Fliegende Blätter (174.1931 (Nr. 4457-4482) = 87. Jahrg.)

o

Das geeignete Sujet

Bock malt; er fertigt Bilder a». hervorragende Kunstwerke
sind es nicht, aber Bock schlägt sich doch ganz gut durch.

Kampel malt auch, aber es geht ihm viel schlechter als Bock.
„Mensch, wie machst du das nur, deine Bilder loszuwerden?"
erkundigt er sich. „Wer entschließt sich denn heutzutage, von
unsereinem ein Bild zu kaufen!"

Bock hält nicht zurück. „Ganz einfache Sache: man muß an
jemanden Herangehen, den das Sujet interessiert. Ich Hab' einen

,Angler am Bach' gemalt-gleich hat mir ein Fischhändler

das Bild für seine» Laden abgekauft. Ich Hab' ein Wasserstück
gemalt: .Segelboote im Sturm' - hat mir der Seglerverein
für sein Klubhaus abgekauft. Ich Hab' ein hübsches Mädel vor
'ner Schreibmaschine gemalt — — hat mir der Generalvertreter

einer amerikanischen
Schreibmaschinenfabrik
abgekauft."

„Glänzend!" bewun-
dert Kampel. „hervor-
ragendes Geschäftsre-
zept! Das mach' ich auch.

Ich Hab' neulich bei einem
Ausfluge was skizziert —

— wenn ich daraus ein
Bild mache, dann finde
ich nach deinem Beispiel
gleich ein halbes Dutzend
Interessenten. heißen
Dank! Du hast mich aus
dem Dalles gerettet."

Vierzehn Tage später
kommt Kampel wieder
zu Bock; elend humpelnd
kommt er an. „Ich bin
eben fürchterlich 'raus-
geschmissen worden. Weil
ich nach deinem Rezept
gehandelt habe. And da-
bei war das Bild gut.

Es war wirklich gut. Ich
hatte da neulich auf der
Landstraße ein verun-
glücktes Auto gesehen.

Gegen einen blühenden
Kirschbaum war es ge-
rast. Den hatte es um-
geknickt und dabei sich
selber halb zertrümmert.

242

Es ist ein gutes Bild! Wie der Baum mit der Fülle seiner

Blüten über dem Wrack des Autos liegt-ausgezeichnet ist

das geworden. Aber kauin hatte ich dem Kerl das Bild gezeigt

-da flog ich auch schon 'raus. Sogar einen Fußtritt Hab'

ich gekriegt."

„Ja, wem Haft du es denn angeboren?"

„Ra, wem soll ich's angeboten haben? Einem Automobil-
händler natürlich — — als Schmuck für sein Geschäftslokal."

— Ott.

„Äch Adele, ich liebe Sie! Sie sind für mich, was für den
Wüstenwanderer die Oase, für den Schiffbrüchigen die rettende

Insel, für den Automobilisten die Tankstelle-."

„Nun sagen Sie bloß noch: und für den Expreßzug die
Pumpstation ist!"

Erfahrung

Mama erzählt ein Mär-
chen: „Da machte sich der
Prinz auf die Strümpfe."

„hat er dann auch von
seiner Mammi haue ge-
kriegt?" fragt Günther
aus seiner Erfahrung
heraus.

„SvWo ist literarischer
Mitarbeiter des „Lugen-
schippeler Morgenge-
schreis", der bekannten
Großzeitung.

Er bespricht auch ab
und zu mal einige von
den unzähligen Büchern,
die ihm von Verlagen zu-
geschickt werden und sich
bereits zu einer Riesen-
bibliothek bei ihm ange-
staut haben.

Einmal will Kuno eine
Reise zusammenstellen,
hat aber keine Fahrpläne.
Kurz entschlossen schreibt
er an Storms Kursbuch:
„Bitte, senden Sie mir
doch umgehend ein Re-
zensionsexemplar!"

„Du telephonierst a» den Direktor natürlich, daß
du die Probe versäumen mußt, weil das Kleid
noch nicht sitzt, in Wirklichkeit ist es ja die Rolle."