Zeichnung von M. Claus
MADAME MONTGOLFIER
Seht ihr, von sichrer Kraft gelenkt
Und, selbst dem Sturme überlegen.
Dem vorgefaßten Ziel entgegen
Das Luftschiff droben ziehn — — dann denkt
Bei diesem Wunder in der Höh ’
Auch einmal an die kleine,
Die zarte und die feine
Madame Montgolfier.
Ein Frühjahrsabend, naß und kalt.
Man hat gespeist. Nun sind die
Brüder
Bei ihrem alten Thema wieder,
Da machen sie so leicht nicht halt.
Physik folgt immer dem Souper,
Und diese Abendstunden
Hat trübe stets gefunden
Madame Montgolfier.
Etienne, ihr Gatte, ach vergißt
Am Ende, daß sie auch zugegen,
Indes auf weiten, kühnen Wegen
Sein Geist die Möglichkeiten mißt.
Wie wohl das große Werk geschah’•
Mehr rechnend, etwas zager
Ist Michael, der Schwager,
Der alt re Montgolfier.
Wie sind doch diese Stunden grau!
Soll jeder Abend so verfließen ?
Madame friert an den kleinen Füßen.
Sie klingelt ihrer Kammerfrau,
Daß sie zum Küchenherde geh’;
Das Becken mit den Kohlen
Läßt sich zum Wärmen holen
Die Füßchen frieren nun nicht mehr.
Es gibt ein wenig ihr Behagen
Die Glut, und leichter jetzt ertragen
Läßt sich der Abend, der so schwer.
Was schafft ihr die Physik doch Weh ! —
Da fängt mit sachtem Pauschen
Der Hock an sich zu bauschen
Der Dame Montgolfier.
Nun hat’s der Gatte auch gesehn.
Sein Blick jedoch gilt nicht den
süßen,
Den lieben, zarten, kleinen Füßen —
Er gilt vielmehr dem Phänomen:
Was hat allmählich in die Höh’
Das Seidenkleid gehoben?
Was bauscht den Hock nach oben
Dort bei Frau Montgolfier ?
„Die warme Luft nur kann das sein !
Bald, Bruder, ist das Werk gelungen ;
Bald haben wir die Luft bezwungen! —
Mein Kind, ach. laß’ uns jetzt allein! —
Und, daß sie still zu Bette geh’.
Nach fliicht’gern Abendkusse
Entfernt sich mit Verdrusse
Madame Montgolfier.
Doch dann, nach wenig Wochen schon,
Gelang der Brüder neues Wagen:
Da stieg, von warmer Luft getragen,
Mit ihnen auf der Luftballon
Hoch über m Städtchen Annonay.
Mit bangen Seufzern schaute
Das Wunder, drob ihr graute,
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MADAME MONTGOLFIER
Seht ihr, von sichrer Kraft gelenkt
Und, selbst dem Sturme überlegen.
Dem vorgefaßten Ziel entgegen
Das Luftschiff droben ziehn — — dann denkt
Bei diesem Wunder in der Höh ’
Auch einmal an die kleine,
Die zarte und die feine
Madame Montgolfier.
Ein Frühjahrsabend, naß und kalt.
Man hat gespeist. Nun sind die
Brüder
Bei ihrem alten Thema wieder,
Da machen sie so leicht nicht halt.
Physik folgt immer dem Souper,
Und diese Abendstunden
Hat trübe stets gefunden
Madame Montgolfier.
Etienne, ihr Gatte, ach vergißt
Am Ende, daß sie auch zugegen,
Indes auf weiten, kühnen Wegen
Sein Geist die Möglichkeiten mißt.
Wie wohl das große Werk geschah’•
Mehr rechnend, etwas zager
Ist Michael, der Schwager,
Der alt re Montgolfier.
Wie sind doch diese Stunden grau!
Soll jeder Abend so verfließen ?
Madame friert an den kleinen Füßen.
Sie klingelt ihrer Kammerfrau,
Daß sie zum Küchenherde geh’;
Das Becken mit den Kohlen
Läßt sich zum Wärmen holen
Die Füßchen frieren nun nicht mehr.
Es gibt ein wenig ihr Behagen
Die Glut, und leichter jetzt ertragen
Läßt sich der Abend, der so schwer.
Was schafft ihr die Physik doch Weh ! —
Da fängt mit sachtem Pauschen
Der Hock an sich zu bauschen
Der Dame Montgolfier.
Nun hat’s der Gatte auch gesehn.
Sein Blick jedoch gilt nicht den
süßen,
Den lieben, zarten, kleinen Füßen —
Er gilt vielmehr dem Phänomen:
Was hat allmählich in die Höh’
Das Seidenkleid gehoben?
Was bauscht den Hock nach oben
Dort bei Frau Montgolfier ?
„Die warme Luft nur kann das sein !
Bald, Bruder, ist das Werk gelungen ;
Bald haben wir die Luft bezwungen! —
Mein Kind, ach. laß’ uns jetzt allein! —
Und, daß sie still zu Bette geh’.
Nach fliicht’gern Abendkusse
Entfernt sich mit Verdrusse
Madame Montgolfier.
Doch dann, nach wenig Wochen schon,
Gelang der Brüder neues Wagen:
Da stieg, von warmer Luft getragen,
Mit ihnen auf der Luftballon
Hoch über m Städtchen Annonay.
Mit bangen Seufzern schaute
Das Wunder, drob ihr graute,
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Madame Montgolfier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 174.1931, Nr. 4480, S. 371
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg