Zeichnung von M. Claus
Im Weekendhäuschen
„Was ist bloß mit unserm Lahn los, Fiffi? Der macht so'n verkaterten Eindruck."
„Ach Gott, Leinrich, ich muß es dir jetzt beichten! Ich gebe ihm abends immer 'n paar
Morphiumtropfen, damit er mitten in der Nacht nicht kräht."
Höchster Grad
„Ist der Curolini wirklich ein so berühmter Maler?"
„Na ob, — man fälscht ihn schon!"
Äampel hockt noch als letzter Gast in der Kneipe. Der Wirt
fängt an, die Lampen auszudrehen.
Lampe! rührt sich. „Ja, ja — es wird Zeit. Ich sitze Ihnen
wohl zu lange, Lerr Wirt?"
„Ach nee — — die andern gehn zu früh fort."
Angenehmer Schuldner
„Anzähligemal habe ich Ihnen schon gesagt, daß ich einst-
weilen mit dem besten Willen nicht zahlen kann. Warum kommen
Sie trotzdem jeden Tag mit der Rechnung?"
„Sie wissen einen so schön zu trösten, Lerr Doktor!"
Auch nicht falsch!
Der Vortrag beginnt eine Vier-
telstunde zu spät. Vor uns sprechen
Leute davon, daß der Redner die alte
Sitte des „akademischen Viertels"
einhalte.
Neben mir sitzt meine vierzehnjäh-
rige Tochter, Realgymnasiastin, und
ich frage sie: „Weißt du, was das ist,
das akademische Viertel?"
And prompt antwortete sie:
„Aber klar, Vater, das ist die S t a d t-
g egend,wo die Studenten wohnen."
Das Logbuch
Auf jedem Schiff mutz ein Tage-
buch geführt werden, das Logbuch;
das ist gesetzlich vorgeschrieben. Der
Steuermann hat das zu tun, und wenn
er verhindert ist, muß sich der Kapi-
tän darum kümmern. Auf der „Anna
Katherin" kommandierte Kapitän Gro-
terjahn, und Johann Bradhering war
sein Steuermann.
Als die „Anna Katherin" diesmal
wieder den Leimathasen erreicht hatte,
und Kapitän Groterjahn zum Reeder,
dem alten KonsulKlaassen kam,brachte
er das Logbuch mit. Er legte es zwar
manierlich dem Konsul auf den Schreib-
tisch, aber es war ihm anzumerken,
daß er es am liebsten hingeknallt
hätte. „Ich Hab' da was zu er-
klären, Lerr Konsul. Das is' wegen
Johann Bradhering. Damit Sie's
ihm nich' übel nehmen. Ich Hab' mich
auch erst mächtig geärgert, aber er is' nu mal 'n guter Steuer-
mann. And das bißchen Saufen macht nichts. Bloß das eine
Mal, wie wir hinter Gibraltar waren, da war er aber auch ganz
und gar duhn. Da, Lerr Konsul!"
Konsul Klaassen sah aus die von Groterjahn aufgeschlagene
Seite des Logbuchs. Da stand: „23. März. Der Steuermann
war heute betrunken."
„War 'n bißchen übereilt von mir, Lerr Konsul," erklärte
Kapitän Groterjahn. „Ich hält' das ja nich' zu schreibe» brauchen.
Ich hätt ja schreiben können: Der Steuermann war krank. Aber
wie Bradhering nu den andern Tag seinen Suff ausgeschlafen
und das zu sehn gekriegt hat-"
„Au weh! Lat er Ihnen was tun wollen, Kapitän?"
„Nee, Lerr Konsul-nich' Muck hat er gesagt. Aber
das hat er geschrieben, und »u is' uns das ganze Logbuch ver-
saut. Da, Lerr Konsul!"
And Konsul Klaassen las: „24. März. Der Kapitän war
heute nüchtern." — o».
Feine Leute
Rechtsanwalt: „Gleich in zwei
Prozessen soll ich Sie verteidigen?"
Klient: „Ja. Ich Hab' nämlich
den zwei Inhabern der Firma Bruch
und Lolprich gesagt, sie sähen ein-
ander ähnlich. Na, und da haben
sie mich beide wegen Beleidigung
verklagt."
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Im Weekendhäuschen
„Was ist bloß mit unserm Lahn los, Fiffi? Der macht so'n verkaterten Eindruck."
„Ach Gott, Leinrich, ich muß es dir jetzt beichten! Ich gebe ihm abends immer 'n paar
Morphiumtropfen, damit er mitten in der Nacht nicht kräht."
Höchster Grad
„Ist der Curolini wirklich ein so berühmter Maler?"
„Na ob, — man fälscht ihn schon!"
Äampel hockt noch als letzter Gast in der Kneipe. Der Wirt
fängt an, die Lampen auszudrehen.
Lampe! rührt sich. „Ja, ja — es wird Zeit. Ich sitze Ihnen
wohl zu lange, Lerr Wirt?"
„Ach nee — — die andern gehn zu früh fort."
Angenehmer Schuldner
„Anzähligemal habe ich Ihnen schon gesagt, daß ich einst-
weilen mit dem besten Willen nicht zahlen kann. Warum kommen
Sie trotzdem jeden Tag mit der Rechnung?"
„Sie wissen einen so schön zu trösten, Lerr Doktor!"
Auch nicht falsch!
Der Vortrag beginnt eine Vier-
telstunde zu spät. Vor uns sprechen
Leute davon, daß der Redner die alte
Sitte des „akademischen Viertels"
einhalte.
Neben mir sitzt meine vierzehnjäh-
rige Tochter, Realgymnasiastin, und
ich frage sie: „Weißt du, was das ist,
das akademische Viertel?"
And prompt antwortete sie:
„Aber klar, Vater, das ist die S t a d t-
g egend,wo die Studenten wohnen."
Das Logbuch
Auf jedem Schiff mutz ein Tage-
buch geführt werden, das Logbuch;
das ist gesetzlich vorgeschrieben. Der
Steuermann hat das zu tun, und wenn
er verhindert ist, muß sich der Kapi-
tän darum kümmern. Auf der „Anna
Katherin" kommandierte Kapitän Gro-
terjahn, und Johann Bradhering war
sein Steuermann.
Als die „Anna Katherin" diesmal
wieder den Leimathasen erreicht hatte,
und Kapitän Groterjahn zum Reeder,
dem alten KonsulKlaassen kam,brachte
er das Logbuch mit. Er legte es zwar
manierlich dem Konsul auf den Schreib-
tisch, aber es war ihm anzumerken,
daß er es am liebsten hingeknallt
hätte. „Ich Hab' da was zu er-
klären, Lerr Konsul. Das is' wegen
Johann Bradhering. Damit Sie's
ihm nich' übel nehmen. Ich Hab' mich
auch erst mächtig geärgert, aber er is' nu mal 'n guter Steuer-
mann. And das bißchen Saufen macht nichts. Bloß das eine
Mal, wie wir hinter Gibraltar waren, da war er aber auch ganz
und gar duhn. Da, Lerr Konsul!"
Konsul Klaassen sah aus die von Groterjahn aufgeschlagene
Seite des Logbuchs. Da stand: „23. März. Der Steuermann
war heute betrunken."
„War 'n bißchen übereilt von mir, Lerr Konsul," erklärte
Kapitän Groterjahn. „Ich hält' das ja nich' zu schreibe» brauchen.
Ich hätt ja schreiben können: Der Steuermann war krank. Aber
wie Bradhering nu den andern Tag seinen Suff ausgeschlafen
und das zu sehn gekriegt hat-"
„Au weh! Lat er Ihnen was tun wollen, Kapitän?"
„Nee, Lerr Konsul-nich' Muck hat er gesagt. Aber
das hat er geschrieben, und »u is' uns das ganze Logbuch ver-
saut. Da, Lerr Konsul!"
And Konsul Klaassen las: „24. März. Der Kapitän war
heute nüchtern." — o».
Feine Leute
Rechtsanwalt: „Gleich in zwei
Prozessen soll ich Sie verteidigen?"
Klient: „Ja. Ich Hab' nämlich
den zwei Inhabern der Firma Bruch
und Lolprich gesagt, sie sähen ein-
ander ähnlich. Na, und da haben
sie mich beide wegen Beleidigung
verklagt."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Im Weekendhäuschen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 174.1931, Nr. 4481, S. 390
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg