. Aber das Theater
war ja viel zu leer-die meisten Leu-
te hatten schon vorher fortmüssen."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Liebeskranke"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 174.1931, Nr. 4463, S. 98
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg