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Zwickerling am 1. April
Zwickerling ist am 1. April immer sehr glücklich. Da kann er
seiner angeborenen munteren Laune die Zügel schießen kaffen und
Leute, die an sittlichem Ernst turmhoch über ihm stehen, mit Wonne
verkohle». Das ist kein schönes Wort, aber Zwickerliug gebraucht
es gern.
Zuerst stößt Zwickerling aus Skellbaum, der mit seinem Lunde
spazieren geht. Wer einen Lund hat, interessiert sich für Lunde-
geschichten. Also beginnt Zwickerling: „Schöner Lund I And so
gepflegt! Sagen Sie mal, Lerr Stellbaum: trinkt Ihr Lund
auch Bier?"
„Ansinn!" knurrt Stellbaum. „Ich würde ihm auch keins
geben. Man soll allerdings Lunde finden, die sich Biersausen
an Löhnen; in Studenteukorps kommt das vor."
Ganz richtig. Lab' gestern so einen Köter gesehn, auf einem
abend alter Akademiker. Eine Bulldogge, ein ziemlich wüstes
p. Ich sage Ihnen: die Bestie soff Bier wie Wasser. Es
rde da schrecklich geraucht, aber dem Lunde schien der Tabak-
anst gerade zu behagen. Er schnupperte mit Wonne, und ich
eachte mir schon: Am liebsten möchte der Köter auch rauchen."
„Aber nee!" sagt Stellbaum. „Das gibt es denn doch nicht."
„Lören Sie weiter, Lerr Stellbaum! Also, ich lege meine
Zigarre mal aus der Land. Da nimmt doch einer von den ollen
Brüdern den Stummel und schmeißt ihn auf den Boden. Ich
merk's erst nicht, aber wie ich mich umdrehe und nach der Bull-
dogge sehe-"
„Reden Sie mir nichts vor!" wehrt Stellbaum ab.
„Fällt mir wahrhaftig nicht ein! Was meinen Sie, was das
Beest im Maul gehabt hat?"
„Das ist ja schierer Blödsinn!"
„Also mein heiliges Ehrenwort, Lerr Stellbaum!"
„Nu hören Sie auf!" schreit Stellbaum. „Sie werden mir
doch nicht auf Ihr Ehrenwort versichern wolle», daß der Lund
die Zigarre iin Maul gehabt hat?"
Zwickerling markiert Staunen. „Ich denke gar nicht daran.
Der Köter hat seine Zähne im Maul gehabt."
Etwas später geht Zwickerling ein Stückchen Wegs mit Wein-
gast zusammen. Aus einer Destille kommt ein alkoholisch ange-
regter, sehr häßlicher Mann, der im Vorüberwanken vor Zwicker-
ling respektvoll die Mütze zieht.
„Ein gewisser Rubatz," wendet sich Iwickerling erklärend zu
Weingast. „Interessiere mich für den Mann. Er macht nämlich
meiner Schwester den Los."
„Was?" kräht Weingast. „Ihrer Frau Schwester? Das ist
doch die Witwe Thieme?"
„Gewiß; schwer reiche Frau und noch sehr ansehnlich. And
Rubatz, wie gesagt, macht ihr den Los."
Weingast denkt nach. „Ah, ich verstehe: Rubatz ist harmlos
verrückt, nicht wahr?"
„Keine Spur. Meine Schwester ist auch ganz einverstanden
mit ihm."
Jetzt packt Weingast Zwickerling energisch am Arm. „Was
soll das, Lerr Zwickerling? Warum erzählen Sie mir so ver-
rücktes Zeug?"
„Lab' ich doch nicht getan!" Zwickerling ist gekränkt. „Meiner
Schwester gehört das große Eckhaus am Neumarkt. Da muß
das Pflaster im Los erneuert werden. And Rubatz ist Pflaster-
arbeiter." (Fortsetzung Seite 197
„Was hast du denn für eine stinkfade Trauerversammlung?"
„Das ist die Lumoristen- und Komikervereinigung. Was hast denn du für 'ne fidele Gesellschaft?"
„Das ist der Begräbnisverein .Ruhe sanft!'"
L
194
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Zwickerling am 1. April
Zwickerling ist am 1. April immer sehr glücklich. Da kann er
seiner angeborenen munteren Laune die Zügel schießen kaffen und
Leute, die an sittlichem Ernst turmhoch über ihm stehen, mit Wonne
verkohle». Das ist kein schönes Wort, aber Zwickerliug gebraucht
es gern.
Zuerst stößt Zwickerling aus Skellbaum, der mit seinem Lunde
spazieren geht. Wer einen Lund hat, interessiert sich für Lunde-
geschichten. Also beginnt Zwickerling: „Schöner Lund I And so
gepflegt! Sagen Sie mal, Lerr Stellbaum: trinkt Ihr Lund
auch Bier?"
„Ansinn!" knurrt Stellbaum. „Ich würde ihm auch keins
geben. Man soll allerdings Lunde finden, die sich Biersausen
an Löhnen; in Studenteukorps kommt das vor."
Ganz richtig. Lab' gestern so einen Köter gesehn, auf einem
abend alter Akademiker. Eine Bulldogge, ein ziemlich wüstes
p. Ich sage Ihnen: die Bestie soff Bier wie Wasser. Es
rde da schrecklich geraucht, aber dem Lunde schien der Tabak-
anst gerade zu behagen. Er schnupperte mit Wonne, und ich
eachte mir schon: Am liebsten möchte der Köter auch rauchen."
„Aber nee!" sagt Stellbaum. „Das gibt es denn doch nicht."
„Lören Sie weiter, Lerr Stellbaum! Also, ich lege meine
Zigarre mal aus der Land. Da nimmt doch einer von den ollen
Brüdern den Stummel und schmeißt ihn auf den Boden. Ich
merk's erst nicht, aber wie ich mich umdrehe und nach der Bull-
dogge sehe-"
„Reden Sie mir nichts vor!" wehrt Stellbaum ab.
„Fällt mir wahrhaftig nicht ein! Was meinen Sie, was das
Beest im Maul gehabt hat?"
„Das ist ja schierer Blödsinn!"
„Also mein heiliges Ehrenwort, Lerr Stellbaum!"
„Nu hören Sie auf!" schreit Stellbaum. „Sie werden mir
doch nicht auf Ihr Ehrenwort versichern wolle», daß der Lund
die Zigarre iin Maul gehabt hat?"
Zwickerling markiert Staunen. „Ich denke gar nicht daran.
Der Köter hat seine Zähne im Maul gehabt."
Etwas später geht Zwickerling ein Stückchen Wegs mit Wein-
gast zusammen. Aus einer Destille kommt ein alkoholisch ange-
regter, sehr häßlicher Mann, der im Vorüberwanken vor Zwicker-
ling respektvoll die Mütze zieht.
„Ein gewisser Rubatz," wendet sich Iwickerling erklärend zu
Weingast. „Interessiere mich für den Mann. Er macht nämlich
meiner Schwester den Los."
„Was?" kräht Weingast. „Ihrer Frau Schwester? Das ist
doch die Witwe Thieme?"
„Gewiß; schwer reiche Frau und noch sehr ansehnlich. And
Rubatz, wie gesagt, macht ihr den Los."
Weingast denkt nach. „Ah, ich verstehe: Rubatz ist harmlos
verrückt, nicht wahr?"
„Keine Spur. Meine Schwester ist auch ganz einverstanden
mit ihm."
Jetzt packt Weingast Zwickerling energisch am Arm. „Was
soll das, Lerr Zwickerling? Warum erzählen Sie mir so ver-
rücktes Zeug?"
„Lab' ich doch nicht getan!" Zwickerling ist gekränkt. „Meiner
Schwester gehört das große Eckhaus am Neumarkt. Da muß
das Pflaster im Los erneuert werden. And Rubatz ist Pflaster-
arbeiter." (Fortsetzung Seite 197
„Was hast du denn für eine stinkfade Trauerversammlung?"
„Das ist die Lumoristen- und Komikervereinigung. Was hast denn du für 'ne fidele Gesellschaft?"
„Das ist der Begräbnisverein .Ruhe sanft!'"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Was hast du denn für eine stinkfade Trauerversammlung?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 174.1931, Nr. 4469, S. 194
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg