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Zeichnung von M. Claus

hätte noch allerlei in der Stadt zu
besorgen, und dabei könnte er den
Korb nicht Herumschleppen.

„Dann kaufe ich nicht!" entschied
Tante Paula. „Der Korb ist hübsch,
aber ich habe schon so viele."

Der junge Mann überlegte und
schlug dann vor: „Na schön — also
sagen wir: sechs Mark fuffzig. Aber
den Korb gebe ich dann doch mit
drein, den muß die Dame schon be-
halten. Ich erlaube mir, der Dame
damit ein kleines Geschenk zu machen,
und bitte recht sehr, das nicht für
ungut zu nehmen."

Tante Paula freute sich, bezahlte
sechs Mark fünfzig und kam, uns
triumphierend ihren Einkauf zu zei-
gen. „Was für ein netter junger
Mann!" rühmte sie. „Schenkt mir
noch den Korb dazu. Und in solch
einer liebenswürdigen, bescheidenen

Art-man glaubt gar nicht, wie

nette Manieren man doch manchmal
bei so einfachen Leuten findet." —

Dann versuchten wir die Erd-
beeren. Sie waren wirklich gut, aber
wie das mit allem Guten meistens
ist — — es waren nicht viel davon
da. Der hübsche Korb enthielt näm-
lich nur eine dünne Schicht von Erd-
beeren -darunter lagen dicke

Kartoffeln. Und noch dazu alte!

Robinson

Amweg

Abhilfe

„Schämst du dich nicht, in einer so brenzlichen Situation betroffen zu werden?"
„Du hast recht, Tante. — Elly, tun Sie die Milch vom Feuer!"

Ein Korb Erdbeeren

anbot. „Selber gezogen, meine Dame," sagte er, und Tante Paula
gefiel es, daß der junge Mann, der sehr wenig nach einem Gärt-
ner aussah, so nützlich sich beschäftigt hatte. Er machte den Ein-
druck, als könnte er nützliche Beschäftigungen sehr gut brauchen.
Aber die Erdbeeren waren prächtig, große dunkelrote Früchte,
ganz sauber, ohne Spur von Sand; sie befanden sich in einem
schlichten, aber hübsch geflochtenen Weidenkorbe.

Die Erdbeeren lockten Tante Paula. Sie nahm den Korb
in beide Lände und schätzte ihn auf zwölf Pfund Gewicht. „Was
kosten die Erdbeeren?"

„Sieben Mark fuffzig-wie sie da sind, samt dem Korb,"

erklärte der junge Mann.

Nun, das war nicht teuer. Tante Paula war gewillt, die
Erdbeeren zu kaufen, aber sie scheute jede unnütze Ausgabe, und
deshalb wollte sie die Erdbeeren ohne den Korb. „Der ist doch
mindestens eine Mark wert," meinte sie.

Der Erdbeerenmann sagte, soviel würde der Korb schon kosten,
aber er wollte ihn zusammen mit den Erdbeeren loswerden; er

In unserm Armenhaus war wie-
der einmal große Szene.

Nachts zehn Ahr war's. Gänge
und Treppen lagen bereits in Fin-
sternis; denn Armenhäusler gehören
um diese Zeit ins Bett, und zum
Schlafen, sagt unser Stadtrat, braucht
man kein Licht. Der Gorner Mich!
ist aber soeben erst betrunken einpas-
siert, wird von seiner Eheliebsten mit
Vorwürfen überschüttet, weil er seinen
ohnehin schon unzulänglichen Verdienst auch noch versaufe, statt
mit ihr zu teilen, und will endlich, der Nachtruhe dringend bedürftig
und des ehefraulichen Gebelfers durchaus überdrüssig, von seinem
etwas unartikulierten Plaidoyer zur eheherrlichen Züchtigung über-
gehen, da — entwischt ihm noch im letzten Augenblick die Gattin.

Weil jedoch ungerechter Tadel nicht so schnell vergessen wer-
den kann, so eilt der Gorner Mich! seiner Gesponsin nach, aus
der Stube hinaus und in die Finsternis hinein. And er wird ihrer
auch auf der Treppe habhaft und zahlt ihr nun sogleich, durch
den Fluchtversuch in seinem gerechten Zorn noch gesteigert, die
unverdiente Beanstandung mit Zins und Zinseszins zurück, daß
es nur so patscht und klatscht und lautes Wehgeschrei die Dunkel-
heit erfüllt. Darob stürzen die aus ihrem ersten Schlaf aufge-
scheuchten Lausinsaffen von allen Seiten und von unten und oben
mit Lichtern herbei, in deren Flackerschein nun Mich! Gorner
seinen Irrtum erkennt.

Er hat nämlich statt der Gattin die ledige, brave doch lebens-
lang vom Anglück verfolgte und daher auch, wie sie meinte, um


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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Abhilfe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 174.1931, Nr. 4482, S. 406

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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